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SPD-Hoffnungsträger
Kevin Kühnert spricht erstmals über sein Schwulsein
Das Coming-out von Klaus Wowereit sei ein "Meilenstein" auch für ihn persönlich gewesen, verriet der Juso-Chef und GroKo-Gegner im Interview mit der Berliner "Siegessäule".

Kevin Kühnert, Jahrgang 1989, ist seit November 2017 Bundesvorsitzender der SPD-Nachwuchsorganisations Jusos (Bild: Jusos)
- 6. März 2018, 05:54h 2 Min.
In einem Interview mit dem queeren Berliner Stadtmagazin "Siegessäule" wurde der Bundesvorsitzende der Jungsozialisten Kevin Kühnert erstmals auf seine Homosexualität angesprochen. Er habe bislang keine Diskriminierung erfahren, erklärte der 28-jährige Berliner – weder wegen seiner sexuellen Orientierung noch wegen seiner Körpergröße von 1,70 Meter.
Selbst die Worte von Alexander Dobrindt, der von einem "Zwergenaufstand" der Jusos sprach, hätten ihn nicht verletzt. "Ich bin ein Mensch mit einer guten Portion Humor und Selbstironie", sagte Kühnert. "Ich fühle mich da persönlich nicht angegriffen. So etwas Flaches fällt direkt auf die Person selbst und nicht auf mich zurück."
Klaus Wowereit als großes Vorbild
Das Coming-out von Klaus Wowereit im Jahr 2001 mit dem Spruch "Ich bin schwul und das ist auch gut so" sei ein "Meilenstein" für ihn gewesen, meinte der Juso-Chef zum Thema offen homosexuelle Politiker. "Obwohl das für mich persönlich ja ein paar Jahre zu früh kam. Ich war elf, als er das gesagt hat. Aber es hat definitiv einen großen Platz im kollektiven Gedächtnis."
Der ehemalige Regierende Bürgermeister Wowereit sei in dieser Hinsicht ein "ganz wichtiger Fixpunkt", so Kühnert, der aus einer Berliner Beamtenfamilie stammt. "Er hat etwas gemacht, was ich vorbildhaft finde: in die Offensive gehen. Wenn man mit sich selbst klar ist, fällt es auch viel leichter, Angriffe abzuwehren."
Kühnert soll "wichtige Rolle" in der SPD spielen
Seinen Kampf gegen eine Neuauflage der Großen Koalition hat Kevin Kühnert zwar verloren, allerdings sprachen sich führende SPD-Politiker schon während des Mitgliedervotums dafür aus, dass er bei der Erneuerung der Partei eine "wichtige Rolle" spielen soll.
Im Gespräch mit der "Siegessäule" ließ der Bezirksverordnete in Tempelhof-Schöneberg und hauptamtliche Mitarbeiter einer Berliner SPD-Abgeordneten seine Zukunft noch offen. Er könne sich zwar vorstellen, sein "Hobby zum Beruf zu machen, denn nichts mache ich lieber. Das müssen aber nicht irgendwelche Mandate oder Ministerposten sein". Im Moment sei die SPD "eher am kämpfen, dass unsere Partei in Zukunft überhaupt noch geile Jobs zu vergeben hat". (cw)
