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Kommentar

Deine Sprache verrät deine Homophobie!

Die innere Schieflage mancher selbsternannter LGBTI-Freunde spiegelt sich stets in ihrer schiefen Sprache wider.


Sollte vermutlich witzig sein: Aufkleber der Piratenpartei zum CSD

Homophobie hat viele Gesichter. Bemerkenswert ist, dass sie gelegentlich auch bei Menschen durchschimmert, die sich selbst als erklärte Freunde der queeren Sache verstehen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn eine Position nicht das Ergebnis eines abwägenden Denkprozesses ist, sondern sich allein dem Ehrgeiz verdankt, zur Avantgarde der Aufgeklärten zu gehören. Das Faszinierende ist, dass so etwas am Ende immer ans Licht kommt. Eine innere Schieflage spiegelt sich stets in schiefer Sprache wider.

Ein Beispiel: Die Kolumnistin Anneliese Rohrer macht sich in einem Artikel für die Wiener Tageszeitung "Die Presse" vom 8. März 2014 vehement für das Adoptionsrecht von Schwulen und Lesben stark. Ihr Plädoyer mündet in die Anklage: "Damals wie heute wurde nicht auf die Frage eingegangen, warum ein gewalttätiger/problematischer Elternteil in der klassischen Kleinfamilie das Wohl des Kindes eher sicherstellt als eine liebevolle Umgebung mit zwei gleichgeschlechtlichen Eltern."

Klingt homofreundlich, ist es aber nicht. Warum wird hier ein "gewalttätiger/problematischer Elternteil" mit gleichgeschlechtlichen Eltern verglichen? Jeder Vergleich braucht ein gemeinsames Drittes, sonst hat er keinen Sinn. Das Verbindende von Äpfeln und Birnen ist Obst. Was aber ist das Verbindende von Gewalttätern und Homosexuellen? Es gibt keine Antwort auf diese Frage, die nicht schwulen- und lesbenfeindlich wäre. Die Sprache lässt sich nicht hintergehen.

Homosexuelle sind keine besseren Menschen


Unser Gastautor Dietmar Krug hat im Februar den Roman "Die Verwechslung" veröffentlichlicht. Darin wird ein erfolgreicher TV-Talkmaster wegen der homofeindlichsten Äußerung des Jahres "ausgezeichnet" (Bild: Pilo Pichler)

Ein anderes Beispiel: In einem Beitrag in der Wiener Tageszeitung "Der Standard" vom 23. März 2014 plädiert der Autor und Journalist Georg Herrnstadt mit Superlativen für ein Adoptionsrecht von Schwulen und Lesben: "Es kann der Bewegung um Geschlechtergerechtigkeit nichts Besseres passieren, als dass Kinder innerhalb homosexueller Beziehungen sozialisiert werden."

Wirklich nichts Besseres? Und mehr noch: "Man weiß es – wenn man will: Kinder aus homosexuellen Familien sind gelungen, sozial kompetent und glücklich. Dazu gibt es Untersuchungen in genügender Zahl – darüber braucht man nicht mehr lange diskutieren." Schon die Behauptung, eine Diskussion sei überflüssig, macht stutzig. Doch das wirklich verräterische Wort ist "gelungen". Wie kann eine Studie die Gelungenheit eines Kindes feststellen? Was ist überhaupt ein gelungener Mensch? Gelingen können Wagnisse, Spiele, Artefakte, Experimente. So rächt sich auch hier wieder die Sprache am Sprecher und verrät, aus welchem unbewussten Ideenfundus der Autor schöpft, wenn er an diese Form von Adoption denkt.

Merkels meistersprachliche Verrenkung

Eine Meisterleistung an sprachlicher Verrenkung hat nicht zuletzt Bundeskanzlerin Angela Merkel geliefert, als sie nach der Parlamentsabstimmung über die Ehe für alle am 30. Juni 2017 vor die Presse trat und sich eine Portion Zeitgeist verordnete, aber ja nicht zu viel: "Ich bin inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass die Volladoption für gleichgeschlechtliche Paare auch möglich sein sollte. Was allerdings die Frage der Ehe anlangt, so ist es meine Grundüberzeugung, dass der grundgesetzliche Schutz im Artikel 6 die Ehe von Mann und Frau beinhaltet. Deshalb habe ich dem Gesetzentwurf nicht zugestimmt."

Das kommt dabei heraus, wenn sich jemand im einen Fall eine Überzeugung bildet und im anderen eine Grundüberzeugung, die auch noch grundgesetzlich abgesichert ist: Schwule und Lesben sind zwar einem Kind als Eltern zumutbar, aber nicht einer Gesellschaft als Ehepaar.

