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Synode in Stuttgart

Württemberg: Kulturkampf um die "Trauung für alle"

Kurz vor einer entsprechenden Debatte der Synode der evangelischen Landeskirche fordern Initiativen, mehr als nur eine vage Minimallösung mit vielen Ausnahmen zu beschließen. Bereits deren Verabschiedung ist ungewiss.


Die Evangelische Landeskirche in Württemberg ist bislang Schlusslicht in der Behandlung homosexueller Gläubiger (Bild: flickr / Cjames Fotografia / by 2.0)

  • 27. November 2017, 13:41h 29 4 Min.

Zu Beginn der Herbstsynode der Evangelische Landeskirche in Württemberg haben mehrere Organisationen an die Delegierten appelliert, Trauungsgottesdienste für schwule und lesbische Paare zu ermöglichen. Entsprechende Anträge stehen für Dienstag auf der Tagesordnung der Versammlung im Stuttgarter Hospitalhof.

Württemberg ist derzeit die einzige der 20 Landeskirchen, die die öffentliche Segnung von Homosexuellen verbietet. Zuletzt hatte die Landeskirche Sachsen die Segnung von Homo-Paaren zumindest "im Einzelfall" zugelassen (queer.de berichtete). Am letzten Freitag beschloss zudem die evangelisch-reformierte Kirche, Homo-Paare beim "Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung" grundsätzlich gleichzustellen – allerdings nicht verpflichtend für die einzelnen Gemeinden (queer.de berichtete).


Der Stand in den Landeskirchen Mitte letzter Woche, noch ohne die Verbesserung bei der bundesweiten Reformierten Kirche mit Sitz in Ostfriesland (Bild: HUK)

Die rund zwei Millionen Mitglieder und fast 1.300 Gemeinden zählende Kirche in Württemberg mit Sitz in Stuttgart gilt allerdings als eine der konservativsten Landeskirchen, die insbesondere durch evangelikale Strömungen geprägt ist, in denen teilweise noch eine "Heilung" Homosexueller propagiert wird. Daher wird bei der Synode mit Widerstand gegen eine Liberalisierung gerechnet.

Trauung oder "Amtshandlung"?

Zur Debatte bei der Synode steht zunächst ein Antrag von 31 Synodalen des Gesprächskreises "Offene Kirche" (PDF), der eine vollständige Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen und verschiedengeschlechtlichen Paaren durch eine Änderung der Trauordnung vorsieht. Das Wort "Ehe" würde schlicht ersetzt durch die Worte: "Ehe von zwei Personen verschiedenen oder gleiches Geschlechts oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft".

Der Oberkirchenrat plädiert hingegen in seinem Antrag (PDF) für eine "Regelung, die alle Gesprächskreise mittragen können": Mit einer erst später näher zu gestaltenden "Amtshandlung" anlässlich der Begründung einer Ehe oder einer Umwandlung einer Lebenspartnerschaft. Diese "Handlung", die einen Segen in einem Gottesdienst, aber keine Trauung ermöglicht, müsste von der jeweiligen Gemeinde zunächst grundsätzlich beschlossen werden, mit einer Drei-Viertel-Zustimmungsquote von Pfarramt und Kirchengemeinderat. Auch werde die "Amtshandlung" nicht gewährt, wenn diese ein "begründetes Ärgernis in der Gemeinde erregen würde". Im Land der Petitionen und Demonstrationen gegen Schulaufklärung über LGBTI könnte Homo-Paaren statt einer erwünschten Segnung also Ausgrenzung drohen.


Bild: Evangelische Landeskirche in Württemberg

Die Entwürfe brauchen am Dienstag in erster Lesung jeweils eine einfache Mehrheit, um am Mittwoch in zweiter Lesung endgültig beraten zu werden. Hier ist eine Zweidrittel-Mehrheit in geheimer Abstimmung nötig. Die "Offene Kirche" ist mit 32 Stimmen zweitstärkste Kraft in der Synode mit insgesamt 98 Stimmen, die "Lebendige Gemeinde" als Zusammenschluss evangelikaler Christen mit pietistischem Hintergrund kommt auf 43 Stimmen. Diese Gruppe hatte noch im letzten Jahr Segnungen von Homo-Paaren komplett abgelehnt (queer.de berichtete) und lehnt aktuell in einer ausführlichen Stellungnahme jeden Kompromiss ab. Findet kein Antrag eine Zustimmung, bleibt es laut einer Zusammenfassung der Kirche "bei der bisherigen Praxis der Begleitung gleichgeschlechtlicher Paare in der Seelsorge, die mit einer Segnung verbunden sein kann".

