Als wir vor 15 Jahren queer.de als eigenständiges Portal launchten, haben uns viele keine Zukunft gegeben – die geplatzten Börsenträume von eurogay.de und gayforum.de lagen nur wenige Monate zurück. Doch 2018 gibt es uns immer noch. Und nicht nur das: Mit täglich Zehntausenden Lesern ist queer.de unangefochtener Marktführer der LGBTI-Newsportale, wird als "Zentralorgan der Homo-Lobby" von den Massenmedien wahrgenommen und zitiert.
Viel Selbstausbeutung, unsere journalistische Professionalität ebenso wie das Lernen aus Erfahrung und auch ein wenig Glück haben zum Erfolg von queer.de beigetragen – in einer Zeit, in der die schwulen Kaufmagazine "Front", "Du & Ich" und "Männer" vom Markt verschwanden und regionale Gratisblätter fusionieren mussten. Der Bruno Gmünder Verlag ging gleich zweimal hintereinander in die Pleite.
Unterfinanziert von Anfang an
Für die Gründung der Queer Communications GmbH hatten wir vor 15 Jahren mit Mühe 12.500 Euro in bar zusammengekratzt, die benötigte Hälfte des Mindeststammkapitals, und den Rest in Sacheinlagen eingebracht. Bis heute rächt sich diese dramatische Unterfinanzierung, die mit dafür verantwortlich ist, dass wir unsere Rechnungen und Honorare leider nicht immer pünktlich bezahlen können.
Erschwerend kommt hinzu, dass wir durch Verluste in mehreren Jahren das Stammkapital nun komplett aufgebraucht haben. Ein Insolvenzgrund ist das nicht – unsere Vermögenswerte übersteigen nach wie vor unsere Verbindlichkeiten. Aber die Dauerebbe auf dem Konto, die allgemein eher schlechte Zahlungsmoral, hohe Zinsen und Mahngebühren erschweren unsere tägliche Arbeit enorm.
Können wir nicht wirtschaften? Wir denken, wir haben rechtzeitig die richtigen Weichen gestellt im schwierigen Markt der Onlinemedien, in dem die Bannerpreise kontinuierlich nach unten purzeln und der meiste Traffic mittlerweile über Smartphones kommt, die viel weniger Werbeplätze anzeigen als der Computer im Büro. Mit dem Relaunch vor einem Jahr haben wir sowohl unsere Reichweite als auch die Umsätze deutlich erhöhen können.
Ein großes Problem für uns ist die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort, die nach dem Urheberrechtsgesetz von Herstellern und Importeuren von CD-Brennern, Druckern oder Speichermedien Kopierabgaben einzieht und diese bislang an Autoren und Verlage weiterverteilt hat. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs von 2016 muss dieses Geld komplett an die Autoren fließen. Dank ermöglichter Abtretungen stehen uns für die beiden letzten abgerechneten Jahre zwar dennoch rund 14.000 Euro zu – die Auszahlung hat die VG Wort aber noch immer nicht auf die Reihe bekommen.
Ungeplant war auch die skandalöse Einstweilige Verfügung von Jens Riewa, gegen die wir uns weiterhin wehren (weil wir uns dagegen wehren müssen). Sie hat uns bislang über 3.000 Euro an Gerichts- und Anwaltgebühren gekostet. Wir sind zuversichtlich, den Prozess in der nächsten Instanz zu gewinnen.
Nicht zuletzt fehlt uns durch die Insolvenz der Berliner Bruno Gmünder GmbH – wir haben dort mehrere Bücher veröffentlicht – ein vierstelliger Betrag in der Kasse.
Freiwilliges Bezahlen seit fünf Jahren
Um sicherzustellen, dass queer.de weiterhin kostenfrei aufrufbar bleibt, haben wir bereits vor fünf Jahren das Modell des freiwilligen Bezahlens via Paypal oder Überweisung eingeführt, am 1. April 2013 kamen die Abos per Lastschrift hinzu. Im vergangenen Jahr erreichten uns so Spenden im Gesamtwert von knapp 20.000 Euro. Ohne diesen Betrag, das lässt sich wohl sagen, würde es queer.de nicht mehr geben. Den Unterstützern haben wir und auch alle Leser viel zu verdanken!
Um eine im Falle niedriger Werbeumsätze in den kommenden Wochen drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, benötigen wir dringend neue Spenden. Unser Ziel sind 150 neue Abos mit einem Jahresbetrag von durchschnittlich 60 Euro. Sie würden sowohl kurzfristig die Liquidität erhöhen als auch in den Folgemonaten für regelmäßige Einnahmen sorgen. Per Lastschrift ziehen wir dabei einen Betrag deiner Wahl (ab 5 Euro) in einem frei wählbaren Intervall von deinem Konto ein. Auch jede Aufstockung eines bestehenden Abos, jede Reaktivierung eines ausgelaufenen Abos und natürlich auch jede Einzelspende helfen. Im Gegenzug haben wir ein kleines Dankeschön programmiert: Allen aktiven Abonnenten bieten wir exklusiv ein werbefreies queer.de ohne Banner und Pop-ups an.
Warum queer.de noch gebraucht wird
Aber brauchen wir queer.de denn nach der Öffnung der Ehe in Deutschland überhaupt noch? Ja, gerade jetzt! Mit der AfD sitzt nun erstmals eine Partei im Bundestag und in den meisten Landtagen, die aktiv Homo- und Transphobie schürt – mit entsprechend viel Geld für Mitarbeiter und Kampagnen. Auch als Reaktion darauf deutet bei der Union, die zentrale Forderungen in der Queerpolitik noch immer blockiert, und selbst Teilen der SPD – siehe die Thesen von Sigmar Gabriel – alles darauf hin, dass LGBTI-Themen in den kommenden Jahren eine noch untergeordnetere Rolle spielen werden.
Wir werden gebraucht, denn bei den meisten Massenmedien gibt es kaum Interesse an der überfälligen Reform des Transsexuellenrechts, an einem Diskriminierungsschutz im Grundgesetz oder an einem Nationalen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie. Queeren Medien und Verbänden stehen zudem mittlerweile viel größere neurechte und religiöse Netzwerke und Publikationen entgegen.
Wir sind hoch motiviert, auch in den kommenden 15 Jahren engagiert für und über die LGBTI-Community zu berichten. Selbst mit einem kleinen Abobetrag kannst du einen entscheidenden Beitrag leisten, dass wir dies weiterhin tun können. Wir wollen uns weiter verbessern, aus unseren Fehlern lernen und noch vielfältiger werden – an Ideen mangelt es nicht. Vielen Dank für deine Unterstützung!
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Für mich war die Berichterstattung rund um die "Ehe für alle" absolut grandios und ganz sicher das einsame Highlight für 2017 (und weit darüber hinaus). Die Arbeit der Redaktion war großartig.
Auch sonst fällt mir immer wieder auf, wie gründlich die Hintergründe recherchiert werden. Das ist schon was Besonderes im Web.