Egal ob Mann oder Frau: Heterosexuelle sollen der Studie zufolge auch auf das eigene Geschlecht stehen.
"Ein bisschen bi schadet nie", heißt das Sprichwort, wenn Heterosexuelle sich sexuell erstmals mit dem gleichen Geschlecht ausprobieren. Wissenschaftler der Cornell University im US-Bundesstaat New York haben nun herausgefunden, dass womöglich alle Heteros eigentlich bisexuell sind.
Ihre kürzlich veröffentlichte Studie untersuchte, wie Frauen und Männern physiologisch auf Bilder von heterosexuellem und homosexuellem Sex reagieren. Das Ergebnis ist verblüffend: Die Teilnehmenden fanden beides anziehend.
Selbsteinschätzung oft fehlerhaft
Dabei spielt die neue Methode eine wichtige Rolle: "Die Studie misst die sexuelle Orientierung, in dem wir die Augen betrachten und schauen, ob sie sich erweitern oder nicht", sagte der Psychologe Ritch C. Savin-Williams, der die Studie leitete, dem Magazin Broadly. Denn: "Man kann die Augen-Erweiterung nicht kontrollieren." Somit sei ausgeschlossen, dass die Studienteilnehmer anders antworten, weil bestimmte Aussagen sozial nicht erwünscht sind.
Bislang sei die sexuelle Orientierung vor allem durch Selbsteinschätzung erhoben worden, so Savin-Williams. Doch das verfälsche die Ergebnisse. Denn Normen in der Gesellschaft bestimmten, wie Personen wahrgenommen und behandelt werden. So entstanden die starren Konzepte von "heterosexuell", "bisexuell" und "homosexuell". Diese würden aber nicht der Realität entsprechen, meinen die Wissenschaftler herausgefunden zu haben.
Auch Männer sind nicht zu 100 Prozent heterosexuell
"Wir waren immer von überwiegend heterosexuellen Frauen ausgegangen, die aber, wenn die richtige vorbeikommt, es mit einer Frau ausprobieren würde." Bisher dachte Savin-Williams, dass es sich dabei um ein weibliches Phänomen handele.
Offenbar sind auch heterosexuelle Männer offener: So habe man in der Untersuchung Männern Bilder von masturbierenden Frauen gezeigt. Die Männer reagierten wie erwartet erregt, ihre Augen weiteten sich. Doch auch wenn sie einen masturbierenden Mann sahen, erweiterten sich die Augen ein klein wenig. "Somit können wir physiologisch zeigen, dass alle Männer weder schwul, hetero noch bi sind", so der Wissenschaftler.
Für Savin-Williams steht fest: Das Verlangen bei männlicher Sexualität sei ein Kontinuum und auch bei Heteros nicht starr auf Frauen gerichtet. "Die Gesellschaft wird das vielleicht nicht mögen, aber das ist das authentische Selbst." Durch die kulturelle Prägung würden viele heterosexuelle Männer nicht sagen, dass sie andere Männer auch erregend finden. Mit der Methode, die Augen zu untersuchen, umgehe man diesen Messfehler.
Savin-Williams hofft, dass das Verschwimmen der Grenzen zwischen Hetero-, Homo- und Bisexualität als Vorteil wahrgenommen werde. Denn so habe der Einzelne mehr Optionen zum Ausprobieren. (cw)
Nach drei Bier wird der Hetero ganz schnell zum Homo ;P