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Homosexualität im Profi-Fußball

Gemischte Reaktionen auf das Coming-out von Pascal Erlachner

Von Schweizer LGBTI-Verbänden und Medien wird der schwule Schiedsrichter als "beispielhaftes Vorbild" gelobt. Von offizieller Seite gibt es Zurückhaltung, im Netz toben sich homophobe "Wutbürger" aus.


Pascal Erlachner hat sich am Wochenende in der Zeitung "SonntagsBlick" als erster Aktiver im Schweizer Profi-Fußball als schwul geoutet (Bild: SRF)
  • 11. Dezember 2017, 06:58h 20 3 Min.

Das Coming-out des Schweizer Super-League-Schiedsrichters Pascal Erlachner in der Zeitung "SonntagsBlick" rief am Wochenende Reaktionen in aller Welt hervor. "Ja, ich bin schwul – na und?", hatte der 37-Jährige in dem Interview erklärt. "Ich bin reif für diesen Schritt und gespannt, was ich damit auslöse" (queer.de berichtete).

Schweizer LGBTI-Verbände reagierten erwartungsgemäß begeistert. Der Dachverband Regenbogenfamilien erklärte etwa auf Twitter, er freue sich "über das beispielhafte Vorbild". Es sei "höchste Zeit" gewesen, dass sich jemand im Fussball outet, meinte der Co-Präsident von Pink Cross Michel Rudin gegenüber dem Privatsender Tele Bärn. "Der Unterschied zu anderen Sportarten ist im Fussball dieses Hervorheben der Männlichkeit und offensichtlich werden schwule Menschen nicht mit Männlichkeit assoziert, was natürlich absolut absurd ist."

Erlachner hätte "Standing Ovation verdient"


Pascal Erlachner auf der Titelseite des "SonntagsBlick" (Bild: Andreas Böni / twitter)

Auch die Reaktionen vieler Medien und Journalisten waren positiv. "Für seinen Mut hätte Erlachner eine Standing Ovation verdient!", kommentierte der stellvertretende Fussball-Chef der Zeitung "Blick", Michael Wegmann. "Wir sagen BRAVO!", twitterte Radio Gelb-Schwarz, das Fanradio des Berner BSC. "Bravo!", meinte auch Onur Ogul von der "Schweizer Illustrierten" in einem Tweet und spekulierte über eine Kettenreaktion: "Welche Profispieler sich jetzt zu Hause wohl den Kopf über ihr wohlgehütetes Geheimnis zerbrechen?"

Von Pascal Erlachner selbst wird es aufgrund von Exklusivvereinbarungen zunächst keine weiteren Wortmeldungen geben. Das Schweizer Fernsehen verpasste ihm für die nächsten beiden Wochen einen Maulkorb, da am 21. Dezember ein Dokumentarfilm von Olivier Borer über den schwulen Schiedsrichter gesendet wird. Am Sonntag veröffentlichte der Sender einen kurzen Teaser zur Doku.

Twitter / srfsport | Teaser zur SRF-Doku über Pascal Erlachner
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Schweigen beim Schweizerischen Fußballverband

Von offizieller Seite ist zum Coming-out Erlachners dagegen wenig zu hören. Am meisten Unterstützung kam von Luigi Ponte, dem Präsidenten des schweizerischen Schiedsrichterverbands. "Es ist ein wichtiger Schritt, ein guter Schritt und ich bin stolz auf ihn!", erklärte Ponte gegenüber Tele Bärn. "Ich hoffe dieser Schritt von Pascal hat eine Vorbildfunktion und ermutigt weitere Menschen die in Angst leben müssen, die nicht frei sein können und sich Gedanken machen, die eigentlich nicht vorhanden sein sollten."

Der Schweizer Schiedsrichter-Chef Cyril Zimmermann hatte dagegen in der "SonntagsZeitung" erklärt, er sehe das Coming-out "auch kritisch, weil ich nicht weiß, ob das Fußballgeschäft dafür bereit ist. Die Reaktionen sind nicht absehbar." Vom Schweizerischen Fußballverband gibt es bislang keine Stellungnahme, ihm war das Coming-out nicht einmal eine Nachricht wert.

Empörung über "ständige Hervorhebung der sexuellen Präferenzen"

Wie von Pascal Erlachner selbst erwartet, wurden in sozialen Netzwerken auch offen homophobe Stimmen vereinzelter "Wutbürger" laut. "Das hat mit Mut nichts zu tun, er hat nichts zu befürchten", postete etwa ein Karl Müller auf Twitter. "Mutig wäre ein Schiedsrichter, der die ständige Hervorhebung der sexuellen Präferenzen kritisieren würde."

Manche kritischen Stimmen trafen jedoch auch einen wunden Punkt. Der Fußball-Blogger "ROBBERYblog" kritisierte etwa mit harschen Worten die Exklusivvermarktung des Coming-outs als "Teil des Problems". (cw)

Twitter / ROBBERYblog
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#1 BEARAnonym
  • 11.12.2017, 07:09h
  • Interessant ist halt nur, dass "die ständige Hervorhebung der sexuellen Präferenzen" die Leute nur dann stört, wenn es um NICHT Heterosexuelles geht.

    Ansonsten müssen wir genau diese "ständige Hervorhebung der (hetero-)sexuellen Präferenzen" nämlich IMMER UND ÜBERALL ertragen. Auch wenn wir dadurch oft genug unsichtbar gemacht werden.

    Sowas nenne ich, noch relativ freundlich ausgedrückt, mit zweierlei Maß messen. Oder auch Doppelmoral.

    Nach wie vor geht es halt darum, dass diese Wutbürger von uns nichts hören wollen, uns ausblenden wollen, uns unsichtbar machen wollen.
    Und deshalb war das Coming-out genau der richtige Schritt.
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#2 WillieAnonym
  • 11.12.2017, 07:36h
  • Interessant, dass überall wo die Wutbürger kommentieren, es immer gegen die Presse geht--
    ein Schelm, wer Trump dabei denkt--

    Und ja, mir ist eine alberne, kommerzielle, manchmal unzuverlässige Presse lieber, als eine Propagandamaschine.
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#3 krakalaAnonym
  • 11.12.2017, 08:13h
  • Ach ja ist klar, an halbnackten Weibern im TV stört sich keine Sau oder an sexualisierten Produkte (Ü-Eier für Mädchen, Haarshampoo für Männer, etc.).
    Wenn ein Kerl angibt er hätte eine Frau, würde heiraten... meh.
    Pornografische Inhalte? Yeah!

    Aber wehe wenn rauskommt jemand sei schwul! TÖTEN TÖTEN! BUH! BÖSES SEX! DENKT DOCH JEMAND AN DIE ARMEN KINDER!
    Und bei dem Shitmob möchte ihm tatsächlich noch jemand den Mut absprechen.
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