Am Mittwochmorgen haben knapp über 1.500 Beamte der Bundespolizei im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt zeitgleich in zwölf Bundesländern 62 Bordelle bzw. Wohnungen durchsucht. Dabei seien laut den Behörden sieben Haftbefehle vollstreckt worden; über 100 Menschen seien ohne gültige Papiere angetroffen und in Gewahrsam genommen worden. Es habe sich dabei um die größten Zugriffs- und Durchsuchungsmaßnahmen gehandelt, die jemals in der Geschichte der Bundespolizei durchgeführt worden seien.
Ziel der Aktion sei eine kriminelle Gruppierung gewesen, die "thailändische Frauen und Transsexuelle mit erschlichenen Schengen-Visa ins Bundesgebiet eingeschleust haben" soll, erklärte die Bundespolizei in einer Pressemitteilung. Die betroffenen Personen sollen zur Prostitution gezwungen worden sein. Zum Kern der Gruppierung zählten 17 Beschuldigte. Im nordrhein-westfälischen Siegen habe die Eliteeinheit GSG 9 ein Wohnhaus gestürmt und die Hauptbeschuldigte, eine 59-jährige Thailänderin, festgenommen.
"Spiegel Online" berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, dass die Transsexuellen mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden sein sollen. Ihnen seien hohen Verdienstmöglichkeiten als Prostituierte versprochen worden. Die mutmaßlichen Täter hätten mit den Transpersonen ein spezielles Segment im Rotlichtmilieu besetzen wollen.
Schleuser verlangten von Prostituierten bis zu 36.000 Euro
Die eingeschleusten thailändischen Staatsangehörigen sollen im Rotationsprinzip nahezu im gesamten Bundesgebiet in Bordellen eingesetzt worden sein. Sie mussten den Erkenntnissen zufolge nahezu ihren gesamten Arbeitslohn an den jeweiligen Betreiber abführen, um so den Schleuserlohn abzuarbeiten. Dieser soll regelmäßig zwischen 16.000 und 36.000 Euro betragen haben. Der Gewinn der von den Ermittlern verfolgten Gruppierung dürfte damit im Millionenbereich liegen. Alleine weil die betroffenen Personen nicht bei der Sozialversicherung angemeldet worden seien, sei ein Schaden von 1,6 Millionen Euro für die Allgemeinheit entstanden.
"Es geht den Kriminellen nicht um humanitäre Fluchthilfe, sondern um persönliche Bereicherung in Form menschenverachtender Ausbeutung", erklärte Dieter Romann, der Chef der Bundespolizei. "Erneut zeigt sich: Organisierte Schleusungskriminalität ist häufig erst der Anfang für weitere Verbrechen!"
Bundesinnenminister Horst Seehofer nannte die Razzia einen "beispiellosen Schlag gegen ein bundesweit verzweigtes Netzwerk der Organisierten Kriminalität". Der CSU-Politiker erklärte weiter: "Diesem skrupellosen Vorgehen und der sexuellen Ausbeutung in einem abscheulichen Ausmaß konnte heute ein Ende gesetzt werden. Ich danke allen Beteiligten für ihren Einsatz." (pm/cw)