Der homofeindliche Protest zeigte sich am Donnerstag auch vor einem staatlichen Museum, in dem u.a. queere Filme gezeigt werden
Rechtsextreme Aktivisten haben am Donnerstagabend in Bukarest erneut eine Vorführung eines Films mit LGBTI-Inhalten gestört. In einem Kinosaal eines Museums der rumänischen Hauptstadt strahlten sie mit ihren Smartphones auf die Leinwand und hielten die Vorführung mit Gesängen und Gebeten auf, bis die Polizei sie aus dem Saal entfernte.
Bereits vor dem Museum hatten die Aktivisten der "Orthodoxen Bruderschaft des Heiligen und Siegreichen Großmärtyrers Georg" mit Flaggen und Plakaten gegen "Homo-Propaganda" protestiert. Die Aktion richtete sich gegen die Vorführung eines Dokumentarfilms über die Schwulenszene im Bukarester Roma-Viertel Ferentari; der Film "Ferentari; Soldatii. Poveste din Ferentari" ("Die Soldaten. Geschichte aus Ferentari") der jungen serbischen Regisseurin Ivana Mladenovic (Trailer) konnte mit halbstündiger Verzögerung gezeigt werden.
Bereits am Sonntag hatten orthodoxe und rechte Aktivisten überraschend eine Vorführung des französischen Aids-Dramas "120 BPM" im selben Kino gestört (queer.de berichtete). Auch hier musste die Polizei die Demonstranten aus dem Raum geleiten, die Gebete angestimmt, Ikonenbilder hochgehalten und Plakate entrollt hatten wie "Rumänien ist nicht Sodom und Gomorrha".
Die orthodoxen Aktivisten hatten ein großes Plakat "Stoppt Homo-Propaganda am Museum der rumänischen Bauern" mitgebracht
Ein anderes Plakat zeigte den Spruch "Soros, lass die Kinder in Ruhe". Die Aktivisten machten so auch Stimmung gegen den aus Ungarn stammenden amerikanischen Milliardär George Soros, der Nichtregierungsorganisationen mit Projekten zu Demokratieausbau und Minderheitenrechten auf der ganzen Welt unterstützt und wegen seiner jüdischen Herkunft eine beliebte Zielscheibe von rechter Propaganda und Verschwörungstheorien ist. "Völkische Kreise in Osteuropa unterstellen Soros, die LGBT-Bewegung zu unterstützen, um eine demografische Katastrophe herbeizuführen und das Aussterben der europäischen Nationen zu beschleunigen", fasste die "taz" kürzlich eine gängige Theorien zusammen.
Vor fünf Jahren hatten Nationalisten schon einmal eine Filmvorführung im gleichen Museum gestört, damals richtete sich die Wut gegen "The Kids Are All Right", einen US-Film über eine Regenbogenfamilie. Sie argumentierten, dass das Staatliche Museum des rumänischen Bauern, das für viele Kulturveranstaltungen genutzt wird, nicht der Bewerbung eines "unrumänischen Lebensstils" dienen dürfe.
Auch am Rande von einem stetig wachsenden CSD in Bukarest war es in den letzten Jahren immer wieder zu kleineren Gegenprotesten von nationalistischen und orthodoxen Aktivisten gekommen (queer.de berichtete). Letzte Woche stürmten zwei rechtsradikale Aktivisten das Büro der rumänischen "Vice"-Redaktion: Das Magazin hatte sie zum Widerstand gegen den CSD in Cluj-Napoca, der zweitgrößten Stadt des Landes, zitiert. "Vice" gilt als eine der wichtigsten Stimmen für LGBTI-Rechte in Rumänien, Mitarbeiter des Magazins waren am Sonntag im Bukarester Museum anwesend und streamten schockiert den rechten Protest live in soziale Netzwerke.
Vor zwei Jahren hatte eine von der orthodoxen Kirche unterstützte "Koalition für die Familie", die über das Volksbegehren "Vater, Mutter, Kind" mit der deutschen "Demo für alle" verbunden ist, über drei Millionen Unterschriften für einen Volksentscheid gesammelt, mit dem die Ehe in der Verfassung heterosexuell definiert werden soll (queer.de berichtete). (nb)
Dieses Aufbegehren gegen Menschengruppen ist dann nicht mehr weit entfernt von Gewalt.