Im Freistaat Sachsen ist Homophobie laut dem jährlich erstellten "Sachsen-Monitor" angestiegen: 36 Prozent der Bevölkerung stimmten demnach der Aussage "Eine sexuelle Beziehung zwischen Personen des selben Geschlechts ist unnatürlich" zu. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Für die Umfrage wurden im Sommer im Auftrag der Staatsregierung 1.006 repräsentativ ausgewählte Erwachsene vom Meinungsforschungsinstitut dimap befragt.
Der Beirat zum "Sachsen-Monitor" erklärte in einer Stellungnahme, dass homophobe Aussagen im Freistaat "signifikant angestiegen" seien (PDF). Bei der Vorstellung der Ergebnisse machte dimap-Meinungsforscher Reinhard Schlinkert insbesondere die Debatte um die Ehe für alle für die steigende Homophobie verantwortlich.
Im Umgang mit Homosexualität gibt es große Unterschiede je nach Bildungsgrad, Alter und Geschlecht der Befragten. So halten 45 Prozent der Personen mit maximal Hauptschulabschluss Homo-Paare für unnatürlich; bei Hochschulabsolventen sind es "nur" 26 Prozent. In der Gruppe der 18- bis 29-jährigen hegt jeder Sechste homophobe Einstellungen, in der Gruppe der über 70-Jährigen dagegen jeder Zweite. Des weiteren ist Homo-Hass ein eher männliches Problem: Für 42 Prozent der sächsischen Männer sind gleichgeschlechtliche Paare "unnatürlich", aber lediglich für 32 Prozent der Frauen.
Sachsen haben auch Vorurteile gegen Ausländer und Arbeitslose
Im Bereich der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit", also des Hasses gegen "Personen aufgrund ihrer gewählten oder zugewiesenen Gruppenzugehörigkeit", gibt es gegen einige Gruppen noch größere Vorbehalte als gegen Homosexuelle: So erklärten 56 Prozent der Sachsen, dass Deutschland wegen Ausländern "überfremdet" sei – obgleich der Ausländeranteil in Sachsen mit drei Prozent verschwindend gering ist. Auch gegen Langzeitarbeitslose, Sinti und Roma sowie Muslime hegt ein großer Teil der Bevölkerung Vorurteile. Allerdings haben diese Zahlen im Vergleich zum Vorjahr im Gegensatz zur Homophobie leicht abgenommen.
Die weiteren Ergebnisse des "Sachsen-Monitor" zeigen, dass die Menschen im Land eigentlich mit ihrer persönlichen Situation zufrieden sind, sich aber benachteiligt fühlten. So erklärte fast die Hälfte, man fühle sich als "Bürger zweiter Klasse".
Sachsen sorgte vor allem bei der Bundestagswahl für Schlagzeilen, als die AfD mit Parolen gegen Minderheiten 27 Prozent der Zweitstimmen erobern konnte und damit stärkste Partei wurde. Allerdings zeigen auch Umfragen aus anderen Bundesländern, dass Homophobie weit verbreitet ist: So unterstützte fast die Hälfte der Befragten im vor einem Monat veröffentlichten "Thüringen-Monitor" die These, dass Homosexuelle damit aufhören sollten, "so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen" (PDF). (dk)