Die republikanische Kandidatin Jeanne Ives greift in dem Spot ihren Konkurrenten Bruce Rauner an und warnt etwa mit diesem Schauspieler vor Transfrauen im Damenklo
Ein neuer Wahlwerbespot der republikanischen Parlamentsabgeordneten Jeanne Ives aus Illinois ist von Bürgerrechtlern als rassistisch, sexistisch und transphob kritisiert worden. In dem am Freitag veröffentlichten Werbespot zur Gouverneurswahl kommt unter anderem ein Mann mit dunkler Stimme in Frauenkleidern vor, der sich beim gegenwärtigen Gouverneur Bruce Rauner bedankt: "Danke, dass sie ein Gesetz unterschrieben haben, das mir erlaubt, die Mädchentoilette aufzusuchen."
Der Hintergrund: LGBTI-Gegner in den USA haben nach der Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben im Jahr 2015 Transpersonen als neuen Hauptfeind ausgemacht. In mehreren Staaten gab es Gesetzentwürfe, die Transsexuellen verbieten sollten, die öffentlichen Toiletten aufzusuchen, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen. Derartige Gesetzentwürfe seien notwendig, um Mädchen in Damentoiletten vor Vergewaltigungen durch Männer zu schützen, so das Argument. LGBTI-Aktivisten weisen aber darauf hin, es sei noch nie ein Fall bekannt geworden, in dem eine Antidiskriminierungsrichtlinie für Kindesmissbrauch verantwortlich gemacht werden konnte – einziges Ziel der republikanischen Initiativen sei es, Transpersonen zu delegitimieren.
Ives fordert Parteifreund von Rechts heraus
Anlass für den Werbespot ist die Wahl des Gouverneurs im US-Bundesstaat Illinois im November dieses Jahres. Derzeit ist mit Bruce Rauner zwar bereits ein konservativer Republikaner Landesvater – Rauner will erneut antreten. Jeanne Ives will ihren Parteifreund aber bei den parteiinternen Vorwahlen im März herausfordern.
Jeanne Ives ist seit 2013 Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Illinois
Der Wahlspot wirft Rauner vor, Konservative im Amt betrogen zu haben. Neben der "Transfrau" zeigt er auch eine Frau, die eine feministische "Pussy-Mütze" trägt und Rauner dafür dankt, dass "Familien in Illinois" für ihre Abtreibungen zahlen würden. Außerdem wird eine schwarze Frau gezeigt, die sich im T-Shirt der bei vielen Republikanern verhassten Lehrergewerkschaft dafür bedankt, dass Rauner so große Summen Steuergelder in das öffentliche Schulsystem stecke.
Der Werbespot wurde sofort nach der Veröffentlichung scharf kritisiert. Eine Sprecherin der Lehrergewerkschaft erklärte gegenüber der "Chicago Sun-Tribune": "Wir werden dieses rassistische, sexistische und homophobe Stück Scheiße nicht mit einer Reaktion aufwerten."
Selbst innerhalb der republikanischen Partei gab es Kritik an dem einminütigen Kurzfilm: "Es gibt keinen Platz bei uns für Rhetorik, die Bürger dieses Bundesstaates wegen ihrer Rasse, ihres Geschlechts oder ihrer Menschlichkeit angreift", sagte Landesparteichef Tim Schneider nach Angaben von "Politico". Ives spreche nicht für die "Partei von Abraham Lincoln" oder für "die Bürger unseres großartigen und vielfältigen Bundesstaates". Schneider rief seine Parteifreundin auf, sich zu entschuldigen.
Ives: "Genau so sehen typische Transgender-Männer aus"
An eine Entschuldigung denkt Ives aber offenbar nicht. Sie verteidigte am Montagabend ihren Werbespot gegen "die erwartbare Hysterie aus den typischen Ecken". Weiter erklärte die 53-jährige ehemalige Armee-Offizierin: "Der Spot attackiert keine Menschen. Er spricht Themen an." Auch die Darstellung der Transfrau sei völlig in Ordnung: "Genau so sehen typische Transgender-Männer (sic) aus."
Ives, die seit 2013 Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Illionois ist, gilt als Rechtsaußen in ihrer Partei, insbesondere auch bei LGBTI-Rechten. So warf sie bei der Debatte um die Ehe für alle gleichgeschlechtlichen Eheleuten vor, eine "völlig ungeordnete Beziehung" zu führen. Schwule und Lesben, so Ives, würden sich mit der Forderung nach Ehe-Öffnung "ihren Weg in die Akzeptanz erschleichen" wollen. (dk)