In seiner jüngsten Facebook-Live-Sendung musste der offen schwule CDU-Politiker Jens Spahn am Montag die Erfahrung machen, dass Homophobie in Deutschland kein ausschließlich muslimisches Problem ist. User Rüdiger Kowalski kommentierte seinen 13-minütigen Vortrag zum Koalitionsvertrag mit den Worten: "Mit kleinen Kindern kennt ihr Hinterlader euch in den Parteien gut aus."
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium reagierte auf die üble Beschimpfung ausgesprochen cool. Er las den Hasskommentar laut vor und meinte: "Das ist jetzt eine besondere Form der Beleidigung, aber das lassen wir mal weg." Mit ruhiger Stimme erklärte der CDU-Abgeordnete weiter: "Freuen Sie sich doch, dass jemand wie ich sagt, ich möchte Familien unterstützen."
"Weniger das Trennende suchen"
Jens Spahn sprach den homophoben Facebook-Troll zudem direkt an: "Anstatt dumme Sprüche zu machen, könnten Sie doch einfach sagen: 'Schön, dass wir gemeinsam Familien unterstützen wollen'." Außerdem riet er ihm, "weniger das Trennende zu suchen" und zu sehen, "wo wir gemeinsam etwas Schönes vorhaben für dieses Land".
Für die coole Reaktion auf den Hass-Post erhielt der 37-Jährige von den Live-Zuschauern Dutzende Likes. Auch auf Twitter wurde er für seine "Counterspeech" gelobt.
Jens Spahn ist der wohl mächtigste offen schwule Politiker in Deutschland. Obwohl er sich in der Union frühzeitig für die Ehe für alle einsetzte, hat er in der queeren Community einen schweren Stand. Mehrfach hatte der Staatssekretär aus dem Münsterland etwa LGBTI-Aktivisten aufgefordert, auch Gegnern einer Gleichstellung mit "Respekt" zu begegnen – er empfahl "beiden Seiten, mal abzurüsten" (queer.de berichtete). Der Lesben- und Schwulenverband kritisierte im vergangenen Jahr, dass Spahn Homophobie als allein muslimisches Problem ansehe und alle anderen Formen des Homo-Hasses ausblende (queer.de berichtete). (mize)
Das homophobe Posting war übelster Schwulenhass und unterstellt allen Schwulen pauschal, dass sie wie katholische Priester Kinder vergewaltigen. Sehr viel schlimmer geht es kaum noch.
Spahn, ganz in seiner Tradition als Oberanpasser und von allen Geliebt-werden-Wollender, reagiert auf diese difffamierende Unterstellung so, als ob der Troll ihm gesagt hätte: "Hey, ich finde deine blöde Brille macht dein Gesicht noch hässlicher."
Spahn hat mit seiner unangemessen weichen Reaktion einmal mehr gezeigt, dass man es mit Schwulen wie ihm machen kann und dass auch aggressive Schwulenhasser von ihm keinen Gegenwind zu erwarten haben, sondern höchstens ein wimmerndes: "Mimimimimi, aber guck doch mal, wie lieb ich sonst zu euch bin." Spahns Reaktion ist einfach nur widerlich.
Spahn hat nicht cool reagiert, sondern strunzdumm und feige. Spahn hat einmal mehr der schwulen Community geschadet.