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"Wir sind alle schockiert"
Wien: Gayclub weist schwule Asylbewerber ab
Wie zuvor in Deutschland sorgen auch in Österreich Berichte über die Diskriminierung von schwulen Flüchtlingen durch die Community für Schlagzeilen.

Xxinvictus34535 / wikipedia) Türsteher (hier ein Symbolbild aus San Francisco) sorgen mit ihrer Einlasspolitik immer wieder für Aufregung (Bild:
- 31. Januar 2018, 15:45h 2 Min.
Türsteher des Wiener Gayclubs Why Not haben nach einem Bericht der Tageszeitung "Standard" vier schwule Männer aus Bangladesch zwei Mal abgewiesen, offenbar weil sie Asylbewerber sind. "Wir sind alle schockiert, dass uns auch das Why Not diskriminiert", erklärte einer der 21 bis 29 Jahre alten Männer. Er will anonym bleiben, weil er Repressalien gegen Verwandte in seinem Heimatland befürchtet.
Die Flüchtlinge sind aus ihrem Heimatland staatliche und nichtstaatliche Diskriminierung gewohnt: In Bangladesch ist Homosexualität verboten. Im letzte Jahr haben Polizeibeamte eine "Homosexuellenfeier" gestürmt und 29 Männer festgenommen (queer.de berichtete). 2016 ermordeten Islamisten gar den Chefredakteur des ersten LGBTI-Magazins des Landes (queer.de berichtete).
Im "Standard" erklärte Why-Not-Betreiber Ricky Zanella, dass ihm die Abweisung "sehr, sehr unangenehm" sei. Allerdings unterstützten auch Stammgäste eine restriktive Einlasspolitik. In seinem Publikum sei wie in der Gesamtgesellschaft Ausländerfeindlichkeit und "Angst vor Muslimen" verbreitet. Es gebe aber auch "mindestens einmal pro Woche" gewalttätige Zwischenfälle mit "Gruppen junger Ausländer", die oft ihr Geld vor Ort mit Drogenhandel verdienten. "Das fängt mit Beschimpfungen an – 'Rassisten, Scheißschwule!' -, wenn es nach dem Servieren der Getränke ums Zahlen geht; bei uns muss gleich bezahlt werden. Dann wird der Konflikt häufig handgreiflich", so Zanella.
Gesetz verbietet Diskriminierung an der Tür
Rechtlich ist es in Österreich nicht erlaubt, nur mit Blick auf die Hautfarbe oder den Flüchtlingsausweis einer Person eine Dienstleistung zu verweigern: Die Gleichbehandlungsanwaltschaft, das österreichische Pendant zur deutschen Antidiskriminierungsstelle des Bundes, betonte nach mehreren Vorfällen erst vor wenigen Tagen, dass der generelle Ausschluss von Ausländern, Asylbewerbern oder "'fremd' aussehenden" Menschen gegen das nationale Gleichbehandlungsgesetz verstoße (siehe Infoseite der Behörde).
Auch in Deutschland machten bereits ähnliche Probleme mit Diskriminierung von Ausländern innerhalb der Szene die Runde. So gab es im vergangenen Sommer Berichte über die Abweisung von Flüchtlingen vom Stuttgarter Kings Club (queer.de berichtete). Um das Problem anzugehen, startete vor knapp einem Jahr in Köln ein Pilotprojekt für eine diskriminierungsfreie Türpolitik (queer.de berichtete). (dk)
