Dieter Wedel sieht sich als Opfer der #MeToo-Kampagne (Bild: JCS / wikipedia)
Der deutsche Star-Regisseur Dieter Wedel hat am Montag bekannt gegeben, er werde aufgrund von Vorwürfen von Schauspielerinnen wegen angeblicher sexueller Übergriffe als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückzutreten. Da er das nordhessische Festival aus der "diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten möchte", könne er seine Aufgabe nicht mehr wahrnehmen, so der Regisseur in einer ausführlichen Stellungnahme auf der Homepage der Festspiele.
Im "Zeit-Magazin" hatten Anfang Januar mehrere Schauspielerinnen schwere Vorwürfe gegen Wedel bis hin zu erzwungenem Sex erhoben. Wedel legte eine eidesstattliche Erklärung ab, in der er beteuerte, dass die Vorwürfe falsch sind.
Anlass für die Beschuldigungen waren unter anderem Wedels Aussagen in einem Radiointerview vom November 2017, in denen er sich selbst als Opfer von Übergriffen beschrieben hatte: "Homosexuelle Regisseure und Schauspieler haben mich mächtig unter Druck gesetzt. Aber ich habe nicht nachgegeben. Und ich bin auch nicht gebrochen worden", sagte er damals gegenüber Hit Radio FFH (queer.de berichtete). Dass sich ausgerechnet der Regisseur in den Medien als Opfer sexueller Übergriffe präsentiert habe, hätten diese Frauen als Hohn empfunden, hieß es im "Zeit-Magazin".
Wedel beklagte jetzt in seiner Stellungnahme, dass er sich im "Klima der Vorverurteilung, der sogenannten 'Verdachtsberichterstattung'" gegen die Beschuldigungen nicht wehren könne: "Die Vorwürfe liegen teilweise über 20 Jahre und mehr zurück, für mich wichtige Zeugen, die zu meiner Entlastung beitragen könnten, sind tot. Wer die Verjährung abwartet, dem muss doch klar sein, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit vieles im Ungefähren bleibt und erhebliche Erinnerungslücken nicht auszuschließen sind", so der Regisseur.
Dieter Wedel: Frauen haben mich erpresst
Zudem kritisierte er die Presse und warf einigen nicht namentlich genannten Frauen vor, sich mit Drohungen persönlich an ihm bereichern zu wollen: "Ich höre von Menschen, denen fünfstellige Beträge für Aussagen gegen mich angeboten wurden", so Wedel. "Andere vermeintliche Zeuginnen haben in den letzten Tagen versucht, mich zu erpressen. Wenn ich ihnen nicht eine noch höhere Summe anböte als Verlage oder Zeitungen, von denen sie angesprochen wurden, würden sie mich sofort – unabhängig vom Wahrheitsgehalt – belasten."
Die Vorwürfe würden ihn auch gesundheitlich belasten, so der 76-Jährige. Deshalb werde er sich "von jetzt an nicht mehr öffentlich äußern". Die "Bild"-Zeitung berichtete am Montag, Wedel habe kürzlich einen Herzanfall erlitten. (dk)