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"Große Sorge" über Bounty Killer

Weiter Proteste gegen geplante Hasssänger-Auftritte in Deutschland

In Berlin wurde das Konzert von Bounty Killer, der in Songs zur Ermordung von Schwulen aufruft, bereits abgesagt. In Wuppertal, Dortmund und Regensburg soll der Jamaikaner nach wie vor auftreten.


Facebook-Werbung für den Auftritt in Regensburg (Bild: Screenshot)

  • 20. April 2018, 13:45h 7 3 Min.

LGBTI-Aktivisten wehren sich gegen drei in Deutschland geplante Auftritte des homophoben Dancehall-Interpreten Bounty Killer. Nach Protesten hat der Festsaal Kreuzberg in Berlin ein Konzert des 45-Jährigen bereits gestoppt (queer.de berichtete). Ein Auftritt im Dortmunder Junkyard am 29. April sowie eine Showsession in Wuppertal am gleichen Tag und ein Auftritt im Mischwerk Regensburg am 11. Mai sind aber nach wie vor angesetzt.

Die LSVD-Landesverbände von Nordrhein-Westfalen und Bayern riefen daher am Freitag gemeinsam die Veranstaltungsorte zu einer Absage der Konzerte auf. "Gewaltverherrlichende Texte und Anfeindungen gegenüber Homosexuellen haben auf Bühnen nichts verloren. Unter den Deckmantel der Kunstfreiheit attackieren Interpreten wie Bounty Killer Lesben und Schwule und gefährden den Zusammenhalt unserer Gesellschaft", erklärte dazu Arnulf Sensenbrenner vom LSVD-Verband in NRW. Besonders wichtig sei Protest in Zeiten, "in denen Rapper mit ihren menschenfeindlichen Texten ausgezeichnet werden und rechtspopulistische und religiös-fundamentalistische Hetze wieder salonfähig wird". Ein Auftritt von Bounty Killer würde das "demokratiefeindliche Klima" noch verschärfen.

Bounty Killer hat sich von Mordaufrufen nicht distanziert

Der LSVD habe die jeweiligen Veranstaltungsorte angeschrieben und um Stellungnahme gebeten. Die Veranstalter in Wuppertal und Regensburg hätten bislang überhaupt nicht reagiert. Das Team des Dortmunder Junkyard sei zu einem Dialog bereit und lasse Verständnis für die Problematik erkennen. Jedoch glaube man dort bisher daran, dass bei Bounty Killer ein Sinneswandel stattgefunden habe. Das behauptet sein Management. Allerdings hat sich Bounty Killer bislang weder öffentlich von homophoben Texten distanziert noch hat er wie viele seiner Musik-Kollegen den "Reggae Compassionate Act" unterzeichnet, mit dem sich Künstler von homophoben Songs distanzierten.

Auch der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen in Dortmund (SLADO e.V.) schaut mit "großer Sorge" auf den geplanten Auftritt in der Ruhrgebietsmetropole. SLADO-Vorstandsmitglied Paul Klammer verwies am Freitag darauf, dass sich die Konzert-Location Junkyard als "einen sicheren Ort" bezeichne, wo jeder so sein könne, "wie er will". "Wenn Künstler aber zu Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität aufrufen, gibt es für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transidente keine Sicherheit. Der Konzertveranstalter und die Betreiber des Junkyard müssen deshalb sicherstellen, dass keine menschenverachtenden Songs aufgeführt werden", forderte Klammer. "Zugleich müssen sie sich fragen lassen, warum sie einem solchen Künstler eine Bühne bieten."

Der LSVD habe bereits vor einigen Wochen das Auswärtige Amt über die bevorstehende Einreise von Bounty Killer informiert und ein Einreiseverbot gefordert. Ebenso habe der Verband die Polizeibehörden in Dortmund, Wuppertal und Regensburg informiert.

