Ricardo Kardinal Ezzati, der Erzbischof von Santiago de Chile, hat am Freitag mit einem Vergleich von Transsexuellen mit Haustieren für Empörung gesorgt. Der 76-Jährige erklärte in einem Interview, als er nach der Anerkennung von Transpersonen angesprochen wurde: "Man muss die Dinge beim Namen nennen: Wenn ich eine Katze den Namen eines Hundes gebe, beginnt sie nicht, ein Hund zu sein."
Die transphobe Aussage führte zu scharfen Reaktionen aus Politik und Gesellschaft. Der konservative Staatspräsident Sebastián Piñera, der sich bereits 2011 für die Einführung von eingetragenen Partnerschaften eingesetzt hatte, nannte den Kommentar "inakzeptabel" und erklärte: "Ich glaube, diese Wortwahl war unglücklich." Es sei unangebracht, Menschen mit Tieren zu vergleichen.
Rolando Jiménez, der Chef der LGBTI-Organisation Movimiento de Integración y Liberación Homosexual, kritisierte die Aussage des katholischen Würdenträgers scharf: "Transmenschen mit Tieren zu vergleichen ist unmenschlich und beschädigt auf skandalöse Art die Bürgerrechte", so Jiménez.
Nach der Kritik veröffentlichte das Erzbistum eine kurze Stellungnahme auf seiner Website, in der erklärt wird, dass Ezzatti seine "Allegorie" bedaure. Eine Entschuldigung enthielt die Mitteilung nicht.
Würdenträger vergleichen LGBTI gerne mit Tieren oder Verbrechern
Bereits in der Vergangenheit haben katholische Würdenträger versucht, queere Menschen mit Tiervergleichen abzuwerten. So behauptete der mexikanische Bischof José María de la Torre Martín etwa 2014 anlässlich der Debatte um die Ehe-Öffnung, dass die Gleichbehandlung von Homosexuellen im Ehe-Recht zu Mensch-Tier-Ehen führen werde (queer.de berichtete). Als der Boxer Manny Pacquiao 2016 Homosexuelle als "schlimmer als Tiere" bezeichnete, stellte sich der Chef der katholischen Bischofskonferenz hinter das Sport-Idol (queer.de berichtete).
Beliebter als Tiervergleiche sind allerdings Vergleiche von queeren Menschen mit Verbrechern: 2011 stellte der inzwischen verstorbene amerikanische Kardinal Francis George etwa LGBTI-Aktivisten mit dem rassistischen Geheimbund Ku-Klux-Klan gleich (queer.de berichtete). Auch der Vergleich zwischen Homosexualität und Kindesmissbrauch ist sehr populär und wurde beispielsweise vom mächtigen Kardinal Tarcisio Bertone bemüht (queer.de berichtete). Selbst vor Vergleichen von Homosexuellen mit Mördern schrecken manche Bischöfe nicht zurück.
In den letzten Jahren ist allerdings eine Veränderung des Feindbilds festzustellen: Während katholische Würdenträger in der Vergangenheit Homosexuelle als Ziele ihrer Angriffe ausmachten, übernahmen Transpersonen in den letzten Jahren mehr und mehr diese Rolle. So versuchte die amerikanische Bischofskonferenz kurz vor Weihnachten, Transsexuellen die Daseinsberechtigung abzusprechen, als sie in einer Stellungnahme erklärte, dass Transsexualität überhaupt nicht existiere (queer.de berichtete). (dk)