Karl-Hinrich Manzke ist seit Dezember 2009 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe (Bild: Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe)
Seinen Bericht (PDF) vor der Herbstsynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe am Samstag in Bückeburg hat Landesbischof Karl-Hinrich Manzke vor allem dazu genutzt, um gegen die Ehe für alle zu wettern. Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch die "schnellen und positiven Reaktionen" der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nach dem Bundestagsbeschluss vom 30. Juni.
"Der Hauptstrang der evangelischen Ethik legt eine begeisterte Zustimmung zum Bundestagsbeschluss zur Ausweitung des Eheverständnisses nicht nahe", sagte Manzke. "Die Besonderheit der Ehe von Mann und Frau liegt in ihrer Ausrichtung auf die Weitergabe des Lebens. Andere Lebensformen entbehren dieser Möglichkeit."
Der 59-Jährige lobte dagegen die katholische Deutsche Bischofskonferenz, deren Reaktion auf die Ehe für alle "gänzlich anders" ausgefallen sei, und hob hervor, dass deren Vorsitzender Verständnis für eine Verfassungsklage gegen die Gleichstellung geäußert habe. Auch die EKD habe noch 1995 in ihrer Orientierungshilfe "Mit Spannungen leben" festgehalten, dass die Institution Ehe heterosexuellen Paaren vorbehalten bleiben müsse. Der Kurswechsel sei nicht nachvollziehbar.
Bekenntnis zur eingetragenen Partnerschaft
Die Grundlagen evangelischer Ethik dürften sich nicht an der Politik orientieren, warnte der Landesbischof: "Oder wollte man in ähnlichen Fällen, in denen der Deutsche Bundestag Entscheidungen in Fragen fällt, die über den rein individualethischen Bereich hinausgehen – sagen wir in der Energiepolitik oder der Frage der Rüstungsausgaben und Waffenexporte – auch danach rufen wollen, dass sich die evangelische Ethik oder die Position der evangelischen Kirche danach sogleich zu richten hätten?"
Manzke forderte als Konsequenz eine breite "freimütige und entschiedene Debatte um das evangelische Verständnis von Ehe und Trauung in der wissenschaftlichen Theologie und der Kirche". Gleichzeitig lobte er das 2001 eingeführte und nun ausgelaufene Institut der Eingetragenen Partnerschaft, mit dem die "Diskriminierung homosexuell Liebender" beendet worden sei. "Der damalige Schritt war aus meiner Sicht überfällig, von der evangelischen Kirche begrüßt und auch gefordert. Es kann nach meinem Geschmack nicht oft genug betont werden, wie gut und richtig dieser Schritt gewesen ist."
Die Landeskirche Schaumburg-Lippe ist mit rund 53.000 Mitgliedern eine der kleinsten der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Segnungen homosexueller Paare sind dort zwar im persönlichen Rahmen möglich, aber nur falls ein Pastor oder eine Pastorin dazu bereit ist und nicht als öffentlicher Gottesdienst. Zudem dürfen für Lesben und Schwule keine Glocken geläutet werden. (mize)