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EU-Gesetzgebung
Hakim darf seinen Freund nicht nachholen
Ein aus Syrien stammender Mitarbeiter der Ruhrwellness-Sauna sucht die Öffentlichkeit, weil er nicht von seiner großen Liebe getrennt leben möchte.

Hakim zeigt ein Bild seines Freundes Zeydan auf dem Handy, im Hintergrund Felix von der Leitung der Ruhrwellness-Sauna
- Von Dietrich Dettmann
24. Februar 2018, 15:58h 2 Min.
Er ist sympathisch und freut sich sichtlich über das Interesse der queeren Medien: Hakim, 30, arbeitet in Teilzeit mit viel Freude in der Ruhrwellness-Sauna in Mülheim.
Im Herbst 2015 ist er aus Syrien wegen der Zerstörung seiner Heimatstadt Aleppo und wegen seiner Homosexualität geflohen und genießt zurzeit subsidiären Schutzstatus. Er spricht inzwischen sehr gut Deutsch. Doch er hat ein Problem, und er ist deswegen sehr unglücklich: Sein Freund Zeydan (28) kann nicht nach Deutschland kommen, er sitzt ohne Papiere in Serbien fest, wo die Grenze für Flüchtlinge wie ihn geschlossen wurde.
"Ich bin zwar vorläufig anerkannt, aber habe keinen Pass", erklärt Hakim. "Ich vermisse meinen Freund Zeydan sehr, aber ich kann nicht zu ihm und er nicht zu mir."
Auf getrennten Wegen geflüchtet
Das Unglück begann bereits, als das Paar auf getrennten Wegen flüchtete. Zeydan war beim Militär und hatte alle Papiere abgeben müssen. Hakim wartete mehrere Monate in der Türkei auf ihn. Leider vergeblich: Daraufhin musste Hakim alleine weiter nach Deutschland die Reise zu Fuß antreten. "Er sagte mir, die Gesetze lassen es derzeit nicht zu, dass er zu mir kommen kann, auch wenn wir ein Liebespaar sind. Schließlich seien wir ja keine Familie", so Hakim.
Selbst für den klassischen Familiennachzug gibt es schon strenge Regeln in Deutschland. "Sich als schwul zu outen in einem südeuropäischen Land ist zudem meist sehr gefährlich", so Hakim. Über sein Geburtsland sagt er: "Als offen schwuler Mann in Syrien bist du ganz schnell tot, selbst die eigene Familie kennt da kein Erbarmen." Hakim bekommt dabei Tränen in den Augen.
Die Arbeit ist für ihn eine Ablenkung von den traumatischen Erlebnissen. Er ist sehr freundlich, und sein Job macht ihm Spaß. Hakim ist hier prima integriert. Er hat nur einen Wunsch: "Wer kann mir helfen? Ich denke jeden Tag an Zeydan und mache mir natürlich immer Sorgen um ihn."
Auch Felix von der Ruhrwellness-Leitung steht hinter Hakim: "Wir suchen die Öffentlichkeit. Wir hoffen, dass sich jemand findet, der helfen möchte – und kann." Hakim will nicht aufgeben: "Denn ich vermisse meine große Liebe sehr."
Kontakt zu Hakim kann man per Email an oder unter Tel. (0208) 302 48 11 aufnehmen.

Aber es geht nicht nur darum, diesen Einzelfall zu einem glücklichen Ende zu bringen, sondern auch die zig weiteren Fälle, die ähnlich dramatisch sind, aber nicht dieselbe Öffentlichkeit finden.
Wir brauchen endlich ein generelles Asylrecht für verfolgte LGBTI. Und ähnlich dem Familiennachzug für Heteros eine ähnliche Möglichkeit für LGBTI. Alles andere wäre Diskriminierung.
Leider hat die SPD ja in den Koalitionsverhandlungen alle LGBTI-Versprechen aufgegeben, um bei der Union noch ein paar Pöstchen mehr rauszuholen. Dabei wären Inhalte so viel wichtiger gewesen als die Anzahl der Ministersessel - nicht nur für die Glaubwürdigkeit der SPD, sondern auch für Deutschland und für Verfolgte wie Hakim und Zeydan.