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Pseudo-Wissenschaftler
Unterstützer der "Demo für alle" planen Familienkonferenz
Gleichstellungsgegner um den Verein "Agens" wollen sich in der Universität Frankfurt treffen. SPD und Grüne fordern Konsequenzen, Studierende protestieren.

Die Goethe-Uni in Frankfurt/Main (Bild: Universität Frankfurt)
- Von Markus Kowalski
28. März 2018, 14:47h 4 Min.
Zu Update springen: Amendt beklagt "Kampagne" gegen seinen Kongress
Bei einer Familientagung an der Frankfurter Goethe-Universität werden Gegner der Gleichstellung von LGBTI mit Verbindung zur "Demo für alle" als Redner auftreten. Die Tagung mit dem harmlosen Namen "Familienkonflikte gewaltfrei austragen" soll vom 13. bis 15. April in den Räumlichkeiten der Universität stattfinden.
Veranstalter der Tagung ist die "AG Familienkonflikt". Hinter diesem Namen verbirgt sich der ehemalige Professor Dr. Gerhard Amendt, der sich mehrfach als Gegner der Ehe für alle und des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche positioniert hat. Mitorganisator ist Tom Todd, der gleichzeitig zweiter Vorsitzender des Vereins Agens e.V. ist.
Agens e.V. gilt als ein maßgeblicher Akteur der antifeministischen Männerrechtsbewegung im deutschsprachigen Raum, warnt vor der "Ausbreitung der Homosexualität" und kooperiert mit der rechtsoffenen "Demo für Alle". Er ist außerdem Mitglied im christlich-fundamentalistischen Bündnis "Rettet die Familie", welches 2014 zu den Demonstrationen gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg aufgerufen hatte (queer.de berichtete).
Umstrittener Soziologe als "Wissenschaftlicher Leiter"
Als "Wissenschaftlicher Leiter" der Tagung fungiert Amendt. Er hatte in der Vergangenheit Frauenhäuser als "Hort des Männerhasses" bezeichnet und deren Schließung gefordert. Amendt betreibt einen eigenen Verlag, der bis vor kurzem noch in Frankfurt-Bockenheim ansässig war. Darüber hinaus ist er als Autor für das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) tätig, das unter anderem die Position vertritt, das Homosexualität durch sogenannte Konversionstherapien "heilbar" sei.
Amendt selbst spricht im Zusammenhang mit Homosexualität von "Perversen". Diese beeinflusse seiner Ansicht nach den Rest der Gesellschaft: In einem Artikel auf der Webseite des DIJG versucht Amendt ebenso zu erklären, warum "homosexuelle Fortpflanzung" bei Kindern "Identitätsverwirrungen auslöst". An anderer Stelle rückt Amendt Homosexualität in die Nähe zur Pädophilie.
Studierendenrat und Kommunalpolitiker kritisieren Universität
Seit dem Bekanntwerden der Tagung durch einen Bericht des Nachrichtenportals "Merkurist" vom Montag steht die Goethe-Universität in der Kritik. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) hat inzwischen die Absetzung der Veranstaltung gefordert. Dem schlossen sich das "Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt" und die "Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität" an.
Universitätspressesprecher Olaf Kaltenborn erklärte in der "Frankfurter Rundschau", dass der Campusservice GmbH, die für die Vermietung von Universitätsräumlichkeiten zuständig ist, zum Zeitpunkt der Vermietung die Hintergründe der Organisatoren nicht bekannt waren. "Aufgrund der im Veranstaltungsexposé vorgelegten Referenzen hat die Campusservice GmbH keinen Zweifel daran gehabt, dass es sich dabei um eine Veranstaltung mit seriösem Hintergrund handelt", so Kaltenborn. Gegenwärtig werde der Vermietungsvertrag "im Licht der zutage getretenen Erkenntnisse" juristisch geprüft.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rathaus der Stadt, Manuel Stock, spricht von einem "homosexuellenfeindlichen Kongress". Kritik kommt auch von der SPD: "Vielleicht gibt es ja noch die Chance, die Tagung von der Universität fernzuhalten, anstatt sie mit diesem Veranstaltungsort aufzuwerten. Nach Presseberichten hat der Veranstalter bei der Anmietung mit falschen Angaben gearbeitet, das müsste doch Folgen haben", sagte der SPD-Stadtverordnete Thomas Bäppler-Wolf. "Jetzt und in Zukunft sollte die Universität externe Veranstaltungsanfragen noch kritischer prüfen, damit homophobe Positionen keine repräsentative Plattform erhalten."
Mittlerweile hat der Asta der Uni zu einer Demonstration gegen die Veranstaltung aufgerufen. Sie soll am 14. April unter dem Motto "Für Akzeptanz und Vielfalt" stattfinden.
Update 29.03.18 09.45h: Amendt beklagt "Kampagne" gegen seinen Kongress
Gerhard Amendt sieht sich und die Konferenz als Opfer einer "Kampagne". In einer Stellungnahme heißt es: "Zurzeit wird in Frankfurt von Grünen, SPD und anderen Gruppen der Versuch unternommen, den Kongress Familienkonflikte gewaltfrei austragen in Misskredit und dessen Verantwortlichen, Prof. Amendt, mit repressiver Gesundheitspolitik gegen Homosexuelle in Verbindung zu bringen." Behauptungen, die in anderen Medien genannt wurden, dass er sogenannte "Konversionstherapien" an Homosexuellen anbiete, seien unzutreffend. Auch sei er kein Mitarbeiter der DIJG. Er kündigt an: "Gegen die Falschbehauptungen werden wir juristisch vorgehen."















Wieso bietet die Universität Frankfurt fanatischen Pseudo-Wissenschaftlern ein Forum für deren krude Thesen, deren Volksverdummung und deren Hetze?!