In Kenia ist Homosexualität weiter ein gesellschaftliches und rechtliches Tabu – die genauen Hintergründe dieses Falles sind dadurch unklar
Im Murang'a-Distrikt des ostafrikanischen Staates Kenia hat die Polizei am Sonntagabend einen römisch-katholischen Priester verhaftet, dem vorgeworfen wird, mit einem jungen Mann Sex gehabt zu haben.
Den Medienberichten zufolge hatten Bürger der Polizei gemeldet, dass der 36-jährige Priester zusammen mit dem Jüngeren ein Gemeindezentrum betreten und dort verdächtig viel Zeit verbracht habe. Die Beamten fanden die beiden Männer schließlich gemeinsam nackt in einem Bett vor. Weiteren übereinstimmenden Medienberichten zufolge wurde der Priester festgenommen und der junge Mann zunächst in eine Klinik gebracht, wo Hinweise auf Geschlechtsverkehr gefunden worden seien. Der Akt sei auch in Vernehmungen der Männer bezeugt worden.
Während die Polizei von einem 18-Jährigen sprach, sagte dessen Mutter gegenüber Medien, er sei 17 Jahre alt gewesen – in vielen regionalen Medienberichten wurde er als "Opfer" einer "Sodomisierung" durch den Priester dargestellt und Aussagen der Mutter zum Verlust ihres Glaubens in die Kirche ausgiebig zitiert.
Nach Angaben einiger weiterer Medien, u.a. der "Daily Nation", befindet sich allerdings auch der Junge in Polizeigewahrsam. Beide Männer sollen nach Abschluss der Untersuchungen einem Haftrichter vorgeführt werden, berichtet die Zeitung. Es bleibt unklar, was genau dem Priester und dem jungen Mann vorgeworfen wird – die Medienberichte vermischen "Sodomie" und Missbrauch und gehen nicht näher auf eine mögliche Einvernehmlichkeit der Handlungen oder auf eine mögliche Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses ein.
Bis zu 14 Jahre Haft für einvernehmlichen Sex
Im überwiegend christlichen Kenia mit rund 47 Millionen Einwohnern können einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen Personen jeglichen Alters nach einer Bestimmung aus britischer Kolonialzeit mit bis zu 14 Jahren Haft belegt werden – und mit 21 Jahren, wenn der Partner nicht eingewilligt hat oder zum Sex gezwungen wurde. Diese Bestimmung werden ergänzt durch ein allgemeines Schutzalter von 18 Jahren und Bestimmungen zu sexuellem Missbrauch.
Verurteilungen nach den anti-homosexuellen Paragrafen sind selten – allerdings setzt die Regierung zur "Aufklärung" der Fälle auch auf Anal-Untersuchungen, die erst 2016 vom Höchsten Gericht des Landes für legal befunden wurden (queer.de berichtete). Und bereits Festnahmen gehen an die Öffentlichkeit: So nannten alle Medien Kenias in den letzten Stunden den Namen des Priesters, viele auch den des jungen Mannes. 2015 hatte eine Zeitung eine Outing-Kampagne gegen Schwule und Lesben gestartet (queer.de berichtete).
Laut einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2013 erklärten 90 Prozent der Bevölkerung, dass die Gesellschaft Homosexualität nicht akzeptieren dürfte. Homo- und Transphobie werden auch von der Politik und den Kirchen geschürt. Die katholische Bischofskonferenz bezeichnete etwa die Ehe-Öffnung in den USA als Verstoß gegen das "Naturrecht". Vizepräsident William Ruto sagte 2015 während eines Gottesdienstes in einer evangelikalen Kirche, dass Homosexualität sowohl dem Christentum als auch der menschlichen Natur widerspreche: "Wir stehen an der Seite der Religionsführer im Kampf für unseren Glauben." Es gebe "keinen Platz für Homosexualität in diesem Land. Das kann ich Ihnen versichern!" (queer.de berichtete). (cw)