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Rodrigo Duterte
Philippinen: Präsident jetzt doch wieder für Ehe für alle
Der populistische Präsident Rodrigo Duterte machte seit seinem Amtsantritt 2016 mit homophoben Tiraden von sich reden. Vor LGBTI-Aktivisten kündigte er nun einen Kurswechsel an.

Rodrigo Duterte ist seit letztem Jahr Staatschef der Philippinen
- 18. Dezember 2017, 12:07h 3 Min.
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat am Sonntag seine Unterstützung für die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben angekündigt. "Wenn das der Trend der modernen Zeit ist und das zu Ihrer Zufriedenheit beiträgt, dann bin ich voll und ganz dafür", so der 72-jährige Staatschef nach Angaben von CNN Philippines bei einer Rede vor LGBTI-Aktivisten in Davao-Stadt. Duterte war von 2010 bis 2013 Bürgermeister der Millionenmetropole im Süden des Landes.
Duterte führt damit zum zweiten Mal binnen anderthalb Jahren eine Wende durch: Als Präsidentschaftskandidat hatte er im Frühjahr 2016 noch erklärt, er habe kein Problem mit der Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht. Nachdem er zum Staatschef gewählt worden war, schwieg er zunächst zum Thema – um dann im März diesen Jahres klarzustellen, dass er die Ehe-Öffnung ablehne, "weil wir Katholiken sind" (queer.de berichtete).
LGBTI-Aktivisten kritisierten außerdem homophobe Ausbrüche des Präsidenten, der gerne "schwul" als Schimpfwort nutzt. So bezeichnete er im vergangenen Jahr den damaligen US-Botschafter in den Philippinen als "schwulen Hurensohn" (queer.de berichtete). Im Herbst diesen Jahres attackierte er außerdem den Chef der nationalen Menschenrechtskommission mit den Worten: "Sind Sie schwul oder ein Pädophiler?" (queer.de berichtete).
Duterte verspricht Schutz für LGBTI
Bei der LGBTI-Veranstaltung am Sonntag schlug der Präsident aber ganz andere Töne an. Er rief die LGBTI-Community etwa auf, einen Repräsentanten für die "Kommission des Präsidenten für die Bedürftigen in den Städten" zu berufen. "Ich wünsche mir, dass dort ein Schwuler oder eine Lesbe mitmacht", so Duterte. Der Präsident bedankte sich für das Engagement der LGBTI-Aktivisten und erklärte, "dass jeder – zumindest in meiner Amtszeit – geschützt wird."
Duterte gilt als Populist vom Stile Donald Trumps. Ihm werden massive Menschenrechtsverletzungen inklusive außergerichtlichen Tötungen in seinem Anti-Drogen-Krieg vorgeworfen. Zuletzt drohte Duterte in diesem Zusammenhang mit einer Ausweitung des Kriegsrechts. Seine Kritiker befürchten, dass der Präsident versuchen könnte, die Philippinen in eine Diktatur zurückzuverwandeln.
In dem 100-Millionen-Einwohner-Land, in dem sich vier Fünftel der Bevölkerung zum katholischen Glauben bekennen, ist Homosexualität legal, seit 2009 dürfen Schwule und Lesben auch im Militär dienen. Die Bevölkerung steht sexuellen Minderheiten im Vergleich mit anderen asiatischen Ländern relativ offen gegenüber: Laut einer in diesem Jahr durchgeführten ILGA-Umfrage stimmen 63 Prozent der Bevölkerung der These zu, dass Homosexuelle gleiche Rechte wie Heterosexuelle haben sollten. Allerdings schließt dies nicht die Gleichbehandlung im Ehe-Recht ein: So sprachen sich bei einer Umfrage von "Laylo Research Strategies" aus dem Jahr 2015 ganze 84 Prozent gegen die Ehe für alle aus, nur 16 Prozent waren für die Gleichstellung. (dk)
