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Event des British Council
LGBTI-Filmfest in Istanbul verboten
Nach dem kompletten Verbot von queeren Kulturveranstaltungen in Ankara wurde nun auch eine Kurzfilmnacht in Istanbul untersagt. Gegen die Verbote regt sich Protest, auch auf der Straße.
- 25. November 2017, 00:47h 3 Min.
Die plötzliche Welle von Verboten von kulturellen Veranstaltungen der queeren Szene der Türkei geht weiter: Am Freitag hat der Gouverneur des Istanbuler Bezirks Beyoğlu eine für Samstag geplante LGBTI+-Filmvorführung samt anschließenden Gesprächs- und Interviewrunden verboten.
Für die Veranstaltung, von der man über soziale Netzwerke erfahren habe, sei keine Genehmigung eingeholt worden, hieß es in einer kurzen Stellungnahme des Gouverneuramtes. Auch könnten die Aktivitäten eine Gefährung der öffentlichen Ordnung, Sicherheit und Moral darstellen. Bei der Veranstaltung handelt es sich um einen Kurzfilmwettbewerb, den das "Pink Life KuirFest" zusammen mit dem British Council abhalten wollte.

In der letzten Woche hatte bereits der – von der nationalen AKP-Regierung direkt bestimmte – Gouverneur der Hauptstadt Ankara eine Veranstaltung des "KuirFest" mit Filmen aus Deutschland verboten, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft stattfinden sollte (queer.de berichtete). Wenige Tage später gab der Politiker bekannt, dass bis auf weiteres alle von "LGBTI-Nichtregierungs-Organisationen" durchgeführten kulturellen Veranstaltungen verboten seien, darunter Kino- und Theatervorführungen, öffentliche Debatten oder Lesungen. Auch diese Verbote waren mit der öffentlichen Sicherheit und Moral begründet worden (queer.de berichtete).
Damit entfiel auch der für letzten Mittwoch geplante Ankara-Termin des British-Council-KuirFest-Wettbewerbs. Das eigentliche "KuirFest" ist für nächsten Januar in beiden Städten geplant, es wäre die siebte Ausgabe.
Demonstration in Ankara
Das queere Filmfestival und die Organisation Kaos GL haben inzwischen angekündigt, gegen das Gouverneurs-Verbot in Ankara gerichtlich vorzugehen. Widerstand regt sich an vielen Stellen: So hielten Studenten der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara am Freitag ein queeres Solidaritäts-Filmfestival ab und ließen sich bei der Vorführung des deutschen Films "Romeos" auch nicht vom Sicherheitsdienst der Uni und zwischenzeitlich abgestellten Strom einschüchtern. Ähnliche Szenen hatten sich an der Uni bereits am Mittwoch abgespielt. Am Freitagabend demonstrierten allerdings hunderte Studenten nach der Veranstaltung durch das Gelände der Uni zum Amt des Rektors.
/ elfpostasiAnkara ValiliÃ"Ÿi'nin bahsettiÃ"Ÿi "Ahlak" bugün ODTÜ'de yerle bir edildi: LGBTÃ"° ve kadÃ"±nlar, bugün ODTÜ'de bütün engellemelere, yasaklara raÃ"Ÿmen itaat etmedi ve eylemlerini tamamladÃ"±lar! pic.twitter.com/flX8Zmubyk
— elf postasÃ"± (@elfpostasi) November 24, 2017
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Als Zeichen des Protests hatte die Deutsche Botschaft in Ankara in der letzten Woche die Regenbogenflagge an ihrem Gebäude ausgehangen. Europa-Staatsminister Michael Roth hatte das Verbot auf Twitter kritisiert und am Dienstag in einer Rede im Auswärtigen Amt betont: "Die Freiheit der Kunst und die Rechte von Minderheiten sind unantastbar – auch in der Türkei!" Bei der zusammen mit der Hirschfeld-Eddy-Stiftung des LSVD organisierten Veranstaltung sprachen Politiker und Aktivisten aus dem In- und Ausland über die Situation von LGBTI auf dem Westbalkan und in der Türkei.
In Stellungnahmen hatten u.a. auch Mitglieder der LGBTI-Intergroup des Europäischen Parlaments und Nils Muižnieks, der Menschenrechtskommissar des Europarats, das aktuelle Verbot in Ankara kritisiert. Seit rund zwei Jahren sind entsprechende Ermahnungen zum Alltag geworden: Nach dem überraschenden Verbot des Istanbul Pride 2015, der in den Vorjahren noch zehntausende Menschen auf die Straße locken konnte, waren mehrfach LGBTI-Demonstrationen im ganzen Land verboten und teils mit Polizeigewalt niedergeschlagen worden, darunter jeder Pride und Trans Pride in Istanbul seitdem (queer.de berichtete). (nb)
Links zum Thema:
» Webseite KuirFest
» Webseite Kaos GL