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#1 AndreAnonym
  • 18.03.2018, 07:55h
  • Klingt aufklärerisch und bescheiden, ist es aber nicht. Schon erstaunlich, dass der Autor bei den ersten beiden Beispielen bis ins Jahr 2014 zurückgehen muss um etwas zu nennen. Außerdem war es bei dem Merkelzitat ziemlich klar, was sie gemeint hat, also wenn der Autor meint die Leser hier bräuchten diesen Artikel um das zu merken, dann spricht das Bände darüber, welche Arroganz im Spiel ist. Bei den beiden ersten Zitaten wurde ganz klar gemeckert um zu meckern, weil Homophobie gesucht wurde wo vielleicht keine ist und nur die Schlußfolgerung welche auf Homophobie weißt ist zulässig, nicht z.B. das beim ersten Zitat darauf hingewiesen werden soll wie seltsam es ist, wenn homosexuelle Paare nicht adoptieren dürfen aber heterosexuelle erstmal ordentlich was anstellen müssen bis sie nicht mehr als wichtig für das Kindeswohl angesehen werden. Aber nein, es ist homophon. Ich mache mir da lieber meine eigene Meinung anstatt sie mir vorschreiben zu lassen.
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#2 RoyOLAnonym
  • 18.03.2018, 08:05h
  • Ich finde, dass an dieses Thema immer verkrampfter und verbissener herangegangen wird - ein wenig mehr Gelassenheit täte da gut.
    Hinter jedem Baum einen potentiellen Mörder zu vermuten, kann doch auch nicht im Sinne des Erfinders sein.
    P.S.: die Klammer zum ersten Beispiel: beides sind Menschen.
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#3 xxxphobieAnonym
  • 18.03.2018, 08:29h
  • Eigentlich mag ich die Häufigkeit der phobie-Worte bei queer.de nicht, aber dieses Forum zeigt damit die Missstände in unserer Gesellschaft auf. Unsere Community sieht sich jeden Tag dem Misstrauen, der Abneigung und dem Hass der "normgerechten" Mehrheit der Gesellschaft ausgesetzt. Und Sprache macht das deutlich, gerade in mehrheitstauglichen kommerziellen Medien werden Conchita Wurst oder Guido Maria Kretschmer auf ihr anderssein reduziert und eher wie glitzernde Deko missbraucht. Es werden schmeichelnde Formulierung benutzt, die erst auf den 2. Blick verletzen.
    Wie oft hab ich auch schon von völlig Fremden gehört, das mein schwuler Lebensstil völlig OK ist und das gleich im 2. Satz. Eine Anmassung, die nichts mit Polical Corectness sondern mit Selbstüberschätzung, Disrespekt und mangelnder Selbstreflektion zu tun hat.
    Deshalb fühl mich am wohlsten in mitten unserer Community, dort können mein Mann und ich uns geben wir wollen und wir könnrn uns hier auch zu nicht community relevanten Themen unterhalten ... alles so viel entspannter. Auch mit der Sprache.
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#4 Homonklin44Profil
  • 18.03.2018, 08:32hTauroa Point
  • Aus Sprache kann man sich ewig viel heraus interpretieren oder hinein lesen. Wenn schon die Verwendung solcher sinnfraglicher Sätze Homophobie verrät, dann macht das eine Menge Menschen automatisch mit-homophob, die Sprache nicht vorher peinlichst durchüberlegt und zurecht gekämmt nutzen.
    Da sind mir dann die direkt Herauspalavernden lieber, die auch mal einen Sprach-Patzer bringen, als das Diktat von einer Art Sprachpolizei, die in Deutschland eh schon so einige eigenartige Blüten generiert.

    Man kann bald gar nichts mehr sagen, ohne sich mehrere Kritiken antun zu müssen, warum man etwas wie gesagt hat, und was sich Einzelne da heraus und hinein deuten wollen.

    Auch grade in der Jugend- oder "Ghetto"-Sprache, Halbsprachlerdeutsch, Rap, Hiphop usw. wird man es kaum zu unterbinden schaffen, dass Leute etwas als "schwul" bezeichnen. Jedenfalls so lange nicht, bis irgend ein anderes Modewort das ablöst.

    Ob diverse namhafte Leute nun aus reiner homophober Böswilligkeit so reden, wie sie reden? Vielleicht sollte man dann daran ansetzen, den Politiker-Jargon zu entschlüsseln und ein Gesetz einzuführen, das nur noch einfach verständliche Sätze erlaubt.
    Menschen, die verstanden werden wollen, haben jedenfalls häufig die Güte, so zu reden, dass eigentlich alle sie verstehen können.
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#5 andreLPZAnonym
  • 18.03.2018, 08:35h
  • Leute, die hinter jeder Ecke, hinter jeder Aussage gleich Homophobie unterstellen, sind krank im Kopf. Vor allem, wenn man Leuten, mit anderen Lebensmodellen, mit anderer politischer Einstellung, mit anderem Glauben, das dann noch unterstellt. Politisch kommts dann meist aus einer bestimmten Richtung. Grundgesetz Artikel 5 läßt jede Meinung zu. Selbst wenn es "unschön" für jemanden persönlich. Was der Mann schreibt ist, durchaus, berechtigt. Ist aber lediglich eine Einzelmeinung. Seine eben. Andererseits, wenn man hinter jedem que(e)ren Furz gleich Homophobie unterstellt, wirds nicht klappen mit der Akzeptanz.
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#6 BEARAnonym
  • 18.03.2018, 08:36h
  • "Eine innere Schieflage spiegelt sich stets in schiefer Sprache wider."

