Festgenommene Männer auf der Polizeiwache nach der Razzia in der Atlantis-Sauna am 21. Mai
In der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind am Donnerstag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zehn Mitarbeiter einer Schwulensauna zu Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren verurteilt worden. Im Rahmen einer Razzia in der Atlantis-Sauna hatte die Polizei im Mai insgesamt über 140 Menschen festgenommen und der Presse vorgeführt (queer.de berichtete).
Die meisten Männer wurden wenig später freigelassen, da homosexuelle Handlungen in dem Land nicht verboten sind. Zehn Männer, die meisten von ihnen Angestellte der Sauna, wurden allerdings wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das 2008 eingeführte Anti-Pornografie-Gesetz angeklagt und nun verurteilt – mit dem schwammig formulierten Gesetz könnte sogar Küssen in der Öffentlichkeit mit Haftstrafen geahndet werden.
Unter den Verurteilten sollen sich neben Managern der Sauna, Strippern und einem Fitnesstrainer auch zwei Besucher befinden, die beim Oralverkehr erwischt wurden. AP beruft sich in dem Bericht auf einen Aktivisten der Pantau Foundation und eine Schwester eines Verurteilten; weitere Quellen lagen am Wochenende zunächst nicht vor.
Razzien häufen sich
In mehreren Regionen Indonesiens hatten die Behörden zuletzt ihr Vorgehen gegen LGBTI verstärkt. So hatte die Hauptstadt-Polizei im Oktober bei einer Razzia in einer weiteren Schwulensauna erneut über 50 Männer festgenommen (queer.de berichtete). Im Frühjahr waren in Indonesiens zweitgrößter Stadt Surabaya 14 Männer verhaftet worden, weil sie an einer schwulen Privatparty teilgenommen haben sollen (queer.de berichtete). Auch hier und in weiteren Fällen aus den letzten Monaten geht es um Verstöße gegen das Anti-Pornografie-Gesetz. Im September wurden zudem zwölf Frauen in West-Java, die in einem Haus zusammenlebten, bei einer Razzia festgenommen und letztlich aus der Region verwiesen (queer.de berichtete).
Homosexualität ist in Indonesien – mit 250 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste mehrheitlich muslimische Land der Welt – nicht illegal. Am Donnerstag hatte das Verfassungsgericht zudem eine Petition einer islamistischen Gruppe abgelehnt, homosexuelle Handlungen und außerehelichen Sex neu ins Strafrecht aufzunehmen – die Entscheidung fiel allerdings knapp mit fünf zu vier Stimmen (queer.de berichtete).
In der erzkonservativen Provinz Aceh ist jedoch vor zwei Jahren ein Gesetz in Kraft getreten, das homosexuelle Handlungen unter Männern und Frauen nach Scharia-Recht bestraft. Im Mai wurden erstmals zwei Männer öffentlich mit über 80 Peitschenhieben bestraft, nachdem sie ein Scharia-Gericht der Homosexualität für schuldig befunden hatte (queer.de berichtete).