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Fundi-Fürstin

Gloria von Thurn und Taxis: Ehe für alle ist Werk des Teufels

Im neurechten Magazin "Cato" beklagt die katholische Aktivistin auch eine "Frühsexualisierung", die "Frischfleich züchten" solle.


Gloria von Thurn und Taxis 2016 in der WDR-Talkshow "Ich stelle mich" (Bild: WDR) (Bild: WDR)

  • Von Norbert Blech
    18. April 2018, 07:41h 97 5 Min.

Gloria Fürstin von Thurn und Taxis hat die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben in einem Interview als Werk des Teufels dargestellt. Im rechten Magazin "Cato" wurde sie gefragt, wie sie sich erkläre, dass für Katholiken Themen wie die Wiederverheiratung Geschiedener, Frauen als Priester, "Abtreibung, Sterbehilfe, Leihmutterschaft, selbst die Heirat gleichgeschlechtlicher Paare" kein Tabu mehr zu sein scheine.

"Aus der Kirchengeschichte weiß ich, dass es auch früher schon häretische Bewegungen gab", antwortete die ultrakatholische Aktivistin. "Es gibt Perioden, da scheint der Teufel fröhliche Urstände zu feiern, dann gibt es Zeiten, da er zurückgedrängt wird und vorsichtiger agieren muss."

"Cato"-Chefredakteur Andreas Lombard vertiefte in Folge das Thema: "Die 'Ehe für alle' erleben wir ausgerechnet in einer Zeit, da jede zweite Ehe geschieden wird. Die Abtreibungszahlen bleiben erschreckend hoch, aber zugleich soll ein 'Recht auf Kinder' durchgesetzt werden." Die Antwort der Unternehmerin: "Genau hier sehe ich die Handschrift des Durcheinanderbringers und Verwirrers. Das ist seine ureigenste Aufgabe."

Nachdem Lombard betonte, dass ihre Äußerungen zu Missbrauchsskandalen und "zur schulischen Frühsexualisierung" Empörung erregt hätten und dies kommentierte ("Ein begehrlicher Blick unter Erwachsenen ist schon zuviel, aber Kinder dürfen sexuell und somit seelisch überfordert werden"), brachte von Thurn und Taxis erneut den Teufel ins Spiel: "Geht alles auf das Konto des Durcheinanderbringers: Auf der einen Seite wird durch Frühsexualisierung 'Frischfleisch' gezüchtet. Aber wenn sich jemand daran vergreift, schreit die Gesellschaft auf, und die Täter werden auf ewig verdammt. Verwirrend."

Auf die Vorlage Lombards, manche Gläubige setzten "angesichts des Zustands der katholischen Kirche ihre Hoffnungen in die orthodoxe Denomination", meinte von Thurn und Taxis, es sei "richtig, dass die öffentlichen Verurteilungen gesellschaftlicher Missstände heute eher aus Russland kommen als aus dem Westen". Beide Gesprächspartner waren sich einig, dass Russland und weitere Ex-Ostblock-Länder wie Polen und Ungarn "viel eher Widerstand gegen unheilvolle Entwicklungen" leisteten.


Auf seiner Webseite bewirbt "Cato", das den Untertitel "Magazin für neue Sachlichkeit" trägt, die aktuelle Ausgabe mit Gloria von Thurn und Taxis auf dem Cover

In der bereits Ende März erschienenen Ausgabe der Zweimonatszeitschrift beklagte von Thurn und Taxis zugleich, man sei hierzulande "auf dem Weg in eine stramme, puritanische, selbstreferentielle, totalitäre Gesellschaft mit Denk- und Sprechverboten".

Das Magazin "Cato" gilt als ein weiteres Aushängeschild der Neuen Rechten, deren ausgrenzende und menschenfeindliche Thesen immer größere Verbreitung finden. Alleiniger Gesellschafter des Cato-Verlags ist die rechte Zeitung "Junge Freiheit".

"Cato"-Chefredakteur Andreas Lombard hatte zuvor u.a. als Leiter des Verlags Manuscriptum die Hetzbücher von Akif Pirinçci verlegt und verteidigt und 2015 das Buch "Homosexualität gibt es nicht" veröffentlicht, das eine Menge Thesen von Homo-Hassern und -"Heilern" zusammenfasst (einen kurzen Überblick über die Hetze bietet dieses Interview mit "Freie Welt", einem Portal der AfD-Politikerin Beatrix von Storch und ihres Ehemanns Sven).

Mehrfach ausgezeichnete Fundamentalistin

Von Thurn und Taxis war in den letzten Jahren immer wieder mit homophoben Aussagen aufgefallen. Erst vor einigen Tagen hatte die 58-Jährige mit einem Gastkommentar in der "Katholischen Sonntagszeitung" für einigen Wirbel gesorgt: Heterosexuelle Männer hätten heute kein gesellschaftspolitisches "Standing" mehr, beklagte sie laut einem viel verbreiteten dpa-Bericht. Dagegen seien schwule Männer durch den Zeitgeist geadelt worden: "Sie gelten als hip, fortschrittlich und modern", behauptete sie. "Auf den normalen Mann sieht man herab, als sei er ein Relikt aus längst vergangener Zeit."

