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Ali Erol hinter Gittern
Türkei nimmt Mitbegründer der größten LGBTI-Organisation fest
Das Erdogan-Regime zieht die Daumenschrauben gegen Bürgerrechtler weiter an: Die LGBTI-Organisation Kaos GL beklagt nun die Festnahme eines ihrer Gründer.

Ali Erol ist einer von mehreren Bürgerrechtlern, die vom türkischen Staat festgehalten werden (Bild: Facebook / Kaos GL)
- 2. Februar 2018, 13:29h 3 Min.
Türkische Sicherheitskräfte haben am Freitagmorgen Ali Erol, den Mitbegründer der größten türkischen LGBTI-Organisation Kaos GL, bei einer Razzia in seiner Wohnung festgenommen. Das teilte die Gruppe auf ihrer Facebook-Seite mit.
Erol lebt in Ankara zusammen mit seinem Lebenspartner. Nach Informationen der Organisation gebe es keine Begründung für die Festnahme. Allerdings seien im Haftbefehl laut den Anwälten der Aktivisten Einträge von Erol in sozialen Netzwerken aufgeführt worden.
"Die Festnahme von Erol, einem führenden Aktivisten der LGBTI-Bewegung, zeigt wieder mal, wie es um die freie Meinungsäußerung in der Türkei bestellt ist", erklärte Kaos GL in einer kurzen Stellungnahme. "Freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht. LGBTI-Rechte sind Menschenrechte. Wir verlangen, dass unser Mitbegründer Ali Erol sofort freigelassen wird." Erol hatte 1994 mit anderen Aktivisten Kaos GL gegründet. Die Orgnanisation musste sich seither gegen staatliche Repressionen wehren.
Erol für seinen Einsatz für LGBTI-Rechte ausgezeichnet
Der Festgenommene ist auch international ein angesehener Aktivist. So wurde er 2013 in Südafrika für sein Engagement mit dem David Kato Vision & Voice Award ausgezeichnet (queer.de berichtete).
Bereits 2016 hatte die Polizei den LGBTI-Aktivisten und Anwalt Levent Piskin in Gewahrsam genommen (queer.de berichtete). Begründung: Er betreibe "Propaganda" gegen das Land. Er wurde zwar drei Tage später wieder auf freien Fuß gesetzt, wird aber nach wie vor mit einer Anklage bedroht. Auch andere queere Aktivisten und Prominente bekamen Ärger mit dem Staat, größtenteils wegen der Unterstützung von Oppositionsparteien.
In den letzten Monaten schränkten die türkischen Behörden immer mehr die Freiheit von LGBTI ein: So hat die Hauptstadt Ankara im November 2017 alle queeren Veranstaltungen verboten (queer.de berichtete). Kurz darauf hat auch Istanbul ein LGBTI-Festival verboten (queer.de berichtete). In den letzten Jahren wurden zudem Pride-Demonstrationen in Istanbul untersagt und das Verbot von der Polizei teilweise mit Tränengas, Gummigeschossen und Festnahmen durchgesetzt (queer.de berichtete).
Angeheizt wird die homophobe Atmosphäre von ganz oben: Staatschef Recep Tayyip Erdogan beklagte im selben Monat die Existenz einer "Homosexuellen-Quote" in einem kommunalen Parlament (queer.de berichtete). Bereits 2013 hatte der Politiker betont, dass Homosexualität der "Kultur des Islam" widerspreche (queer.de berichtete). (dk)
Update 19.30h: Insgesamt 13 Oppositionelle festgenommen
Wegen Kritik am türkischen Militäreinsatz in der syrischen Region Afrin sind laut Medienberichten am Freitag in der Türkei insgesamt 13 Menschen festgenommen worden. Sie hatten in den sozialen Netzwerken einen Text der Türkischen Medizinischen Vereinigung (TTB) unterstützt, in dem vor "irreparablen Problemen" durch Krieg gewarnt wird. Laut AFP hatte auch Erol den Text auf Twitter geteilt. Bereits Anfang der Woche hatte die Polizei elf Vertreter des größten türkischen Ärzteverbands festgenommen und bislang drei wieder auf freien Fuß gesetzt. Der letzte Woche veröffentlichte Text der Organisation habe dem Präsidenten missfallen, heißt es. Seit dem Nachmittag ist die Webseite von Kaos GL nicht zu erreichen, die Auftritte der Organisation in sozialen Netzwerken wurden seit dem Morgen nicht mehr aktualisiert.

Alles nur vor lauter Angst, er könnte alle Flüchtlinge Richtung Westen ziehen lassen und Union und SPD ihre Flüchtlingsbilanz vermiesen.
Um ihre eigenen Fehler zu vertuschen, koalieren Union und SPD sogar bereitwillig mit Schurkenstaaten, Diktatoren und anderen Despoten.