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Aufarbeitung

Kanada: 100 Millionen Dollar für Opfer der Homo-Verfolgung

Die Regierung von Justin Trudeau will sich bei homosexuellen Opfern staatlicher Verfolgung entschuldigen und eine angemessene Entschädigung bezahlen.


Premierminister Justin Trudeau zeigte sich seit seinem Amtsantritt bei LGBTI-Fragen sehr engagiert (Bild: Chris Schwarz / Government of Alberta)

  • 28. November 2017, 15:04h 4 2 Min.

Die kanadische Regierung hat laut "Canadian Press" mehr als 100 Millionen Dollar (65 Millionen Euro) für die Entschädigung von Opfern der Verfolgung sexueller Minderheiten beiseite gelegt. Das Geld soll an Personen ausgezahlt werden, die etwa im Militär oder anderen staatlichen Einrichtungen wegen ihrer Homo- oder Bisexualität diskriminiert bzw. entlassen worden sind. Im Militär war Homosexuellen der Dienst bis zum Jahr 1992 verboten.

Die Entschädigung ist die Folge von Sammelklagen, die Opfer der Verfolgung eingebracht haben, um Druck auf die Regierung des liberalen Premierministers Justin Trudeau auszuüben. Die Details der Entschädigung müssen noch ausgearbeitet und von einem Bundesgericht abgesegnet werden. Es wird erwartet, dass mehrere tausend Personen Anspruch auf Entschädigung haben werden.

Damit geht Kanada viel weiter als Deutschland, wo nur ausgewählte Männer, die aufgrund des Paragrafen 175 eingesperrt worden waren, einen eher symbolischen Betrag erhalten (queer.de berichtete). Männer, die beispielsweise wegen ihrer Homosexualität aus der Bundeswehr gefeuert wurden, erhalten anders als in Kanada keinen einzigen Cent.

Formelle Entschudigung im Parlament von Ottawa

Außerdem hatte Premierminister Trudeau bereits vor gut einer Woche eine formelle Entschuldigung für die Verfolgung von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten angekündigt, die er noch am Dienstag im Unterhaus verlesen will. Der liberale Politiker versprach, dass man nun gemeinsam den Weg zur Gleichstellung gehen werde.

Twitter / JustinTrudeau
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Zudem plant die Regierung Medienberichten zufolge weitere Leistungen, etwa eine finanzielle Unterstützung für Projekte gegen Homophobie. Im Jahr 2019 solle außerdem des 50. Jahrestags der Entkriminalisierung von Homosexualität auf Bundesebene gedacht werden; Betroffene und deren Angehörige sollen auf Antrag eine Streichung der Verurteilungen durch Zivil- und Militärgerichte erreichen können.

Die Aufhebung des Homo-Verbots ist vor allem auf Initiative des damaligen Justizministers Pierre Trudeau zurückzuführen, der später zum Premierminister gewählt wurde – Pierre Trudeau ist der Vater des gegenwärtigen Regierungschefs.

Justin Trudeau hat bereits seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2015 einen politischen Schwerpunkt auf die LGBTI-Gleichbehandlung gelegt: Als erster Regierungschef hisste Trudeau persönlich auf dem Parlamentshügel in Ottawa die Regenbogenfahne. Er kündigte außerdem an, die Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität zu verbieten, verpasste Kanada eine geschlechtergerechte Nationalhymne und fand auch zu dem Massaker in Orlandos queerem Club "Pulse" schnell einfühlsame Worte. Außerdem nahm er als erster Regierungschef in der Geschichte Kanadas am CSD von Toronto teil. Vor einem Jahr ernannte Trudeau außerdem einen Sonderberater für LGBTI-Fragen, um die Verfolgungsgeschichte aufzuarbeiten. (dk)

#1 hugo1970Ehemaliges Profil
  • 28.11.2017, 19:29h
  • Ein Parade Beispiel für eine gerechte Welt!
    Hoffentlich bleibt der Premierminister sehr lange im Amt.
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#2 AchilleusProfil
  • 28.11.2017, 19:35hDuisburg
  • Das ist ein Witz! Was daraus dann wird, kann man hier sehen:

    www.queer.de/kommentar.php?komm_id=30176

    Besser wäre es, Gelder in professionelle Jugendarbeit und Bildungsangebote, auch über eine Bundesstiftung, zu investieren, d.h. die angeblichen 100 Millionen (die niemals ausgezahlt werden!) wirklich auszuzahlen.

    Individuelle Entschädigungen sind nur sehr schwer zu realisieren. Die meisten Menschen sehen ihr Leben eben als ihr tatsächlich gelebtes Leben an.

    Wiedergutmachen kann man etwas aber, indem man der nachfolgenden Generationen ganz andere Chancen, Angebote und Möglichkeiten bietet. Das gilt ja auch für Frauen, die viele Tätigkeiten nicht ausüben durften.
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#3 AmurPrideProfil
  • 29.11.2017, 12:47hKöln
  • Antwort auf #2 von Achilleus
  • Lieber Achilleus,

    ich bin mir da gar nicht so sicher, wie Du Dir zu sein scheinst.

    Aus einer Veranstaltung im Zusammenhang mit dem §175 weiß ich, das es für viele Betroffene sehr, seht wichtig ist, eine solche Entschädigung zu bekommen.
    Sie ist ein symbolisches Eingeständnis des erlittenen staatlichen Unrechts.
    Und für viele damit die Möglichkeit, oftmals am Ende ihres Lebens, endlich ihren inneren Frieden damit machen zu können.

    Und das Du nun hingehst und ihr Leid, ihr erlittenes Unrecht, ihren Zorn und Wut, ihre Chance auf inneren Freden als unwichtiger definierst als z. B. die ""..Gelder in professionelle Jugendarbeit und Bildungsangebote [..] zu investieren.."", empfinde ich als zumindest ziemlich empathiefrei!

    Ich frage mich im Moment sogar ob die Betroffenen Deine Forderung nicht sogar als erneute Diskriminierung auffassen würden.
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