In der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Tempelhof-Schöneberg in Berlin hat sich ein junges Mitglied der AfD-Fraktion als transsexuell geoutet. Dies berichtete am Mittwoch die "taz".
"Ich bitte darum, mich ab sofort mit 'Herr Wittmann' anzusprechen und auch im Schriftverkehr den Namen Nico Wittmann zu verwenden", zitierte die Zeitung aus einer persönlichen Erklärung des AfD-Politikers, der 2016 als Nina Wittmann in das Kommunalparlament eingezogen war. Wörtlich heißt es weiter: "Ich bin transsexuell und das nicht erst seit gestern. Transsexuell nicht Gender-Sternchen."
In der Erklärung entschuldigte Wittmann, der Anfang zwanzig ist, seine teilweise Abwesenheit in der BVV mit seiner Transition: "Wie vielen Betroffenen geht es mir durch diesen Umstand seit Jahren psychisch sehr schlecht. […] Ich entschuldige mich für damit einhergehende Ausfallzeiten bei unseren Wählern und bedanke mich bei meiner Fraktion für die entgegengebrachte uneingeschränkte Unterstützung."
Coming-out in einer transfeindlichen Partei
Persönlicher Kontakt scheint offensichtlich Vorurteile abzubauen: Die AfD ist, auch in Berlin, die mit Abstand transfeindlichste Partei in den Parlamenten, die sich unter anderem über Unisextoiletten lustig macht, Fördergelder für LGBTI-Projekte streichen will und Schulaufklärung über geschlechtliche Minderheiten als "Frühsexualisierung" diffamiert (queer.de berichtete).
Jeannette Auricht, die Sprecherin der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, bezeichnete die Transition von Nico Wittmann gegenüber der "taz" als "Privatangelegenheit": "Natürlich gibt es homosexuelle und transsexuelle Mitglieder in der AfD. Aber Privatangelegenheiten wie die von Herrn Wittmann ändern nichts daran, dass wir am traditionellen Familienbild festhalten. Eine Minderheit sollte nicht als Mehrheit betrachtet werden."
Auf der Homepage der BVV wurde Wittmanns Vorname bereits aktualisiert, allerdings wird er weiterhin als "Bezirksverordnete" vorgestellt. Der AfD-Politiker war 2016 auch Direktkandidat für die Wahl zum Abgeordnetenhaus und erzielte im Wahlkreis Templlhof-Schöneberg 7 mit 15,5 Prozent den dritten Platz hinter SPD und CDU. (cw)