Auch international, hier etwa in der UN-Vollversammlung in New York, machte Robert Mugabe aus seiner homophoben Haltung nie ein Geheimnis
Nach dem am Dienstag angekündigten Rücktritt des 93-jährigen simbabwischen Präsident Robert Mugabe hoffen LGBTI-Aktivisten auf eine Öffnung ihres Landes gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten. "GALZ hat die Nachricht des Rücktritts von Robert Mugabe mit Jubel aufgenommen", erklärte die Organisation Gays and Lesbians of Zimbabwe (GALZ) in einer ersten Reaktion. "Seit 1995 hat GALZ die Brutalität und den Hass Robert Mugabes abbekommen, nur wegen seine Abneigung von Vielfalt. Wir sind begeistert, dass das Gesicht der Brutalität und des Hasses, von der unsere Community verfolgt wurde, Geschichte ist."
Ricky Nathanson von der Trans-Organisation Sexual Rights Center's Trans Research, Education, Advocacy and Training (TREAT) erklärte gegenüber "Washington Blade", dass ihr eine große Last von den Schultern gefallen sei, als sie von Präsident Mugabes Rücktritt erfuhr. Gleichzeitig sei es zu früh vorherzusagen, ob sich die Lage für die LGBTI-Community im Lande verbessere: "Wir können nur hoffen, dass die neue Führung das Ruder herumreißen kann."
Vizepräsident übernimmt die Macht
Der von Mugabe Anfang November entlassene Vizepräsident Emmerson Mnangagwa soll die Amtsgeschäfte offiziell übernehmen. Allerdings hat auch der 75-Jährige eine fragwürdige Vergangenheit: Jahrelang stützte er die Herrschaft Mugabes – und profilierte sich auch offen mit Homophobie. Erst vergangenes Jahr bekräftigte Mnangagwa etwa bei einem UN-Treffen in Genf, dass sein Land Homosexualität nicht zulassen werde.
Mnangagwa hat auch die Führung der Partei Zanu-PF übernommen, mit deren Hilfe Mugabe seit Jahrzehnten Simbabwe autokratisch regiert. Noch ist völlig unklar, ob er sich den demokratischen Spielregeln unterwirft.
Im kommenden Jahr könnten Wahlen stattfinden. Aus der Opposition gab es bereits teilweise positive Signale in Richtung LGBTI-Community: So kündigte Morgan Tsvangirai vergangenes Jahr an, dass er das Homo-Verbot in seinem Land aufheben will (queer.de berichtete). Derzeit stehen auf gleichgeschlechtlichen Sex unter Männern langjährige Haftstrafen. Seit 2006 kann auch homosexuelles "Verhalten" in der Öffentlichkeit – beispielsweise eine Umarmung – als "sexuelle Abweichung" zu einer Gefängnisstrafe führen.
Mugabe hatte außerdem bereits mehrfach den "Unzuchtsparagrafen" genutzt, um politische Gegner auszuschalten. 1996 ließ er etwa seinen Vorgänger im Präsidentenamt, Canaan Banana, wegen angeblicher Homosexualität verhaften und verurteilen. Seither fiel er immer wieder durch Tiraden gegen LGBTI auf: So bezeichnete er Homosexualität als "schmutzige Krankheit" oder drohte Schwulen gar mit Enthauptung. Sein bekanntester Satz lautete, dass Homosexuelle "schlimmer als Hunde und Schweine" seien. (dk)