Die Trägerin des Verdienstkreuzes erster Klasse der Bundesrepublik (2006), des Bayerischen Verdienstordens (2014) und der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste (2016) ist Mitglied des Stiftungsrates der Anti-Abtreibungs-Bewegung "Stiftung Ja zum Leben" und Kuratoriumsmitglied des ultrakonservativen "Forums Deutscher Katholiken", das bei Tagungen die Organisatorin der "Demo für alle", Hedwig von Beverfoerde, über ihre homo- und transfeindliche Bewegung reden oder Bischof Vitus Huonder Bibelstellen über die Todesstrafe für Homosexualität zitieren lässt (queer.de berichtete).

Im letzten August hatte Gloria von Thurn und Taxis in der "Katholischen Sonntagszeitung" zu Gebeten gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt aufgerufen (queer.de berichtete). Bei "Menschen bei Maischberger" erklärte sie 2008, dass Homosexualität "contra naturam" sei und die Hölle drohe (queer.de berichtete). Einige Tage später meinte sie gegenüber der "Bild"-Zeitung, dass es "reine Homosexualität so gar nicht gibt", dies sei nur eine Modeerscheinung oder ein "Kult" (queer.de berichtete).

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Moral und Unmoral

Weniger kritisch äußerte sich Gloria von Thurn und Taxis im letzten Juli zum Missbrauchskandal bei den Regensburger Domspatzen. Der Vorwurf, dass die Institution die Fälle ermöglicht habe, sei "totaler Schmarrn, das ist einfach richtig gemein", erklärte sie gegenüber dem Bayrischen Rundfunk zu den über 500 Fällen von Kindesmisshandlung und -missbrauch. "In jeder Schule, in jedem Sportverein gibt es dieses Phänomen und das wird es auch immer geben. Man geht gerne auf die Kirche los und das ist ein gefundenes Fressen."

Ein Bild in der neuen "Cato"-Ausgabe zeigt übrigens einen Besuch des späteren Papstes Benedikt XVI. im Regensburger Schloss der Familie Thurn und Taxis 1998. Mit abgebildet sind sein Bruder Georg Ratzinger, langjähriger Chorleiter der Spatzen, und Gerhard Ludwig Müller, späterer Bischof von Regensburg. Müller wird eine Verhinderung der Aufklärung des Missbrauchsfälle vorgeworfen, Ratzinger körperliche Gewalt. Von Thurn und Taxis freut sich hingegen in "Cato" über eine Auszeichnung: "Der Päpstliche Ritterorden ist eine wunderschöne Dekoration, die mich zu tiefem Dank und Loyalität gegenüber unserem ehemaligen Bischof, Gerhard Ludwig Kardinal Müller, verpflichtet, der mir diesen Orden an das Revers geheftet hat."

Mit Dank an Andreas Kemper / Diskursatlas Antifeminismus

#1 MarthaAnonym
  • 18.04.2018, 08:06h
  • Das viele, wilde Haarfärben tat ihr nicht gut. Kinder: Finger weg von Wasserstoffperoxyd!!!
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#2 AFD-WatchAnonym
  • 18.04.2018, 08:19h
  • Spricht sie da aus Erfahrung, weil sie bei ihrer Hochzeit selber "Frischfleisch" war?

    "Die Abtreibungszahlen bleiben erschreckend hoch, aber zugleich soll ein 'Recht auf Kinder' durchgesetzt werden." Die Antwort der Unternehmerin: "Genau hier sehe ich die Handschrift des Durcheinanderbringers und Verwirrers. Das ist seine ureigenste Aufgabe.""

    Verwirrt scheint sie selbst zu sein, denn angesichts der von ihr beklagten Abtreibungen sollte man doch froh sein, wenn andere Menschen sich FÜR Kinder entscheiden. Oder etwa nicht?
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#3 PeerAnonym
  • 18.04.2018, 08:23h
  • 1.

    Was soll daran "Werk des Teufels" sein, wenn zwei Menschen sich lieben und diese Liebe anerkannt wird und sie dieselben Rechte haben wie andere Menschen die sich lieben?

    2.

    Wir leben nicht in einem Gottesstaat, sondern in einem demokratischen Rechtsstaat.

    Dieses Gesetz wurde mit deutlicher Mehrheit vom Bundesrat gefordert. Dann wurde es vom Bundestag mit ebenfalls deutlicher Mehrheit beschlossen. Der Bundesrat hat das dann nochmal bestätigt. Und dann hat der Bundespräsident ebenfalls zugestimmt. Das Gesetz ist also ordentlich und demokratisch beschlossen worden.

    Und es hat auch niemand dagegen geklagt, wohl auch weil alle Rechtsexperten sich einig sind, dass das Gesetz absolut grundgesetzkonform ist und auch das Bundesverfassungsgericht hat schon vorher immer wieder mit dem Zaunpfahl gewunken, dass die Eheöffnung nicht nur grundgesetzkonform ist, sondern geradezu vom Grundgesetz gefordert wird.

    Wo ist also das Problem?
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