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Abschied vom Kondom
Raging Stallion zeigt künftig Bareback-Sex
Nach 20 Jahren verzichtet Raging Stallion Studios erstmals in einem Film auf die Nutzung von Kondomen.

Eddy Cetee (li.) und Kurtis Wolf (re.) sind zwei der Darsteller im ersten Barebackporno von Raging Stallion (Bild: Twitter / @iamstevecruz)
- 12. März 2018, 17:16h 3 Min.
Das 1998 gegründete amerikanische Pornolabel Raging Stallion Studios dreht erstmals einen pornografischen Film ohne Kondome. Das bestätigte ein Sprecher des Labels gegenüber dem schwulen Pornoblog Str8UpGayPorn. "Ich kann bestätigen, dass wir derzeit einen Raging-Stallion-Film mit dem Titel 'Raw Power' drehen. Dabei handelt es sich um eine Barebackproduktion, die im Mai auf den Markt kommen soll." Man werde künftig sowohl Szenen mit als auch ohne Kondome produzieren.
Gerüchte über den ersten Barebackfilm des Labels aus San Francisco waren letzte Woche aufgekommen, als der Regisseur auf Twitter Bilder vom Set veröffentlichte und dabei den Hashtag #rawpowerxxx verwendete. "Raw" (roh) wird in der Pornoindustrie ebenso wie "bareback" (Reiten ohne Sattel) als Codewort für kondomlosen Sex genutzt.
Über Jahre war kondomloser Sex bei den größten schwule US-Pornolabels verpönt. Regisseurin Chi Chi LaRue sagte etwa 2008, dass Bareback-Pornodarsteller "falsche Vorbilder" seien und steigende HIV-Infektionszahlen provozieren könnten (queer.de berichtete). 2012 hat die Stadt Los Angeles die Produktion von Filmen, bei denen keine Kondome genutzt werden, verboten (queer.de berichtete). Ein kalifornienweites Verbot wurde aber in einem Volksentscheid 2016 abgelehnt (queer.de berichtete).
In den letzten Jahren haben aber immer mehr Pornolabels auch kondomlose Filme gedreht, da diese in der Regel erfolgreicher waren – und viele US-Firmen Marktanteile an europäische Anbieter verloren haben, die weniger Berührungsängste mit Bareback-Filmen hatten. Vor kurzem fing etwa auch das US-Label CockyBoys damit an, Bareback-Szenen zu produzieren. Laut Str8UpGayPorn beharren nur noch vier amerikanische Pornoproduzenten generell auf Kondome – dabei handelt es sich um GayHoopla, GayRoom, Titan und PrideStudios.
Befürworter eines Bareback-Verbots in kalifornischen Pornos argumentieren, dass nur so die Darsteller vor gesundheitlichen Schäden geschützt werden könnten. Gegner behaupten dagegen, dass mit der Kondompflicht die Pornoproduktion in den Untergrund gedrängt werde und damit die bereits existierenden kalifornischen Gesundheitsstandards umgangen werden könnten. Außerdem habe sich Safer Sex weiterentwickelt, da nun auch Schutz durch Therapie oder PrEP zur Verfügung stünden.
Trump- und Waffen-Fan spielt bei "Raw Power" mit
Neben der Kondomfrage könnte "Raw Power" noch wegen eines anderen kontroversen Themas umstritten sein: Einer der Hauptdarsteller ist Sergeant Miles, der in einer Szene mit Eddy Ceetee zu sehen sein wird. Miles war bereits wegen seiner Unterstützung von Präsident Donald Trump und des Rechts auf Waffenbesitz bei vielen Pornofans in Ungnade gefallen; letzten Monat sorgte er mit Tweets für Proteste, als er Opfern des Schulmassakers von Parkland "Feigheit" vorwarf, weil diese sich in Schränken versteckt hätten, anstatt auf den Attentäter loszugehen. Bei dem Amoklauf hatte ein 19-Jähriger 17 Menschen erschossen und 17 weitere zum Teil schwer verletzt.
Die Aussage von Sergeant Miles hatte zu heftigen Protesten geführt. Selbst Kurtis Woolfe, der ebenfalls bei "Raw Power" mitspielte, kritisierte seinen Kollegen scharf. Auf Twitter schrieb er: "Ich bin so angewidert. Ich kann nicht glauben, dass ich zugestimmt habe, mit diesem Spinner einen Film zu drehen." (cw)
