Neuschwanstein ist eines der Lieblingsdestinationen ausländischer Touristen in Deutschland – insbesondere schwule Amerikaner lieben das Märchenschloss (Bild: Andrew Czap / flickr)
Auf der am Mittwoch vom "Spartacus International Gay Guide" veröffentlichten Rangliste der LGBTI-freundlichsten Reiseländer der Welt hat Deutschland einen Riesensprung nach vorne gemacht: Die Berliner Republik belegt beim neuesten "Gay Travel Index" (PDF) unter 197 Ländern und Territorien den dritten Platz. Im vergangenen Jahr lag Deutschland noch auf Rang 22 (queer.de berichtete). Als Grund für die Verbesserung nannten die Autoren des Index die Einführung der Ehe für alle im vergangenen Herbst.
In der seit 2012 jährlich erstellten Liste werden anhand von 14 Kriterien sowohl die rechtliche Lage, etwa bei Antidiskriminierungsrichtlinien oder der Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften, gewertet als auch Fragen wie LGBTI-Marketing, die Akzeptanz von Homosexualität durch die Bevölkerung, der religiöse Einfluss oder Morde an Angehörigen sexueller Minderheiten.
Angeführt wird der Index dieses Jahr von Kanada und Schweden. Im vergangenen Jahr hatten sich noch Schweden und Großbritannien den ersten Platz geteilt.
Den dritten Platz muss sich Deutschland mit zehn weiteren Ländern teilen. Dabei handelt es sich um Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, die Niederlande, Neuseeland, Norwegen, die französische Übersee-Insel Réunion, Spanien und Großbritannien. Österreich liegt auf Platz 15, die Schweiz auf Platz 21 und Liechtenstein auf Platz 45.
Laut "Spartacus" sind das die 20 besten Reiseländer für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten (Bild: Spartacus International Gay Guide)
Unter Donald Trump rutschten die USA ab – von Rang 34 auf Rang 39. "Hier spielen vor allem die Versuche der Trump-Regierung eine Rolle, Rechte für Transgender im Militär und von der Vorgängerregierung durchgesetzte Antidiskriminierungsgesetze zu beschneiden", so die Begründung von "Spartacus". Das homofreundlichste Land Asiens ist Israel auf Rang 21, in Afrika hat Südafrika mit Rang 27 die beste Position erreicht.
Tschetschenien belegt den letzten Platz
Den letzten Platz im Index belegt die russische Teilrepublik Tschetschenien, die im letzten Jahr nicht gesondert aufgeführt war. Hier macht sich die staatliche Verfolgung schwuler Männer bemerkbar (queer.de berichtete). Knapp vor Tschetschenien liegen die Verfolgerstaaten Somalia, Saudi-Arabien, Iran, Jemen und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die LGBTI-Organisation ILGA Europe erstellt mit "Rainbow Europe" einen ähnlichen Index für Europa, der ständig aktualisiert wird. Darin werden noch detaillierter als beim "Spartacus"-Index verschiedene Politikzweige analysiert, etwa die Lage von LGBTI-Flüchtlingen im Land. Unter insgesamt 49 Ländern liegt Deutschland in dieser Liste nur auf Rang 13 – immerhin drei Plätze besser als noch vor einem Jahr. Angeführt wird die Liste von Malta, Norwegen und Großbritannien, auf den letzten drei Plätzen befinden sich Armenien, Russland und Schlusslicht Aserbaidschan.
Das weltweite Büro der ILGA erstellt zudem mit dem Report "State Sponsored Homophobia" jährlich ausführliche Länderberichte. (dk)
Durch die aus den braunen Grüften herausgekletterten Geister der Vergangenheit wie Kyffhäuser-Gauland oder das altadlige Schlossgespenst, die Nazi-Enkelin Beatrix von Storch, zeigt sich leider auch, wie fragil der Anschluss Deutschlands an die zivilisierte Welt immer noch ist.
Spannend ist auch, dass unter den vorderen Rängen nur zwei Länder mit faschistischer Vergangenheit sind (Deutschland, Spanien) sind, alles andere sind etablierte Demokratien (mit und ohne König/in) und zumeist auch traditionsreiche Sozi-Sozialstaaten.
Zufall?
Sicher nicht!