
https://queer.de/?30313
Symposium "Öffnung der Ehe – Folgen für alle"
"Demo für alle" kommt nach Frankfurt – Gegenkundgebung geplant
Die homofeindliche Bewegung will am 20. Januar in der Mainmetropole ein "wissenschaftliches Symposium" abhalten, um die Ehe für alle zu "kippen".

"Ehe bleibt Ehe" – Hauptbanner bei einem Protest der "Demo für alle" in Stuttgart 2016 (Bild: nb)
- Von Norbert Blech
19. Dezember 2017, 12:17h 5 Min.
Nach Stuttgart im Jahr 2016 und Wiesbaden 2017 will die homo- und transfeindliche Bewegung "Demo für alle" (DfA) im Januar 2018 ihr drittes "wissenschaftliches" Symposium in Frankfurt am Main abhalten. Die Veranstaltung am 20. Januar dient dazu, homofeindlichen Thesen einen "wissenschaftlichen" und "rechtlichen" Anstrich zu geben, mit diesen Thesen in die Medien zu kommen und zugleich Homo-Hasser zu vernetzen.
In diesem Jahr will der Kongress miit mehreren hundert Besuchern unter dem Titel "Öffnung der Ehe – Folgen für alle" vor allem gegen die Ehe-Öffnung Front machen: "Der Deutsche Bundestag hat am 30. Juni 2017 handstreichartig und ohne Verfassungsänderung die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet", heißt es in der Einladung. "Das jahrtausendealte Verständnis der Ehe als Lebensbund zwischen einem Mann und einer Frau, das auch dem Grundgesetz zugrunde liegt, ist damit auf den Kopf gestellt. Ob das umstrittene Ehe-Öffnungsgesetz verfassungsrechtlich haltbar ist und welche gravierenden ethisch-rechtlichen Folgen die Umdefinierung der Ehe für Kinder und die Gesellschaft hat, wird dieses Symposium ausführlich beleuchten."

Ausschnitt aus dem Flyer zum Symposium
So hat die "Demo für alle" Prof. Dr. Jörg Benedict von der Universität Rostock eingeladen, der im Rahmen der Anhörungen zur Ehe-Öffnung im Rechtsausschuss des Bundestags eines der Minderheiten-Gutachten (PDF) gegen entsprechende Gesetzentwürfe verfasst hatte. Darin bemühte er nicht nur ein von der Rechtswissenschaft und auch Karlsruhe längst abgelehntes "Abstandsgebot" zur Ehe, sondern schuf für diese auch ein "Heterosexualitäts-Prinzip", das nur durch eine Verfassungsänderung überwunden werden könne.
Bewegung will Ehe für alle "kippen"
Die "Demo für alle" will mit dem Symposium an einem noch nicht benannten Ort wohl auch den Druck auf die CSU aufrecht erhalten: Bayern prüft derzeit immer noch, ob es gegen die Ehe für alle eine Klage in Karlsruhe anstrengen will (queer.de berichtete). Die inzwischen aus der CDU ausgetretene DfA-Organisatorin Hedwig von Beverfoerde, die in der Union weiterhin gut vernetzt ist, hatte vor rund einem Jahr mit einer Unterschriftenaktion erfolgreich beim bayrischen Bildungsministerium gegen eine fortschrittliche Sexualaufklärung an Schulen interveniert – aus den neuen Richtlinien wurden Sätze über die "Akzeptanz" von LGBTI wieder gestrichen (queer.de berichtete).
Davon beflügelt, hatte Beverfoerde im Sommer eine Online-Petition gegen die Ehe für alle gestartet, mit der Bayern zur Klage aufgefordert wird – sie kommt derzeit auf angeblich knapp über 62.000 Unterschriften. Mit der Ehe-Öffnung sei die "zivile Ehe zur leeren Hülle geworden, die, je nach Machtverhältnissen gesellschaftlicher Gruppen, beliebig mit neuen Inhalten gefüllt und pervertiert werden kann", heißt es in der Petition. "Bald" seien "Forderungen nach einer weiteren Ausweitung der 'Ehe' auf Polygamie und dann auch Kinderehe" sowie zur "Legalisierung der menschenverachtenden Leihmutterschaft" zu erwarten.

