LGBTI-Aktivisten samt Kläger Jason Jones (M.) am Donnerstag vor dem Gericht (Bild: 76Crimes / twitter)
Die rund 1,2 Millionen Einwohner der beiden Inseln Trinidad und Tobago dürfen ab sofort gleichgeschlechtlichen Sex haben: Auf Klage eines LGBTI-Aktivisten entschied das Höchstgericht am Donnerstag, dass entsprechende Strafrechtsparagrafen ungesetzlich seien.
"Das Gericht hat entschieden, dass die Paragrafen 13 und 16 des Gesetzes zu sexuellen Vergehen verfassungswidrig sind", sagte der vorsitzende Richter Devindra Rampersad. "Sie sind illegal, null und nichtig und haben keinen Effekt mehr, solange sie einvernehmliche sexuelle Beziehungen unter Erwachsenen bestrafen sollen."
Ein entsprechend ausformuliertes Urteil will das Gericht im Juli veröffentlichen. "Die Liebe hat gewonnen", freute sich der kanadisch-karibische Anwalt Maurice Tomlinson. Ein ursprünglich von dem Inselstaat nach Großbritannien geflohener schwuler Mann, Jason Jones, hatte die Klage angestrengt.
Harte Strafen, selten verhängt
Die beiden Paragrafen, die wie viele LGBTI-Gesetzgebungen weltweit auf britischem Kolonialrecht beruhen, aber vom eigenständigen Inselstaat zweimal verschärft wurden, waren äußerst selten und in den letzten Jahren gar nicht mehr angewandt worden. Zugleich galten sie in Bezug auf die vorgesehene Bestrafung als einige der härtesten der Region.
Paragraf 13, der Analverkehr bei Homo- wie Heterosexuellen bestraft, sieht etwa 25 Jahre Haft vor – und lebenslänglich beim Sex mit einem minderjährigen Partner. Paragraf 16 bestraft Sex unter Männern oder Frauen generell als "schwere Unzucht" mit zehn und bei Wiederholung mit 15 Jahren; die Formulierung zur Nutzung von Geschlechtsorganen zu sexuellem Vergnügen betrifft hingegen Geschlechtsakte unter Heterosexuellen nicht, wenn diese in der Ehe oder einvernehmlich zwischen Erwachsenen geschehen.
Der Generalstaatsanwalt der Inseln, Faris al-Rawi, sagte zu dem Richterspruch: "Unsere Gesellschaft hat sich in ihrer Ansicht zur Toleranz von Homosexualität stark verändert, in der letzten Generation besonders radikal." Vor dem Gerichtsgebäude hatten während der Verhandlungen Anhänger und Gegner des Verbots demonstriert.
Weiter in Kraft ist ein Gesetz, das Homosexuellen, die nicht Staatsangehörige sind, die Einreise verwehrt (queer.de berichtete). (nb)
Dann sind es nur noch Acht Karibikinselstaaten, wo auf homosexuelle Handlungen Haftstrafen stehen :
* Jamaica
* Barbados
* Grenada
* St Vincent und Grenadinen
* St Lucia
* Antigua und Barbuda
* St. Kitts und Neis
* Dominica
* sowie auf dem südamerikanischen Kontinent allein der Festlandstaat Guyana mit Strafbarkeitsbestimmung.
Auf allen diesen Karibikinselstaaten sowie auch Guyana werden die Strafgesetze aber kaum noch faktisch angewandt.
--> Das könnte durchaus positive Folgewirkungen auf diese anderen acht Karibikinselstaaten und Guyana haben.