    Absolut richtig und am Bild zu diesem Artikel am besten zu erkennen. Die im Text erwähnten Beispiele sind sicher nicht diejenigen, wo einem die Homophobie am ehesten ins Auge springt.

    Dennoch ist die These richtig, und sprachlich / politisch / soziologisch sensible Menschen können bzw. müssen auch täglich ihre Richtigkeit wahrnehmen.

    Sprache formt das Denken, und das Denken formt die Sprache. Das ist ein reziproker Prozess. Wer emanzipatorisch tätig sein will, hält daher seine_ihre Ohren gespitzt und spricht solche Dinge an. Sprache ist wichtiger Ausdruck gesellschaftlicher Vorgänge, und gesellschaftliche Vorgänge werden durch und mit Sprache entweder weiter vorangetrieben, oder eben auch verändert.

    Je nachdem, ob man bereit ist, diese teils subtile Form der Diskriminierung hinzunehmen, sie gar irgendwie schönzureden, oder ob man die Notwendigkeit sieht, den Finger in die Wunde zu legen und darauf aufmerksam zu machen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

    Kein Emanzipationsprozess funktioniert durch Duldungsstarre. Ich liebe in diesem Zusammenhang die englische Formulierung "Speak up!", ist sie doch deutlich prägnanter und kraftvoller als das meiste, was mir hierzu im Deutschen einfiele.
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#7 OrthogonalfrontAnonym
  • 18.03.2018, 08:54h
  • Und wieder einmal wird übertrieben was das Zeug hält. Kein Wunder wenn sich selbst Allies dann abwenden, denn dieser wahnsinnigen Political Correctness kann man es ja doch noch recht machen. Da wird jedes Fünkchen auf die Goldwaage gelegt, bis dann am Ende unvermeidlich das Urteil "homophob" gesprochen werden kann. DAS ist unserer Emanzipation abträglich wie nichts anderes. Ein wirklich emanzipierter Mensch hat solche Verrenkungen gar nicht erst nötig.
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#8 BEARAnonym
  • 18.03.2018, 08:55h
  • Antwort auf #3 von xxxphobie
  • Wie man an einigen Kommentaren erkennen kann, herrscht nur leider innerhalb der Community auch nicht gerade generelle Sensibilität für dieses Thema vor.

    Ich kann es ja bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dass man auch mal die Schotten dicht macht, weil man nicht jede neue Diskriminierung schon wieder ertragen kann oder will. Vom Nicht-mehr-wahrnehmen-wollen hin bis zum Nicht-mehr-wahrnehmen-können.

    Leuten, die dafür sensibler sind, das eher wahrnehmen und dagegen auch angehen, aber vorzuhalten, sie seien krank im Kopf, ist auf Andere projizierter schwuler Selbsthass.

    Diskriminierung und Homophobie verschwinden nicht, indem man sie ausblendet. Sie verschwinden nur, wenn sie verschwinden. Und dafür ist es wichtig, sie zu benennen und dagegen anzugehen.

    Ja, immer wieder aufs neue. Das ist eine Sisyphus-Arbeit. Aber diejenigen, die sie FÜR ALLE machen, haben Unterstützung seitens der Community verdient. Oder zumindest Respekt.
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#9 OrthogonalfrontAnonym
  • 18.03.2018, 09:34h
  • Antwort auf #8 von BEAR
  • "Das ist eine Sisyphus-Arbeit."

    Ja, und ich frage mich, wo solche Leute die Zeit dafür hernehmen.

    "Aber diejenigen, die sie FÜR ALLE machen, haben Unterstützung seitens der Community verdient."

    Nö, denn ich werde ja von den selbsternannten "Kämpfern für die gute Sache" ja nicht mal gefragt, ob ich von ihnen vertreten werden will.

    "Oder zumindest Respekt."

    Respekt dafür, jeden Furz im Wind auf die Goldwaage zu legen? Bestimmt nicht!

    Es gibt echte Aktivisten und es gibt solche, die einfach zu viel Zeit haben und sich wichtig machen wollen. Den Unterschied sollte man kennen und auch erkennen.
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#10 KommentareschreiberAnonym
  • 18.03.2018, 09:46h
  • Was Frau Merkel zu der Ehe für alle damals gesagt hat war offensichtlich. Allerdings kann ich in den ersten beiden Zitaten nun wirklich keine Homophobie erkennen, eher im Gegenteil.

    Ich finde auch wie meine Vorredner schon dass hier viel zu viel hinein interpretiert wird und nur krampfhaft nach irgendetwas gesucht wird wo man ansetzen kann um zu meckern. Für mich ist das am Ziel vorbei.
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