
https://queer.de/?30843
Nach homophoben Entgleisungen
AfD-Abgeordnete Höchst wird Schirmfrau der "Alternativen Homosexuellen"
Erst benannt fürs Kuratorium der Magnus-Hirschfeld-Stiftung, jetzt Gruppenführerin der AfD-Homos. Dabei hetzt Nicole Höchst bei jeder Gelegenheit gegen Recht von LGBTI. Damit qualifiziert sie sich in der Partei offenbar für den Posten.

Nicole Höchst bei einer Rede vor dem Parlament im Januar. (Bild: Deutscher Bundestag)
- Von Markus Kowalski
19. März 2018, 11:35h 3 Min.
Die Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst, eine ausgewiesene Gegnerin der Gleichstellung Homo- und Transsexueller, hat die Schirmherrschaft der Gruppe "Alternative Homosexuelle" (AHO) übernommen. Das teilte die Gruppe auf ihrer Internetseite mit. Höchst ist Mitglied des Familien- und Bildungsausschusses des Bundestags. Im Januar wurde sie von der AfD als Vertreterin der Fraktion im Kuratorium der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld benannt (queer.de berichtete), vom Parlament dafür bestätigt wurde sie noch nicht. Es ist erklärtes Ziel der Stiftung, gegen die Diskrimierung von LGBTI zu kämpfen.
Die inhaltlichen Positionen von Nicole Höchst zu LGBTI-Fragen sind widersprüchlich. Zum Einen stellt sie sich als "Mitstreiterin für die Sache der konservativen Schwulen und Lesben" dar. Dazu heißt es in der Pressemitteilung: "Die Lesben und Schwulen in unserer Partei fühlen sich in diesem Land nicht angemessen repräsentiert. Öffentlich wird ihnen 'Selbsthass' unterstellt – dabei ist die für uns so wichtige Förderung der klassischen Familie keineswegs eine Herabwürdigung anderer Lebensmodelle."
Entschiedene Gegnerin der LGBTI-Gleichstellung
Andererseits hetzt Höchst gegen "Gender Mainstreaming" und angebliche "Frühsexualisierung" an Schulen und Kitas. Dabei ist die so diffamierte Schulaufklärung über LGBTI ein zentrales politisches Projekt der queeren Emanzipationsbewegung. Im Bundestag ätzte sie im Januar gegen die "Ehe für alle" als "Befriedigung von Kleinstinteressengruppen" (queer.de berichtete). Durch die "Genderdebatte" würde die Gesellschaft "immer stärker sexualisiert", behauptete Höchst in einem Facebook-Eintrag kurze Zeit später (queer.de berichtete). Im August 2017 hatte sie in einem Interview behauptet, dass Homosexuelle mit größerer Wahrscheinlichkeit pädophil seien: "Studien belegen, dass es unter homosexuellen Männern mehr Pädophile gibt." Belege für diese angeblich vorliegenden Studien konnte sie nicht anführen.

AfD-Frau Höchst behauptete im Bundestag, dass die Ehe für alle eine "Befriedigung von Kleinstinteressengruppen" sei.
Ebenso steht die Politikerin für die AfD-typische Hetze gegen Muslime. Zu ihrer Ernennung als Schirmfrau der AfD-Homos sagte sie: "Es ist allein die AfD, die sich in Zeiten der homofeindlichen Islamisierung Europas für die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit von Homosexuellen im öffentlichen Raum einsetzt." Damit übernimmt Höchst die argumentative Strategie der lesbischen AfD-Vorsitzenden Alice Weidel, die Partei als "Schutzmacht" der Homosexuellen zu bewerben. Weidel sagt, die AfD würde die angebliche Homophobie des Islam bekämpfen (queer.de berichtete).
Hinter gutem Journalismus stecken viel Zeit und harte Arbeit – doch allein aus den Werbeeinnahmen lässt sich ein Onlineportal wie queer.de nicht finanzieren. Mit einer Spende, u.a. per oder Überweisung, kannst Du unsere wichtige Arbeit für die LGBTI-Community sichern und stärken. Abonnent*innen bieten wir ein werbefreies Angebot.
"Alternative Homosexuelle" im rechtsnationalen Flügel
Die "Alternativen Homosexuellen" sind nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von Mitgliedern der AfD und der Jugendorganisation "Junge Alternative". In ihren Leitlinien heißt es: "Schwulen und Lesben liegt Deutschland genau so sehr am Herzen, wie jedem anderen liebenden Menschen mit einem Bezug zu Familie, Heimat und Nation." Die Gruppe engagiert sich gegen die "Ehe für alle" und gegen die vollständige rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare (queer.de berichtete).
Der Vorsitzende der Gruppe, Alexander Tassis, ist Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, Schriftführer der "Patriotischen Plattform" und damit Teil des rechtsnationalen Flügels der AfD. In den Positionspapieren solidarisierte sich die Gruppe zuletzt nicht nur mit US-Präsident Donald Trump, sondern auch mit dem ehemaligen Vorsitzenden der AfD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt André Poggenburg. Dieser gilt als einer der Anführer des rechtsnationalen Parteiflügels.
Im Januar 2017 hatte sich die "Bundesinteressengemeinschaft Homosexuelle in der AfD" gespalten. Praktisch der gesamte Bundesvorstand ging in der neu gegründeten "Schwul – Lesbischen Plattform" auf, die sich vom früheren Vorsitzenden Mirko Welsch abspaltete – jedoch nicht, weil dieser zu sehr gegen LGBTI und ihre Rechte hetzte, sondern weil Welsch gelegentlich auch mal im gleichen Tonfall Kritik am homofeindlichen Kurs der AfD und am extrem rechten Parteiflügel wagte (queer.de berichtete). Später erfolgte die Umbenennung der "Schwul – Lesbischen Plattform" in "Alternative Homosexuelle".

Leider halt nicht nur absurd, sondern wegen Dummdreistigkeit auch brandgefährlich.
Aber... wie war das mit dem Schachspielen mit einer Taube? Manchmal bin ich wirklich auch ratlos, wie man solcher Idiotie beikommen kann... vernünftigen Argumenten gegenüber ist man ja vollständig resistent. Seufz.
Trotzdem bleibt es wichtig, diese Menschen in ihre Schranken zu weisen und ihnen immer wieder klarzumachen, dass SIE NICHT "das Volk" sind und dass diejenigen, die ihre "Politik" verachten, nach wie vor die Mehrheit sind. Größenwahnsinnig sind diese Irren ohnehin schon genug.
Grenzen aufzeigen. Widersprechen. Immer wieder.
Auch wenn's anstrengend ist und ungeheuer nervt.