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Homophobie nicht als Motiv bewiesen
Arnheim: Sozialstunden nach Angriff auf schwules Paar
Der brutale Übergriff auf ein schwules Paar erschütterte vor einem Jahr die Niederlande. Die vier Täter im Alter von 15 bis 17 Jahren kamen mit einer milden Strafe davon. LGBTI-Aktivisten kritisieren das Urteil als "falsches Signal".

Jasper und Ronnie hatten den Fall vor einem Jahr publik gemacht (Bild: Facebook / Ronnie Sewratan-Vernes)
- 11. April 2018, 11:58h 3 Min.
Vier männliche Jugendliche sind am Montag in Arnheim wegen eines Übergriffs auf ein schwules Paar Anfang April 2017 zur Ableistung von 80 bis 160 Sozialstunden verurteilt worden. Außerdem müssen sie eine Entschädigung von insgesamt knapp 5.000 Euro zahlen.
Laut Gericht hatte es nicht genug Beweise dafür gegeben, dass die Täter aus Hass auf Homosexuelle agiert hatten. Dabei war nachgewiesen worden, dass die Jugendlichen ihre Opfer mit homophoben Wörtern wie "flikker" (Schwuchtel) drangsaliert hatten.
Die Verteidigung hat angekündigt, möglicherweise Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Auch LGBTI-Aktivisten fordern, das Urteil so nicht zu akzeptieren.
Der in den niederländischen Medien viel diskutierte Übergriff ereignete sich auf der Nelson-Mandela-Brücke in der Innenstadt von Arnheim. Demnach beschimpften die Jugendlichen – drei 17-Jährige und ein 15-Jähriger – den 31-jährigen Ronnie und seinen 34-jährigen Freund Jasper, weil das Paar händchenhaltend durch die Straße gelaufen sei. Daraufhin kam es zu einem Gerangel und die Jugendlichen fügten schließlich den beiden Schwulen Verletzungen zu – Ronnie wurden vier Zähne ausgeschlagen, Jasper erlitt Prellungen an den Rippen (queer.de berichtete).
Der Übergriff führte zu einer Solidarisierungswelle. Unter dem Hashtag #allemannenhandinhand setzen viele Nutzer sozialer Netzwerke, darunter viele Prominente, ein Zeichen gegen homophobe Gewalt, indem sie sich händchenhaltend ablichten ließen (queer.de berichtete).
Opfern "aggressives" Verhalten vorgeworfen
Die Verteidiger der Jugendlichen sagten im Verfahren, es müsse sich strafmildernd für ihre Klienten auswirken, dass sich die beiden schwulen Männer selbst "aggressiv" verhalten und nach den schwulenfeindlichen Sprüchen der Jugendlichen zuerst zugeschlagen hätten. Dem folgte das Gericht – die Opfer hätten durch ein "provokatives und herausforderndes Verhalten" eine Mitschuld. Ferner behaupteten die Anwälte, dass ihre Mandanten praktisch wegen der Medienberichterstattung vorverurteilt worden seien. Dies wurde aber vom Gericht nicht berücksichtigt.
Einer der Anwälte erklärte, er denke über Rechtsmittel gegen das Urteil nach, weil sein Klient wegen der Berichterstattung gelitten habe und deshalb schon genug bestraft worden sei. Er sei etwa von der Schule geflogen und beschimpft worden.
Ursprünglich hatte die Polizei in Pressemitteilungen Homophobie als Motiv genannt, weil homosexuellenfeindliche Beschimpfungen stattgefunden hatten. Im Dezember veröffentlichte die Behörde eine Entschuldigung dafür, dass man "voreilige Schlüsse gezogen" habe.
COC Nederland ist empört
Die LGBTI-Organisation COC Nederland zeigte sich empört, dass homophobe Beschimpfungen vom Gericht nicht als Homophobie gewertet wurden. Die Justiz sende damit "ein völlig falsches Signal" an die Öffentlichkeit. "Es wird so getan, als ob es die normalste Sache der Welt sei, wegen seiner sexuellen Orientierung beschimpft zu werden", so die Organisation in einer Stellungnahme.
Die beiden Opfer sind jedoch glücklich, dass das Verfahren vorbei ist. Jasper erklärte, er sei nicht sicher, ob ein Einspruch sinnvoll sei: "Das letzte Jahr hat uns richtig fertiggemacht. Ich weiß nicht, ob wir nochmal durch diesen ganzen Prozess gehen sollten, nur damit die Täter 20 Sozialstunden mehr kriegen." Andererseits unterstütze er aber freilich die "prinzipientreue Position" von COC. (dk)
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Da ich mit teils kriminellen Jugendlichen arbeite, mache ich immer wieder die Erfahrung, dass die Jungs und Mädels mit Körperverletzung, schwerer Körperverletzung (Messer), nahezu immer mit einem Grinsen aus dem Gerichtssaal kommen. Heißt, es gab mal wieder nur Sozialstunden, in einem Prozess frühestens 1/2 Jahr nach der Tat.
Selbst wenn man persönlich dem drösigen Jugendgerichtshelfer erzählt, dass derjenige mal einen Schuss vor den Bug braucht um zu kapieren, faselt der was von Kindheit, hat es im Heim schon schwer genug etc..
Die meisten von den Jugendlichen sind tatsächlich, wenn man anständig mit Ihnen umgeht, nette Personen. Trotzdem hilft hier kein Wattebausch.
So läßt sich keine Pädagogik machen und den Jugendlichen ist nicht geholfen. Im Gegenteil... sie rutschen noch mehr ab.