Von der Polizei veröffentlichte Aufnahmen der Razzia im Club "Escape"
Spezialermittler der tschechischen Polizei haben in den letzten Tagen eigenen Angaben zufolge einen Ring von Menschenhändlern ausgehoben, der teils minderjährige Jungen zur "homosexuellen Prostitution" vermittelt haben soll. Wie die Einheit gegen organisierte Kriminalität der nationalen Kriminalpolizei am Dienstag bekannt gab, drohen vier Hauptbeschuldigten Haftstrafen bis zu zwölf Jahren.
Den Männern werden Menschenhandel, Zuhälterei, Anstiftung zum Geschlechtsverkehr von und mit Kindern und die Beinträchtigung des Aufwachsens von Kindern vorgeworfen. Zwei der vier Männer befinden sich auf richterliche Anordnung inzwischen in Untersuchungshaft; gegen zwei weitere Männer werde ohne des Vorwurfs des Menschenhandels ermittelt, ihnen drohen niedrigere Strafen.
Die Männer werden beschuldigt, mindestens ab 2015 in Prag sowie an anderen Orten der Republik, speziell in Ostrava in der Nähe der Grenzen zu Polen und der Slowakei, die Dienste der jungen Männer angeboten und sich damit bereichert zu haben. Die meisten von ihnen seien zwischen 18 und 25 Jahre alt gewesen und hätten teilweise jünger ausgesehen, so die Polizei, einige waren minderjährig. Die Beschuldigten, denen das Alter der Jungs bekannt gewesen sei, hätten auch Partys mit den Jugendlichen und Freiern im Ausland organisiert, speziell in der Schweiz.
Hauptbeschuldigter stammt aus der Schweiz
Als Hauptbeschuldigten führt die Polizei einen 52-jährigen Schweizer, der im Zentrum von Prag einen Club betreibe, der sich vor allem an ausländische Besucher richte und speziell im Ausland beworben werde. Die Polizei veröffentlichte dazu anonymisierte Videoaufnahmen von spärlich bekleideten jungen Männern bei einer Razzia im Club "Escape". Auf seiner Webseite verspricht er "Erotik-Gay-Shows alle 15 Minuten" und "über 100 Go-go-Boys".
"Die sexuellen Dienstleistungen wurden größtenteils in einem Nachtclub im Zentrum von Prag angeboten, wo Klienten für die Prostituierten Geld bezahlen mussten", sagte Polizeisprecher Jaroslav Ibehej gegenüber Medien. "Sie konnten sie dann aus dem Club mitnehmen und hatten dann vor allem in Hotels Sex mit ihnen."
Prostitution ist in Tschechien nicht illegal, allerdings stehen diverse Formen organisierter Prostitution unter Strafe. In den letzten Jahren hatte das Land zugleich das Vorgehen gegen Menschenhandel verschärft: Die Republik gilt als Quelle, Transitland und Ziel von Menschenhandel sowohl im Bereich der Zwangsprostitution als auch bei illegaler Arbeit. Zu den betroffenen Männern im vorliegenden Fall machte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben. (cw)