"Ausgrenzung beenden"

"Die Delegierten der Landessynode sollten ihre Chance nutzen, um die Diskriminierung und Ausgrenzung von Lesben und Schwulen in der Landeskirche zu beenden", forderte am Montag Brigitte Aichele-Frölich aus dem Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Baden-Württemberg. "Kirchen müssen besonders jetzt für Zusammenhalt werben und deutlich machen, dass sich Religion und Akzeptanz von Lesben und Schwulen nicht ausschließen müssen."

Der Verband forderte die Landeskirche auf, dem Entwurf von "Offene Kirche" zu folgen. "Wir möchten die Mitglieder der Landeskirche Württemberg aufrufen, sich aktiv an der Diskussion auf der Landesynode zu beteiligen und die 'Offene Kirche' darin zu bestärken, diesen Weg der Akzeptanz von Lesben und Schwulen weiterzugehen und für eine offene und vielfältige Landeskirche einzutreten."

"Im Jahr der Reformation, das unter dem Motto '…da ist Freiheit', steht, wäre ein Ja zur Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare die einzig richtige Entscheidung", betonte am Montag auch Judith Quack von der "Initiative Regenbogen", in der sich rund 25 Gemeinden der Landeskirche versammelt haben, die für Segnungen homosexueller Paare offen sind. Auch sie unterstützt den Antrag der "Offenen Kirche": "Meiner persönlichen Meinung als Kirchengemeinderätin nach diskriminiert die bisherige Haltung der Kirche Homosexuelle."

Die in Tamm bei Stuttgart ansässige Gruppe "Bruderschaft des Weges" hatte letzte Woche hingegen gefordert, die Anerkennung von Homo-Paaren kategorisch abzulehnen, da es sich bei Homosexualität nicht um eine "Schöpfungsvariante" handle. In der aus der Homo-"Heiler"-Organisation "Wüstenstrom" hervorgegangenen Gruppe versammeln sich Menschen, die ihre Homosexualität aus Glaubensgründen nicht ausleben (queer.de berichtete). Druck machte auch die Initiative "Zukunft-Verantwortung-Lernen", die mit einer Online- und Offline-Petition mit großem Zuspruch den Kampf gegen den Bildungsplan im Ländle begonnen hatte. Sie beklagte in einer Pressemitteilung etwa, eine Öffnung der Kirche weise in Bezug auf Pfarrer, die diese ablehnten, "repressive Züge auf" und zeige "in eine gesinnungstotalitäre Zukunft". (nb)

#1 OkkultismusAnonym
  • 27.11.2017, 13:51h
  • Überschrift: "Kulturkampf"?
    Nein: Kultkampf!

    Christen haben einen Kult, jedoch keine Kultur.

    Offenbar jedenfalls keine Kultur, die deutsche Gesetze vorbehaltlos akzeptiert und realisiert.

    Christen frönen also einem Kult, den man wohl als verbrecherisch bezeichnen kann.

    www.kirchenaustritt.de
  • Direktlink »
#2 goddamn liberalAnonym
  • 27.11.2017, 14:14h
  • "Sie beklagte in einer Pressemitteilung etwa, eine Öffnung der Kirche weise in Bezug auf Pfarrer, die diese ablehnten, "repressive Züge auf" und zeige "in eine gesinnungstotalitäre Zukunft". "

    Hier zeigt sich wieder mal die totale moralische Enthemmung klerikaler Reaktionäre, wenn es um uns geht.

    Faschismus, Maoismus, Stalinismus: Jede repressive und totalitäre Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhundert hat uns verfolgt, wenn nicht ermordet.

    Auch die 'christlich' Daherkommenden (Franco u.a.), auch die islamischen (Khomenei u.a.).

    Hier zeigt sich die Täter-Opfer-Umkehr als perfider rhetorischer Kniff.

    Wer dazu fähig ist, ist zu allem fähig.
  • Direktlink »
#3 SodomUndGomorraAnonym
  • 27.11.2017, 14:14h
  • Die evangelisch-lutherische Kirche in Schaumburg Lippe bietet nur Segnung an, und das wiederum nur, wenn es ein Pfarrer zufällig möchte. Da es bei denen noch keinen Beschluss gibt, wurde über queer.de dieses Gebiet Schaumburg Lippe in einem anderen Artikel ebenfalls rot gekennzeichnet. Rot = Trauung nicht möglich.

    Der zu dieser Kirche gehörende Bischof äußerte sich wie folgt in diesem Artikel:

    www.queer.de/detail.php?article_id=30123

    Wenn schon berichtet wird, dann bitte korrekt. Danke.
  • Direktlink »

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