Das Monument der Unabhängigkeit in Taschkent. Im usbekischen Strafrecht lebt die Verfolgung Homosexueller aus Sowjet-Zeiten weiter (Bild: Dan Lundberg / flickr)
In der usbekischen Hauptstadt Taschkent hat die Polizei vor wenigen Tagen zwei Männer festgenommen, denen sie homosexuelle Handlungen vorwirft. Das berichteten usbekische Medien am Mittwoch mit Verweis auf das Innenministerium.
Den 1994 und 1998 geborenen Männern "mit nicht-traditioneller Orientierung" wird demnach vorgeworfen, sich Anfang September kennengelernt und dann gemeinsam eine Mietwohnung im Mirzo-Ulugbek-Viertel bezogen zu haben. Dort hätten sie miteinander Sex gehabt. Einer der Männer habe die Handlungen gefilmt, so die Medien unter Verweis auf das Ministerium. Auch habe eine – von internationalen Menschenrechtsorganisationen als Folter eingestufte – Analuntersuchung ergeben, dass einer der Männer mehrfach Geschlechtsverkehr mit einem Mann gehabt habe.
Deshalb sei am 20. November ein Verfahren nach Artikel 120 des Strafgesetzbuches eingeleitet worden. Dieser sieht für freiwillige sexuelle Handlungen zwischen zwei Männern bis zu drei Jahre Haft vor.
Homo-Verbot soll bleiben
Usbekistan, ein Land mit immerhin fast 30 Millionen Einwohnern, von denen rund 90 Prozent sunnitische Muslime sind, ist neben Turkmenistan die einzige Ex-Sowjetrepublik, die am Verbot von homosexuellen Handlungen unter Männern festhält. Im Rahmen der UPR-Verfahrens der UN hatte der Staat im Jahr 2013 angegeben, dass es keine Pläne zur Abschaffung des Paragrafen gebe, da er Traditionen widerspiegele, die sich in über 1.000 Jahren entwickelt hätten.
Berichten von Menschenrechtsorganisationen zufolge wird das Gesetz von der Polizei des laizistischen und autoritären Staates selten und vor allem zur Erpressung eingesetzt – sowie zur Verfolgung von Regimegegnern und Journalisten (queer.de berichtete). 2009 wurde allerdings ein Aids-Aktivist zu sieben Jahren Haft verurteilt, weil er Homosexualität "gefördert" habe (queer.de berichtete). 2011 wurde er aus der Haft entlassen.
Im letzten Jahr hatte der – inzwischen verstorbene – Langzeit-Präsident Islam Karimow Homosexualität als "geschmacklose Kultur" des Westens und Geistesstörung bezeichnet (queer.de berichtete). Vor wenigen Wochen sorgte ein Video aus Usbekistan in sozialen Netzwerken für Empörung, in der mehrere Männer einen nackten Mann wegen angeblicher Homosexualität öffentlich demütigen, beleidigen und geradezu foltern. Sie waren wenige Tage später von der Polizei festgenommen und mit mehreren Anklagepunkten belegt worden.
In Russland wehrt sich derzeit der schwule Journalist Chudoberdi Nurmatow gegen eine Abschiebung nach Usbekistan (queer.de berichtete). (nb)
"Ca. 89 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, etwa 8 % russisch-orthodox (meist Angehörige der russischen Minderheit). Darüber hinaus gibt es schiitische Muslime (vor allem in Buchara und Samarkand) sowie Angehörige anderer christlicher Konfessionen in Usbekistan (Angehörige der Armenisch-Apostolischen Kirche, der Katholischen Kirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche und diverser protestantischer Gemeinden) ..."
de.wikipedia.org/wiki/Usbekistan#Religionen