Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?30705

Mit-Gründer der "Christen in der AfD"

AfD-Politiker: Ehe für alle "unbiblisch"

Volker Münz, kirchenpolitischer Sprecher der Bundestags-Fraktion, kämpft gegen die politische und kirchliche Anerkennung von Homo-Paaren. Im Mai soll er offiziell am Katholikentag teilnehmen.


Motiv von Volker Münz im Wahlkampf zum Bundestag – inzwischen ist er einer von 92 Abgeordneten der AfD

  • Von Norbert Blech
    22. Februar 2018, 16:31h 52 4 Min.

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Volker Münz hat sich mit einer ablehnenden Stellungnahme in die Diskussion um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der evangelischen Kirche eingeschaltet. Der 53-Jährige ist Mitglied im Gemeinderat in Uhingen sowie der Bezirkssynode Göppingen. Eine evangelikale Sperrminorität in der evangelischen Kirche in Baden-Württemberg hatte kürzlich selbst Kompromisse zum Umgang mit Homo-Paaren abgelehnt (queer.de berichtete) – einige Geistliche wollen sich dem widersetzen.

"Es ist erschreckend, wie weit linke Ideologien, wie die Gender-Ideologie und die 'Ehe für alle' nicht nur in der Politik verbreitet sind. Auch in der Kirche haben diese unbiblischen Vorstellungen Einzug gehalten", beklagte Münz bereits in der letzten Woche laut einem Bericht der "Südwest-Presse". Es sei erschreckend, dass evangelische Amtsträger mit der Segnung oder Trauung homosexueller Paare wider Bibel und landeskirchlicher Regelungen handelten: "Diese Haltung der am Zeitgeist und nicht am Wort Gottes orientierten Amtsträger spaltet die Kirche" (Rolf Ulmer, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Göppingen, hat am Donnerstag in der Zeitung einen Widerspruch zu diesen Äußerungen veröffentlicht).

Münz ist, wie so einige Kollegen und Kolleginnen seiner Partei, ein christlich-fundamentalistischer Hardliner. So bezeichnete der Diplom-Ökonom einen befürwortenden "chrismon"-Kommentar zur Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibung als "Verrat an christlichen Werten und Geboten".

Nach homophoben Äußerungen in Bundestag gewählt

Zur Ehe-Öffnung im letzten Jahr schrieb Münz auf Facebook, mit der "Aufweichung des Ehe-Begriffs" werde "ein Fundament, auf dem unsere Gesellschaft aufgebaut ist, geschleift" – "Kinderehen und Vielehen" könnten folgen. "Gender Mainstreaming" bezeichnete er im März 2017 als "antichristliche Ideologie": "Sie widerspricht dem christlichen Menschenbild. Die Gender-Ideologie zerstört die Familie als Keimzelle der Gesellschaft."


Wie viele andere AfD-Politiker sah Münz in der Ehe für alle keinen Grund zum feiern

Zum umstrittenen Bildungsplan in Baden-Württemberg meinte er im letzten Sommer in einem Video-Interview, dieser widerspreche "unserem christlichen Menschenbild, weil da schon Schülern in der Grundschule die sogenannte Gender-Ideologie beigebracht werden soll". Es solle nicht verschwiegen werden, dass es Trans- oder Homosexualität gebe. "Aber für die Grundschule halte ich das [Thema] für zu früh." Ein Diktat für die vierte Klasse, in dem es etwa heiße: "mein Vater war früher eine Frau", sei eine "Perversion", so Münz, der bereits Anfang 2014 an einem der ersten Proteste gegen die Schulaufklärung in Stuttgart teilgenommen hatte.

