Nach dem Schwenken von Regenbogenfahnen bei einem Konzert in Kairo im letzten September war es in Ägypten zu einer Welle von Razzien und Verhaftungen gekommen, die offenbar auch im neuen Jahr anhält (Bild: flickr / Maya-Anaïs Yataghène / by 2.0)
Die Polizei der ägyptischen Hafenstadt Alexandria hat am Montag neun Männer wegen "sexueller Ausschweifungen" festgenommen. Ein Behördensprecher warf den Männern vor, durch ihre Handlungen die öffentliche Sicherheit und Moral gefährdet zu haben.
Medienberichten zufolge hatten Hinweise aus der Bevölkerung über "merkwürdige" Treffen von Männern in einer Wohnung im Hanoville-Viertel im Westen der 4,3-Millionen-Einwohner-Stadt zu einer Razzia geführt. Laut Polizei habe ein Immobilienmakler die Wohnung angemietet, um dort Parties mit Gruppensex unter Männern durchzuführen. Die Verabredungen zu den Treffen seien unter größter Geheimhaltung erfolgt.
Homosexuelle Handlungen sind in Ägypten zwar legal, werden seit Jahren aber immer wieder mit anderen Gesetzen, etwa zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Moral oder gegen "Ausschweifungen", verfolgt. Aus einer einst sporadischen Verfolgung hatte sich in den letzten Jahren, vor allem unter der Militärregierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi, eine konstantere Verfolgung entwickelt. So wurden zwischen März 2013 und März 2017 Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen zufolge rund 230 Menschen wegen Homosexualität festgenommen, in den 13 Jahren zuvor rund 190.
Massiver Anstieg der Verfolgung
Vor allem in den letzten Monaten hatte sich die Verfolgung erneut verschärft und zu einer regelrechten Welle entwickelt. Begonnen hatte sie, nachdem Fans bei einem Konzert der libanesischen Band Mashrou' Leila am 22. September in Kairo mindestens zwei Regenbogenflaggen geschwenkt hatten. Zunächst waren sieben Menschen wegen dieser "Werbung" festgenommen worden (queer.de berichtete), ein Mann erhielt laut Medienberichten eine sechsjährige Haftstrafe.
Später folgten zunehmende Meldungen über Festnahmen schwuler Männer, teilweise bei Razzien in Bars und gar Privatwohnungen – und auch über Anklagen und Gerichtsverhandlungen. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen aus dem Dezember waren im Zuge dieser Verhaftungswelle knapp über 100 Menschen festgenommen und 49 zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und vier Jahren verurteilt worden. Bei einigen Festgenommenen sei es zu Anal-Untersuchungen gekommen.
Ende Oktober hatte das deutsche Außenministerium seine Reisehinweise für LGBTI zu Ägypten verschärft und auch davor gewarnt, dass die Behörden Dating-Apps einsetzen könnten, "um LGBTI ausfindig zu machen". Auch Touristen könnten Opfer der Verfolgung werden, ihnen drohten Verhaftungen und Abschiebungen (queer.de berichtete). Ende des Jahres hatte ein Mann aus Nürnberg berichtet, er sei möglicherweise wegen seiner Homosexualität festgenommen und ausgewiesen worden (queer.de berichtete).
Die Politik heizt die homofeindliche Atmosphäre noch an: Dem ägyptischen Parlament liegt seit Ende Oktober ein Gesetzentwurf vor, der die "Bewerbung abnormalen Verhaltens" mit drakonischen Haftstrafen belegen soll (queer.de berichtete). (nb)
Natürlich fanden dort auch 'heilige Ausschweifungen' statt. Und die will Ägypten nun Männern unter sich nicht mehr gestatten? Aber Ausschweifungen eines Mannes mit bis zu 4 Ehefrauen sollen göttlich gewollt und moralisch "rein" sein?
Bizarre Vorstellungen unter dem Deckmantel von verlogener Religionspolitik und abstrusem Realitätsverlust.