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Welt-Aids-Tag
Kardinal Schönborn erinnert in Gottesdienst an Aids-Opfer
Der Wiener Erzbischof veranstaltet anlässlich des Welt-Aids-Tages einen Gedenkgottesdienst für die 36 Millionen an Aids verstorbenen Menschen.

Kardinal Schönborn will "Bereitschaft zum Lernen" zeigen (Bild: Wiki Commons / GuentherZ / CC BY-SA 3.0)
- 15. November 2017, 17:38h 2 Min.
Am Internationalen Welt-Aids-Tag (1. Dezember) laden Kardinal Christoph Schönborn und Gery Keszler, Chef des "Lifeball"-Trägervereins LIFE+, um 22.30 Uhr zum konfessionsübergreifenden Gedenkgottesdienst in den Wiener Stephansdom. Damit wollen der LGBTI-Aktivist und der katholische Erzbischof von Wien an die 36 Millionen Verstorbenen erinnern und ein Zeichen gegen Vorurteile setzen.
Das Wiener Kammer-Orchester und der Philharmonia Chor Wien lassen bei der Veranstaltung Mozarts letzte Komposition unter der Leitung der international renommierten Dirigentin Keri-Lynn Wilson im wichtigsten Gotteshaus Österreichs erklingen. Dazu werden junge Ausnahmetalente wie Tenor Levy Strauss Sekgapane (Operalia-Gewinner 2017) auftreten.
"Mitgefühl ist ganz wichtig für unsere Zeit. Es ist die Gabe, genau hinzuschauen und Bereitschaft zum Lernen zu zeigen. Wir feiern diesen Gottesdienst um für die zu beten, die an Aids gestorben sind, um die Hinterbliebenen zu trösten und um denen Kraft zu erbitten, die an HIV/Aids leiden", so Kardinal Christoph Schönborn über sein Engagement. Der 72-Jährige trat bereits letztes Jahr überraschend beim Red Ribbon Celebration Concert in Wien auf (queer.de berichtete).
"Ich bin Kardinal Schönborn außerordentlich dankbar für das Signal, das er mit dem Gottesdienst in der Domkirche aussendet, und die damit verbundenen Gesten des Aufeinanderzugehens und der Nächstenliebe am Gründungstag unseres Vereins", erklärte Keszler betont berührt über das Zustandekommen des Gottesdienstes am Abend des 25-jährigen Bestehens von LIFE+.
Bischofskonferenz lehnt Gleichbehandlung Homosexueller ab
Die Zusammenarbeit zwischen dem Kardinal und dem Aktivisten, der vor ein paar Jahren von einer FPÖ-nahen Zeitung als "Berufsschwuchtel" bezeichnet wurde, erscheint angesichts der aggressiv ablehnenden Haltung der österreichischen Kirche, wenn es um die politische Gleichbehandlung Homosexueller geht, als eigenartig. Schönborn gehört innerhalb der katholischen Kirche allerdings noch zu den liberaleren Stimmen: So sprach er 2015 davon, dass die rechtliche Anerkennung von Homo-Paaren eine gute Idee sei – der Gleichbehandlung mit Heterosexuellen erteilte er aber eine klare Absage (queer.de berichtete).
Erst vor wenigen Tagen hatte die österreichische Bischofskonferenz vor der Gleichstellung im Ehe-Recht gewarnt (queer.de berichtete). Dabei argumentierten die katholischen Würdenträger, dass die Ehe-Öffnung zu Geschwisterehe und Polygamie führen werde. Schönborn ist seit fast 20 Jahren Chef der Bischofskonferenz.
Nach Ansicht von Bürgerrechtsaktivisten kostet die Haltung der katholischen Kirche Menschenleben: Sie prangern seit Jahrzehnten die politische Schlechterstellung von Homosexuellen als einen der Hauptgründe an, warum der Kampf gegen HIV so langsam Erfolge bringt. Eine Studie von Forschern der Freien Universität Berlin kam erst vergangenes Jahr zu dem Ergebnis, dass die Diskriminierung schwuler Männer das Risiko einer HIV-Infektion drastisch erhöhen würde (queer.de berichtete). (dk)

Wer hat denn Jahrzehnte lang Kondome verteufelt und tut es oft genug noch heute?
Wer erzählt denn in Afrika den Leuten, AIDS käme nicht von Sex, sondern von Kondomen?
Meint die Katholische Kirche etwa, sie könne sich von ihrer Schuld reinwaschen und das Blut an ihren Händen abbekommen, indem sie mal ein wenig für die AIDS-Toten und ihre Waisenkinder "betet"?