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Commonwealth-Treffen in London
Theresa May bedauert Homo-Verfolgung in Ex-Kolonien
In den meisten Commonwealth-Ländern werden Homosexuelle aufgrund von britischen Kolonialgesetzen verfolgt. Der Premierministerin in London tut das Leid.

Controller of Her Majesty’s Stationery Office/ Andrew Parson / wikipedia) Premierministerin Theresa May kritisiert die homophoben britischen Ex-Kolonien (Bild:
- 18. April 2018, 14:53h 2 Min.
Die britische Regierungschefin Theresa May hat am Dienstag am Rande eines Treffens der Regierungschefs der Commonwealth-Staaten in London bedauert, dass viele der britischen Ex-Kolonien Homosexualität kriminalisieren. "In der ganzen Welt gibt es diskriminierende Gesetze, die vor vielen Jahren verfasst wurden und das Leben vieler Menschen beeinflussen, weil sie gleichgeschlechtliche Beziehungen zur Straftat machen", sagte die 61-Jährige in einer Rede. "Ich bin mir bewusst, dass diese Gesetze oft von meinem eigenen Land gemacht worden sind." Die konservative Politikerin betonte, dass derartige Gesetze "früher falsch waren und es heute noch sind". Denn: "Niemand sollte Verfolgung fürchten, weil er oder sie jemanden liebt."
Derzeit lassen 37 der 53 Mitgliedsstaaten des Commonwealth, in dem sich britische Ex-Kolonien und das Vereinigte Königreich zusammengeschlossen haben, Schwule und manchmal auch Lesben verfolgen. Während die vier britischen Landesteile die Gesetze gegen Homosexuelle zwischen 1967 und 1982 abschafften, sind sie in den meisten Ex-Kolonien noch heute gültig, darunter etwa in Bangladesch, Indien oder Jamaika.
Manche Länder wie Nigeria haben die Verfolgung sexueller Minderheiten in den letzten Jahren sogar noch verschärft. Immerhin: In Trinidad und Tobago wurden zwei gegen Homosexuelle gerichtete Paragrafen vergangene Woche von einem Gericht für ungültig erklärt (queer.de berichtete) – die Regierung hat inzwischen aber angekündigt, in Berufung gehen zu wollen.
May: Commonwealth-Charta verlangt Gleichbehandlung
May betonte in ihrer Rede, es gebe bei der Frage der Verfolgung Homosexueller "noch viel zu tun". Großbritannien habe ein Recht, sich einzumischen: "Als Familie eigenständiger Nationen müssen wir die Kulturen und Traditionen der anderen zwar respektieren. Aber wir müssen das in einer Art tun, die mit unseren gemeinsamen Werten wie Gleichbehandlung einher geht. Das ist ein Wert, der auch in der Commonwealth-Charta verankert ist."
Mays Vorgänger David Cameron hatte bereits 2011 erklärt, homofeindlichen Empfängern von Entwicklungshilfe in Afrika die Mittel zu kürzen (queer.de berichtete). Daraufhin warfen Regierungsvertreter aus den Commonwealth-Staaten Uganda, Malawi und Ghana der britischen Regierung Kolonialismus vor – und verteidigten so zugleich ihre homophoben Koloinalgesetze (queer.de berichtete).
Bereits vergangene Woche hatten LGBTI-Aktivisten der Regierung in London eine Petition mit mehr als 104.000 Unterschriften übergeben, in denen sie eine offizielle Entschuldigung für die homophobe Politik des Königreichs in der Kolonialzeit forderten – diese ist bislang noch nicht erfolgt. Trotzdem begrüßten Aktivisten die Äußerungen Mays, forderten aber weitere Schritte von London. (dk)