Letztlich gehe es um einen falschen Begriff von "Toleranz", der statt einer Duldung Akzeptanz verlange, so Münz in dem Video: "Wenn jemand homosexuell ist, dann hat er genauso eine Menschenwürde wie jeder andere auch. Aber ich sage trotzdem: Das ist nicht meine Vorstellung von einer Lebensführung. Ich dulde das, aber ich halte es nicht für gut." Das Kindern Akzeptanz eigebracht werden solle, halte er "nicht für richtig": "Das ist eine Indoktrinierung."

Ein Wort in eigener Sache
Hinter gutem Journalismus stecken viel Zeit und harte Arbeit – doch allein aus den Werbeeinnahmen lässt sich ein Onlineportal wie queer.de nicht finanzieren. Mit einer Spende, u.a. per Paypal oder Überweisung, kannst Du unsere wichtige Arbeit für die LGBTI-Community sichern und stärken. Abonnent*innen bieten wir ein werbefreies Angebot. Jetzt queer.de unterstützen!

Zwischen Trump-Besuch und Katholikentag

Münz, der als Mitunterzeichner der "Erfurter Resolution" den rechtsextremen Parteiflügel um Björn Höcke und André Poggenburg unterstützt, war auf Landeslistenplatz 8 der AfD in Baden-Württemberg in den Landtag eingezogen. Im Dezember machte ihn seine Partei zum kirchenpolitischen Sprecher. Es sei sein großes Anliegen, "das Verhältnis zu den Amtskirchen zu entkrampfen", meinte Münz dazu. "Das Programm der AfD hat sehr große Schnittmengen mit den christlichen Überzeugungen, wie das Thema Lebensrecht für Ungeborene, die Hilfe für Menschen in Not, die Familie als schutzbedürftiger Kern der Gesellschaft und die Ehe als gottgewollte Verbindung zwischen Mann und Frau."

Im Bundestag gebe es jede Sitzungswoche eine Andacht und ein Gebetsfrühstück mit Abgeordneten aus allen Fraktionen, freute sich der Politiker. "Dabei beten wir um göttlichen Beistand, denn wir tragen als Politiker nicht nur vor den Menschen Verantwortung für unser Handeln, sondern wie jeder Mensch nicht zuletzt vor Gott."

Der Glaube der Politiker wird übrigens offiziell unterstützt: Erst vor wenigen Wochen reiste Münz zusammen mit einigen weiteren Gesandten verschiedener Parteien zum "National Prayer Breakfast" in die USA: Zu der Ansprache von US-Präsident Donald Trump vor einer evangelikalen Organisation habe die US-Regierung die deutschen Politiker eingeladen. Die deutsche Botschaft organiserte dazu ein mehrtägiges Besuchsprogramm.


Die AfD kämpft in Anträgen, Pressemitteilungen und Programmen gegen die angebliche Steuerverschwendung des Gender-Mainstreamings. Besuche evangelikaler Events scheinen hingegen in Ordnung

Für Wirbel sorgt derweil auch, dass Münz im Mai an einer Podiumsdiskussion beim Katholikentag teilnehmen soll – nachdem im letzten Jahr Anette Schultner beim evangelischen Kirchentag teilnahm. Sie war damals Bundesvorsitzende der von Münz mitgegründeten Gruppe "Christen in der AfD". Die mehrfache Rednerin auf der homo- und transfeindlichen "Demo für alle" hat inzwischen die Partei verlassen, weil sie ihr zu extrem wurde.

#1 BEARAnonym
  • 22.02.2018, 16:40h
  • Fehlt nur noch "undeutsch".

    Ich wüsste nicht, dass wir hier in einem biblischen Land lebten. Oder haben wir wieder das Heilige Römische Reich Deutscher Nation?
  • Antworten »  |  Direktlink »
#2 BuntesUSchoenesEhemaliges Profil
  • 22.02.2018, 16:47h
  • Wie wunderbar, dass die Eheöffnung nicht biblisch ist, das wäre ja furchtbar :-)
    Wir leben im Jahr 2018 und der Staat ist von der Kirche getrennt - Punkt.
  • Antworten »  |  Direktlink »