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"Schwuchteln sind hier nicht gewollt"
Chemnitz: Anfeindungen gegen queeres Zentrum
Erst kam es beim Verein "different people" erneut zu Vandalismus, dann wütete ein Unbekannter vor einem Gruppentreffen.

Mal wieder wurde eine queere Einrichtung in Deutschland Opfer von Vandalismus
- 8. Februar 2018, 23:41h 3 Min.
Das Chemnitzer Beratungs- und Kommunikationszentrum different people bittet nach einem offensichtlichen Fall von Vandalismus um Spenden: Am Montagabend zerstörten Unbekannte vier Fensterscheiben der Einrichtung. Der Sachschaden betrage rund 1.500 Euro, für die keine Versicherung aufkomme.
Anwohner berichteten laut einer Pressemitteilung des Vereins von schnellen, dumpfen Schlägen gegen 22:15 Uhr. Die genauen Hintergründe und Tatwerkzeuge des Vorfalls sind noch unklar. Der Verein stellte umgehend Anzeige bei der Polizei, die gegenüber lokalen Medien Ermittlungen bestätigte.
"Vermutlich wurde mit einem harten Gegenstand auf die Scheiben des Büro- als auch Gruppenraums gezielt eingeschlagen, so dass faustgroße Löcher und damit verbundene Splitterungen über die gesamten Fensterflächen entstanden sind", so der Verein. Den "letzten Übergriff in solch einem Maß" habe es kurz nach Einzug im Rahmen eines Einbruchs gegeben.
Wiederholter Vandalismus – und nun ein Ausraster
Seither seien wiederholt Sachbeschädigungen ausgeübt worden, die deutlich als Zeichen der Ablehnung gedeutet werden konnten, etwa vor zwei Jahren Farbbomben und Schmierereien im Eingangsbereich ("NS Jetzt", "Defend Europe").
Zum neuen Vorfall meinte Vorstandsvorsitzende Jacqueline Drechsler: "Wir sind entsetzt über die gewaltsamen Beschädigungen an unseren Vereinsräumen. Zunächst handelt es sich für uns um reinen Vandalismus. Wir möchten dieses Geschehnis in keine Richtung werten, fragen uns dennoch, wieso ausschließlich bei uns an diesem Abend dieser Vorfall geschah."
Später musste der Verein nachtragen, dass es am Dienstag, einen Tag nach dem Vorfall mit den Scheiben, während eines Gruppentreffens in den Räumen zu einer "direkten Konfrontation" gekommen sei: "Eine unbekannte Person drohte minutenlang brüllend und wütend vor den Fenstern und dem Hauseingang des different people e.V., so dass die Polizei gerufen werden musste."
Ausrufe wie "Verpisst euch! Schwuchteln sind hier nicht gewollt" seien deutlich zu hören gewesen. "Dieser Vorfall führte zu Verunsicherung bei den Gästen und Bewohner*innen des Hauses. Es wäre naheliegend davon auszugehen, dass beide Ereignisse miteinander in Verbindung stehen", so Drechsel. Letztlich bleibe das aber zunächst eine Annahme.

Das Zentrum bittet um Spenden und bekam bereits Solidarität von den Nachbarn
"Nicht der Sachschaden an sich ist das Problem, sondern das beschädigte Sicherheitsgefühl der Besucher", ergänzte Vereinsmitarbeiterin Eunike Zobel gegenüber der "Freien Presse". Martin Wunderlich vom Queeren Netzwerk Sachsen meinte gegenüber der Zeitung, solche Angriffe seien keine Seltenheit mehr und seien gerade in den letzten drei Jahren vermehrt von Mitgliedern der Dachorganisation gemeldet worden. "Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass die Hemmschwelle in der Gesellschaft gesunken ist."
Auch in anderen Bundesländern waren queere Zentren immer wieder Opfer von Vandalismus, erst vor rund zwei Wochen wurde die Schaufensterscheibe des LSVD in Saarbrücken zerstört (queer.de berichtete). (cw)

Links zum Thema:
» Webseite des Zentrums
» Der Verein bei Facebook
Dass angesichts dieses massiven Rechtsrucks unsere Bundesregierung weiterhin "keinen Handlungsbedarf" sieht und Union und SPD das Thema komplett ausklammern, ist ein Skandal.
Erst recht, da die SPD das genaue Gegenteil versprochen hatte und nicht nur volle rechtliche Gleichsetzung versprochen hatte, sondern auch einen besseren Diskriminierungsschutz, mehr Bildung und Aufklärung, etc.