Ausschnitt aus der Petition an die bayerische Staatsregierung
Vor wenigen Tagen startete die "Demo für alle" zudem eine Postkartenaktion an den bayerischen CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer, damit "die 'Ehe für Alle' gekippt werden kann". "Die Bitten tausender Bürger an die CSU-geführte Bayerische Staatsregierung" zur Klageerhebung seien bislang ungehört geblieben, heißt es auf der Postkarte. "Dies hat der CSU bei der Bundestagswahl schwer geschadet. Ich bitte die CSU-Fraktion daher dringend, sich für eine sofortige Klageerhebung Bayerns einzusetzen, bevor weitere Kindesadoptionen vollzogen werden."
Hinter gutem Journalismus stecken viel Zeit und harte Arbeit – doch allein aus den Werbeeinnahmen lässt sich ein Onlineportal wie queer.de nicht finanzieren. Mit einer Spende, u.a. per oder Überweisung, kannst Du unsere wichtige Arbeit für die LGBTI-Community sichern und stärken. Abonnent*innen bieten wir ein werbefreies Angebot.
Kelle, Spaemann, Liminski & Co.
Zu den weiteren Rednern des Symposiums gehören der Psychiater Christian Spaemann, der sich für eine "Heilung" Homosexueller einsetzt und in Frankfurt in einem Interview Stellung beziehen soll zum Thema "Diversity und Elternschaft – brauchen Kinder Vater und Mutter?" Moderator ist der ehemalige Deutschlandfunk-Mitarbeiter Jürgen Liminiski, der seit Jahren gegen LGBTI-Rechte Stellung bezieht und bei einer "Demo für alle" in Hannover meinte, dass es bei den Bildungsplänen zu sexueller Vielfalt um "Verunsicherung der Kinder" und das "Niederreißen ihrer Schamgrenzen" gehe, was "vor allem Pädophilen" nütze (queer.de berichtete).
Ein Teil der Veranstaltung in Frankfurt soll sich explizit dem Thema "Leihmutterschaft" widmen: Zu ihr sprechen der neurechte Shooting-Star Birgit Kelle ("Gender-Gaga") und Stephanie Merckens, Juristin und Leiterin der Abteilung Politik am "Institut für Ehe und Familie" der österreichischen Bischofskonferenz. Ein noch nicht benannter Redner soll zudem zum Thema "Nächster Öffnungsschritt Polygamie" referieren.

queer.de berichtete). In allen Städten gab es größere Gegenproteste. Bild: nb Im September war Hedwig von Beverfoerde mit der "Demo für alle" und dem Partner "CitizenGo" mit einem "Bus der Meinungsfreiheit" durch Deutschland getourt, um zum Abschluss dem Bundeskanzleramt angeblich über 220.000 Unterschriften gegen die "Ehe für alle" zu übergeben (
Einen Überblick über die Ehe in Europa soll Tobias Teuscher geben, der von der AfD-Politikerin Beatrix von Storch, die aus ihrem Berliner Büro einst die "Demo für alle" gegründet hatte, zum Fraktionsgeschäftsführer der AfD im Europaparlament gemacht wurde. Der Politikwissenschaftler war jahrelang persönlicher Referent der slowakischen EU-Abgeordneten Anna Zaborska, die Aids einst eine "göttliche Strafe gegen Homosexuelle" nannte (queer.de berichtete) und in einer Petition einen Finanzierungsstopp für "homosexuelle Gruppen und NGOs" forderte.
Teuscher, der in Frankreich zur Europawahl für eine homofeindliche Kleinstpartei antrat und in einem Deutschlandfunk-Interview mit Jürgen Liminski Bildungspläne zu sexueller Vielfalt als "Legitimierung von Pädophilie" bezeichnete, war einer der federführenden Initiatoren der europäischen Bürgerinitiative "One of Us" zum Schutz menschlicher Embryonen, die Abtreibungsgegner und LGBTI-Gegner aus vielen Ländern zusammenbrachte und ihre Fortsetzung in der Bürgerinitiative "Vater, Mutter, Kind" fand. In Deutschland wurden beide Kampagnen von Hedwig von Beverfoerde organisiert; mit letzterer sollte die EU gezwungen werden, Ehe und Familie rein heterosexuell zu definieren (queer.de berichtete).
"Demo der Vielfalt und Liebe"
Kurz nach Bekanntwerden des neuen DfA-Symposiums haben Gruppen bereits mit der Planung einer Gegenkundgebung begonnen. Das Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt lädt für den 20. Januar zu einer "Demo der Vielfalt und Liebe" zwischen 11 und 16 Uhr, die an der Hauptwache starten soll und flexibel auf die teils noch unbekannten Pläne der "Demo für alle" reagieren will.
"Die DfA ist für ihre rechts-konservative, homophobe, trans*phobe, inter*phobe und sexistische Einstellung bekannt", heißt es in der Einladung bei Facebook. "So einer Einstellung muss, vor allem in einer so vielfältigen Stadt wie Frankfurt, die Stirn geboten werden. Frankfurt ist bunt und wird es auch immer bleiben!" Die Veranstaltung werde von einer "breiten Gruppe bestehend aus den unterschiedlichsten LGBTIQ*-Organisationen Frankfurts" geplant, so das Aktionsbündnis. "Liebe kennt keine Grenzen. Hass muss sie kennen!"

Die Daumen sind schon dazu trainiert, um längst möglich nach unten gehalten zu werden.
Eure Dummheit dulden wir nicht, Punkt!