Britische Wissenschaftler fordern, den Zusammenhang zwischen Komasaufen und homophober Gewalt mehr zu beachten (Bild: DaMongMan / flickr)
Eine vergangenen Monat im Fachmagazin "Criminal Behaviour and Mental Health" veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Alkohol ein großer Faktor bei rassistischen oder homophob motivierten Hassverbrechen ist. Forscher der Universität im walisischen Cardiff hatten für die Untersuchung in Notaufnahmen von Cardiff, Blackburn und Leicester insgesamt 124 Opfer von Gewalt befragen lassen.
Rund ein Fünftel der Befragten gab an, dass sie Opfer von aus Vorurteilen begangener Gewalt geworden seien – Grund sei Hass auf ihre sexuelle Orientierung, ihre Rasse oder ihre Religion gewesen. Fast alle Befragten machten erhöhten Alkoholkonsum für den Übergriff mitverantwortlich. Sie erklärten, dass die Gewalt nicht eskaliert wäre, wenn die Täter nüchtern gewesen wären.
Alkohol als Auslöser für homophobe Gewalt
"Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie war, dass die meisten Übergriffe nicht nur aus Hass begangen worden sind, sondern dass Alkohol auch ein Auslöser gewesen ist", erklärte Professor Jonathan Shepherd, einer der Autoren der Studie. Gegen Alkoholmissbrauch vorzugehen sei daher nicht nur "wichtig, wenn es um die Gesundheit von Einzelpersonen geht, sondern auch um die Gesundheit unserer Gesellschaft", so Shepherd. Die Bekämpfung von übermäßigem Alkoholkonsum sei eine Möglichkeit, um die Gefahr von homophoben oder rassistischen Übergriffen zu reduzieren. Die Autoren betonten angesichts der kleinen Stichprobe, dass weitere Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen übermäßigem Alkoholkonsum und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit notwendig seien.
In den letzten Jahren beklagten LGBTI-Aktivisten in Deutschland und anderen westlichen Ländern einen gefühlten Anstieg von homo- oder transphoben Attacken. Hierzulande liegen aber kaum aussagefähige Statistiken vor. Das Bundesinnenministerium erklärte lediglich nach einer Kleinen Anfrage der Grünen, dass im ersten Halbjahr 2017 insgesamt 130 politisch motivierte Straftaten "mit der Nennung des Unterthemas 'Sexuelle Orientierung'" registriert worden seien (queer.de berichtete), ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Da die Polizei je nach Bundesland die Taten unterschiedlich behandelt, sind die bundesweiten Zahlen mit Vorsicht zu genießen.
Für das Komasaufen liegen weit detailliertere Zahlen vor. Demnach ist der übermäßige Alkoholkonsum in Großbritannien ein deutlich größeres Problem als in Deutschland. Laut Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2014 trinken 28 Prozent der Briten regelmäßig mehr als sechs Einheiten Alkohol – damit ist der Anteil dort mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Spitzenreiter im Komasaufen sind laut dieser Untersuchung die Österreicher, von denen sich mehr als 40 Prozent regelmäßig die Kante geben. (dk)
Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte deshalb die baden-württembergische Landesregierung auf, von der in Kürze geplanten Aufhebung des nächtlichen Alkoholverkaufsverbots Abstand zu nehmen.