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Anja Karliczek ignoriert Studien
Neue CDU-Bildungsministerin: Regenbogenfamilien schlecht für Kinder
Aus der SPD gibt es Kritik an der designierten Bildungs- und Forschungsministerin, weil sie Kindern aus Regenbogenfamilien pauschal unterstellt, sich schlechter zu entwickeln als Kinder aus "traditionellen" Familien.

Anja Karliczek will als Bildungsministerin offenbar keine wissenschaftlichen Studien anerkennen, die ihrer Ideologie widersprechen (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
- 7. März 2018, 12:34h 2 Min.
Unter Sozialdemokraten regt sich Widerstand gegen die künftige Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek, die von ihrer Christlich Demokratischen Union für das Amt nominiert worden war. Hintergrund ist eine Aussage der 46-jährigen Abgeordneten aus Steinfurt während der Debatte um die Ehe für alle im letzten Sommer.
Karliczek lehnte – wie auch drei Viertel ihrer Fraktion – im Bundestag die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht ab. Sie begründete das damals mit den Worten: "Im Gegensatz dazu wie immer behauptet wird, gibt es keine Langzeitstudien zu den Auswirkungen auf Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Meine Einschätzung als Mutter dreier Kinder ist die, dass es für die Entwicklung von Kindern wichtig ist, das emotionale Spannungsfeld zwischen Vater und Mutter zu erleben."
Spanier-Oppermann: Ministerin leugnet wissenschaftliche Studien
Die NRW-Landtagsabgeordnete Ina Spanier-Oppermann, die auch eine Sprecherin für die Arbeitsgemeinschaft SPDqueer ist, übte scharfe Kritik an der gegen Regenbogenfamilien gerichteten Haltung der CDU-Politikerin: "Eine designierte Bildungsministerin, die mehr als 75 eindeutige und anderslautende Studien zu dem Thema Regenbogenfamilien leugnet, hat eine eigensinnige Vorstellung zu ihrem zukünftigen Arbeitsbereich", so Spanier-Oppermann am Mittwoch.
Es könne nur zwei Gründe für die Haltung Karliczeks geben: "Kraliczek scheint entweder bewusst Stimmung gegen gleichgeschlechtliche Eltern und auch zu Lasten von Kindern in Regenbogenfamilien zu machen, um ein erzkonservatives Wähler*innen-Milieu anzusprechen. Oder es handelt sich um die Rückkehr des Bauchgefühls, das schon die Kanzlerin dazu bewog, eine aktive Gleichstellungspolitik der SPD zu blockieren."

Ina Spanier-Oppermann an ihrem Arbeitsplatz, dem Landtag in Düsseldorf (Bild: SPD NRW)
Spanier-Oppermann versprach, dass diese Haltung mit der SPD nicht umzusetzen sei. "Die SPD wird dafür Sorge tragen, dass Frau Kariliczeks Einschätzungen nicht die Gleichstellungspolitik der kommenden Legislatur bestimmen können. Denn wir wissen längst, was alle Studien belegen: Für das Wohlergehen eines Kindes ist die Beziehung zu den Eltern und nicht deren Geschlecht entscheidend", so die Landtagsabgeordnete.
Mit der homophoben Aussage Karliczeks hatte sich bereits vor einer Woche der Tagesschau-Faktenfinder auseinandergesetzt. Hier kam man zu einem eindeutigen Ergebnis: "Dass das 'emotionale Spannungsverhältnis zwischen Vater und Mutter', auf das sich Karliczek aus ihrer persönlichen Erfahrung bezieht, für die Entwicklung von Kindern wichtig sei, ist durch Forschungsergebnisse nicht belegt. Die große Mehrzahl der Untersuchungen kommt zu dem Schluss, dass es Kinder bei gleichgeschlechtlichen Eltern keinesfalls schlechter haben." (dk)

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Da wird der Bock zum Gärtner gemacht.