Der australische Rugby-Verband wird nicht gegen homophobe Äußerungen des Spielers Israel Folau vorgehen. Das gab Raelene Castle, die Chefin des Dachverbandes Rugby Australia, am Dienstag bekannt. Zuvor hatte sie sich mit anderen Vertretern des Rugby-Sports in Sydney mit dem Star zu einem persönlichen Gespräch getroffen.
Folau war vergangene Woche in die Kritik geraten, weil der 29-Jährige in seinem Instagram-Kanal auf die Frage, was Gottes Plan für homosexuelle Menschen sei, antwortete: "DIE HÖLLE. Wenn sie nicht für ihre Sünden Buße tun und sich Gott zuwenden" (queer.de berichtete). Rugby Australia und das Team des 29-Jährigen, die New South Wales Waratahs, distanzierten sich zwar zunächst von der Aussage ihres Stars – wollen jetzt aber keine Sanktionen folgen lassen.
Ganz im Gegenteil: Castle lobte in einer Pressekonferenz den Rugby-Spieler wegen seiner ethnischen Herkunft sogar als "starkes Vorbild". Die Funktionärin sagte: "Wir sind gerade in Verhandlungen mit Israel, seinen Vertrag zu verlängern, und wünschen uns, dass er dem Rugby-Sport erhalten bleibt. Das ist sehr wichtig für uns, denn er ist ein großartiger Spieler, der uns sehr viel Erfolg beschert hat. Er ist außerdem ein starkes Vorbild für die Gemeinschaft der pazifischen Insulaner."
Empfehlung: Homophobie sollte künftig "positven Spin" enthalten
Auf die Frage, ob Folau die Kontroverse um seine Aussagen verstanden habe, antwortete Castle: "Ja. Und ich denke, er hat bemerkt, dass er vielleicht einen positiveren Spin in seine Botschaft hätte bringen können und etwas respektvoller hätten sein können."
Der Spieler selbst äußerte sich zur Kontroverse nicht. Er hatte sich am Sonntag auf Twitter sogar als Opfer inszeniert, als er einen Bibelvers aus dem Matthäus-Evangelium teilte, in dem es hieß: "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen" (queer.de berichtete).
Der Kuschelkurs zwischen dem Sportverband und seinem homophoben Star stieß in sozialen Netzwerken auf viel Unverständnis. So erklärte der Nachrichtenproduzent Luke Cooper von "9 News": "Folau kriegt einen kleinen Denkzettel dafür, dass er Homosexuellen gesagt hat, sie kommen in die Hölle, weil die Antidiskriminierungsrichtlinien von Rugby Australia einen großen Starspieler brauchen, egal wie engstirnig dessen Ansichten sind." Wichtig sei für den Verband offenbar nur, dass Folau weiterhin für die Nationalmannschaft spielt.
LGBTI-feindliche christliche Lobbygruppen feiern dagegen den Rugbyverband. So erklärte Martyn Iles, der Anführer der Australian Christian Lobby, man freue sich darüber, dass der Spieler nicht bestraft werde. Gleichzeitig warnte er vor der angeblichen Diskriminierung von Christen im Sport: "Dieser Vorfall wird wahrscheinlich ein Präzendenzfall im Rugbysport und anderswo sein, wenn Spieler bedrängt werden, dass sie keine etablierten christlichen Ansichten vertreten", so Iles. Folau habe nur offen über seinen Glauben gesprochen und die Bibel richtig zitiert. Seine Gegner hätten versucht, "seine christliche Identität zu marginalisieren". (dk)
Ich bin da eher für die Spielregeln einer modernen Zivilisation.