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"Ali geht es gut!"

Schwuler Journalist flieht von Russland nach Deutschland

Ein Mitarbeiter der regierungskritisichen Zeitung "Nowaja Gaseta" ist nach Monaten der Unsicherheit endlich sicher.


Ali Ferus freut sich am Flughafen darüber, dass er endlich ausreisen darf (Bild: LGBT Network)

  • 15. Februar 2018, 13:47h 12 2 Min.

Der schwule Journalist Chudoberdi Nurmatow, der unter dem Pseudonym Ali Ferus bekannt ist und dem eine Abschiebung nach Usbekistan drohte, darf nach monatelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen Russland verlassen und nach Frankfurt am Main ausreisen. Die russische Organisation LGBT Network teilte am Freitagvormittag via Facebook mit, dass Ferus am Flughafen Moskau-Scheremetjewo abgefertigt worden sei und das Land verlassen darf. Laut dpa erklärte sein Anwalt kurze Zeit später: "Wir befinden uns in einem Flugzeug nach Deutschland. Ali geht es gut!"

Ferus war in Russland geboren worden, kam aber mit 17 Jahren nach Usbekistan und nahm die Staatsbürgerschaft an. 2009 floh er aus Usbekistan, weil er dort verhaftet und gefoltert worden war. Der Grund: Er hatte sich geweigert, ein Informant zu werden.

In Moskau arbeitete er seither für die Tageszeitung "Nowaja Gaseta", die unter anderem die brutale Schwulenverfolgung in der russischen Teilrepublik Tschetschenien aufgedeckt hatte. Im vergangenen Sommer wurde er auf dem Weg zur Arbeit in Moskau festgenommen und sollte abgeschoben werden – Hintergrund war offenbar seine regierungskritische Berichterstattung über Diskriminierungen von Minderheiten in Russland, auch über Schwule und Lesben.

Der Festgenommene fürchtete, nach seiner Abschiebung im homophoben Unrechtsstaat Usbekistan erneut gefoltert und anschließend getötet zu werden. Als die Abschiebung Anfang August angeordnet wurde, unternahm er einen Selbstmordversuch (queer.de berichtete). Eine Woche später setzte ein Gericht die Auslieferung vorläufig aus (queer.de berichtete).

Juristisches Tauziehen

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ordnete kurze Zeit später in einer Eilentscheidung an, dass Ferus nicht nach Usbekistan abgeschoben werden darf. Vergangene Woche entschied schließlich auch ein Gericht in Moskau, dass Ferus in einen Drittstaat ausreisen darf.

Für die Freilassung des Journalisten hatten sich Human Rights Watch und andere Bürgerrechtsorganisationen eingesetzt. Amnesty International erklärte nach seiner Festnahme in Moskau: "Ali Ferus ist offen schwul, ein Menschenrechtsaktivist und ein Korrespondent der unabhängigen Zeitung 'Nowaja Gaseta'. Das ist eine so gut wie tödliche Kombination für jemanden, der nach Usbekistan ausgeliefert werden soll, wo 'Unzucht' eine Straftat und Folter an der Tagesordnung ist." (dk)

-w-

#1 RobinAnonym
  • 15.02.2018, 15:09h
  • Gut, dass er in Sicherheit ist.

    Hoffentlich bekommt er hier Asyl. Leider weigern sich Union und SPD ja nach wie vor, ein generelles Asylrecht für verfolgte LGBTI einzuführen.
  • Direktlink »
#2 GreenbasicAnonym
#3 Carsten ACAnonym
  • 15.02.2018, 15:32h
  • Antwort auf #1 von Robin
  • Und leider wird das Fehlen dieses generellen Asylrechts für verfolgte GLBTI auch schon aktiv ausgenutzt. Queer.de hat ja schon mehrfach über Fälle berichtet, wo GLBTI aus Deutschland in Verfolgerstaaten abgeschoben wurden oder wo das teilweise erst nach medialem Protest aufgeschoben wurde.

    Es gibt noch einige GLBTI-politische Punkte, wo noch Nachholbedarf besteht. Aber das hier ist ein besonders dramatischer, weil es hier wirklich um die Gesundheit, Unversehrtheit oder gar das Leben von Menschen geht.

    Umso perverser, dass CDU, CSU und SPD das Thema scheinbar aussitzen wollen.

    Spätestens bei Menschenleben sollte es keine Machtspielchen, keine Ideologie und keine faulen Kompromisse geben.
  • Direktlink »

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