Mormonentum als Fetisch: Das schwule Porno-Label "Mormon Boyz" zeigt Burschen, die sich als mormonische Missionare verkleiden und so gar nicht den Vorgaben der Kirche folgen
Ein von der amerikanischen Mormonenkirche 1981 herausgegebener Ratgeber mit dem schlichten Titel "Homosexuality" ist am Dienstag vom Whistleblower-Portal MormonLeaks online gestellt worden. Örtliche Führungskräfte der homofeindlichen Kirche sollten mit diesem Dokument homosexuelle Mitglieder zur "Umkehr" bewegen.
Mit dem Ratgeber sollten Mormonen informiert werden, um "das Problem der Homosexualität zu verstehen und zu behandeln". Die gleichgeschlechtliche Liebe, heißt es darin, "pervertiert die ordnungsgemäße Nutzung der Zeugungskraft", enthalte "Gottes Kindern" das Familienleben vor, würde alle Beteiligten "entwerten und herabwürdigen" und sei "genauso sündhaft wie heterosexuelles Fremdgehen". Außerdem, so warnt das Dokument ausdrücklich, könne Homosexualität "gewalttätiges und kriminelles Verhalten" umfassen.
Bereits junge Mormonen sollten vor Homosexualität gewarnt werden. Zu den exotischeren Hinweisen gehört die Warnung, dass Selbstbefriedigung schwul oder lesbisch machen könne – wer dies praktiziere, erhöhe die Wahrscheinlichkeit zukünftiger homosexueller Kontakte. "Frühe Masturbationserfahrungen bringen dem Menschen sexuelle Gedanken näher, an die man sich gewöhnen kann und die homosexuelle Interessen verstärken können", heißt es in dem Papier.
Jungs würden bereits in "der frühen Kindheit" homosexuelle Erfahrungen sammeln, während Mädchen erst "im späten Teenageralter" oder zwischen 20 und 30 mit gleichgeschlechtlichem Verlangen konfrontiert werden würden – und zwar meist von Leuten, die sie bereits kennen.
Mormonen wollen Homosexuelle "heilen"
In dem Papier wirbt die Sekte zudem für Homo-"Heilung". "Homosexuelles Verhalten ist erlernt" und könne "überwunden" werden. Als Grund für Homosexualität sehen die Mormonen insbesondere eine negativen familiären Hintergrund. Auch wenn Kinder nur wenige Freunde hätten oder sich anders als ihre Mitschüler fühlten, sei Vorsicht geboten. Außerdem könnten Eltern "ungesunde sexuelle Einstellungen" auf ihren Nachwuchs übertragen.
Die Mormonenkirche gilt auch heute noch als eine der homofeindlichsten religiösen Gruppen in den USA. Erst vor einem halben Jahr kündigte die Sekte an, die Zusammenarbeit mit den Pfadfindern einzuschränken. Der Grund: Die "Boy Scouts of America" sagten der Diskriminierung von Homo- und Transsexuellen den Kampf an (queer.de berichtete).
Wiederholt hat sich die Glaubensgemeinschaft auch politisch gegen die Gleichbehandlung von LGBTI engagiert. Der größte politische Erfolg war die Unterstützung des Volksentscheids "Proposition 8" im Jahr 2008, der die vorläufige Abschaffung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Kalifornien zur Folge hatte (queer.de berichtete).
Homosexuelle Kirchenmitglieder haben bis heute einen schweren Stand: 2015 kündigte die Führung etwa an, selbst Kinder aus Regenbogenfamilien aus der Glaubensgemeinschaft auszuschließen (queer.de berichtete). Zuletzt wurde die Rhetorik aber etwas milder: Vor gut einem halben Jahr beschloss man etwa, abstinente Homosexuelle nicht mehr grundsätzlich mit einem Bannstrahl zu belegen (queer.de berichtete).
Der 1830 gegründeten sogenannten "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" gehören weltweit rund 16 Millionen Menschen an, davon etwa die Hälfte in den Vereinigten Staaten. Im US-Bundesstaat Utah stellen Mormonen die Bevölkerungsmehrheit und beeinflussen die Politik entscheidend mit. Die Glaubensgemeinschaft beruft sich sowohl auf die Bibel als auch auf das "Buch Mormon", das die Geschichte des auserwählten Volkes von Israel nach Nordamerika verlagert. (dk)
Aber mit Logik haben es solche Leute ja nicht...