Proteste auch in Zürich

Auch an einem geplanten Auftritt in Zürich gibt es Kritik. In der schweizerischen Stadt soll Bounty Killer am 27. April auftreten. Dagegen protestierten laut NZZ unter anderem LGBTI-Organisationen wie Pink Cross sowie die Jungsozialisten in einem Offenen Brief an die lesbische Stadtpräsidentin (Bürgermeisterin) Corine Mauch und den Veranstaltungsort Escherwyss und forderten die Absage des Konzerts – bislang erfolglos. Ein weiterer Auftritt des Haasssängers ist in der österreichischen Hauptstadt Wien geplant.

Noch heute verdient Bounty Killer an Songs aus seiner Anfangszeit, in denen er zum Mord von Schwulen aufrief, Geld, etwa durch Verkauf in Streamingportalen. Im Song "Man Ah Bad Man" heißt es ins Deutsche übersetzt: "Wir entfachen ein Feuer für euch stinkende Schwuchteln und Parasiten. Jamaika wird niemals zulassen, dass ihr unser Paradies beschmutzt." (dk)

#1 Roman BolligerAnonym
  • 20.04.2018, 16:42h
  • Es ist zu hoffen, dass jamaikanische (und andere) Hasssänger in der zivilisierten Welt immer öfter und dereinst durchgehend mit Auftrittsverboten belegt werden. County Killer trägt gar Nichts dazu bei, dass Jamaika ein Paradies, wie er es nennt, ist, sondern vielmehr zur faschistoiden Killerkloake verkommt.

    Mittlerweile haben Farid Bang und Kollegah in Schaffhausen (Schweiz) eine Absage für ein demnächst geplantes Konzert (Einladung durch einen albanischen Kulturverein) erhalten.
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#2 Miguel53deProfil
  • 21.04.2018, 00:35hOttawa
  • Gerade läuft doch eine sehr breite und intensive Diskussion über die beiden Rapper und Ihren Echo.

    Spätestens jetzt sollte den Veranstaltern doch klar sein, dass es nicht einfach weitergehen kann und darf, wie bisher. Es muss endlich Schluss sein für so genannte Künstler, deren Kunst darin besteht, Hass zu verbreiten.

    Auch, wenn in Deutschland kein explizites Gesetzt gegen Diez Diskriminierung Schwuler Menschen besteht. Es gibt ausreichende Möglichkeiten, solche Auftritte ein für allemal zu verhindern.

    Und es muss auch für Veranstalter endlich klar sein, dass Diskriminierungen und Hass keine Bühne mehr bekommen dürfen.
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#3 AndreasKAProfil
  • 21.04.2018, 12:40hKarlsruhe
  • Offen gestanden halte ich von Auftrittsverboten wenig.

    Wichtiger erscheint mir die inhaltliche Debatte mit der entsprechende Texte als unmenschlich entlarvt werden.

    Ich habe neulich einen Tweet von einem Deutschlehrer gelesen, der die Echo-Verleihung bzw. das "Lied" der Gewinner in seiner Klasse (ich meine es war eine 10. Klasse) mal durchgenommen hat, als das Thema seitens der Klasse aufkam - so nach dem Motto "Ich finde den Song cool". Er arbeitete mit seiner Klasse den Text durch. Konkret auf die Auschwitz-Zeile bezogen, stellte sich heraus, dass keiner aus der Klasse wusste, was in Auschwitz tatsächlich passiert ist. Als die Klasse verstanden hatte, worauf sich diese Zeile bezog, hat sie sich komplett davon distanziert, fand es unmenschlich und widerlich.

    Es ist Arbeit, vor allem Bildungs- und Aufklärungsarbeit (die nicht in der Schulzeit stehen bleiben kann) um solchen Phänomenen entgegen zu tretet. Für mich ist das der einzige Weg, solche wirren Tendenzen den Wind aus den Segeln und das Geld aus der Tasche zu nehmen.

    Das Problem sind nicht diese Auftretenden - hasserfüllte Spinner gibt es leider immer.

    Das Problem ist der unreflektierte Zuspruch durch Konzertbesuche und Plattenkäufe. Da gilt es anzusetzen. Wenn sich eine solche "Musik" finanziell nicht mehr lohnt, würde sie nach den Gesetzen der Marktwirtschaft, die, wie wir sehen auch Preisverleihungen wie "Echos" prägen, weit weniger relevant werden.
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