
https://queer.de/?31056
"Islamische und christliche Regeln"
Afrikanische Commonwealth-Politiker beharren auf Homo-Verbot
Der Appell von Theresa May verhallt: Die ehemaligen britischen Kolonien wollen auf ihre meist auf Gesetzen aus der Kolonialzeit basierende Kriminalisierung von Homosexualität nicht verzichten.

Make it Kenya / flickr) In einem Interview bekräftigt Kenias Präsident Uhuru Kenyatta, dass ein aus der Kolonialzeit stammendes Gesetz gegen Homosexuelle in nächster Zeit nicht abgeschafft wird (Bild:
- 23. April 2018, 15:32h 3 Min.
Führende Politiker aus Afrika haben einen britischen Appell zurückgewiesen, Homosexualität zu legalisieren. Premierministerin Theresa May hatte vergangene Woche am Rande des Commonwealth-Treffens in London die britischen Ex-Kolonien aufgefordert, homophobe Gesetze zu streichen (queer.de berichtete). Die meisten der Gesetze, die Homosexualität unter Strafe stellen, stammen direkt aus der britischen Kolonialgesetzgebung.
In der CNN-Talkshow "Amanpour" erklärte der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta, dass die Thematik der Legalisierung von Homosexualität für die kenianische Bevölkerung schlicht unwichtig sei: "Ich will sehr deutlich sein: Ich werde nicht über ein Thema reden, das keine große Bedeutung für die Menschen in der Republik Kenia hat", so Kenyatta im Gespräch mit CNN-Moderatorin Christiane Amanpour. "Das ist kein Thema der Menschenrechte, wie Sie es behaupten." Statt dessen seien die Rechte von Homosexuellen eine Frage "der Kultur". In Kenia steht auf Homosexualität eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren.
Auch aus Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, wird die Initiative der britischen Regierungschefin abgelehnt. Femi Gbajabiamila, der Fraktionschef der größten nigerianischen Partei im Parlament, hat in einem Interview mit der Zeitung "Sunday Punch" erklärt, dass die Politik bei diesem Thema "niemals" nachgeben werde. "Nigeria ist nicht Großbritannien oder die USA. Wir können nicht unter deren Diktat leben, speziell wenn es um gesellschaftliche Moral geht", so Gbajabiamila. Nigeria sei kein "säkulares Land", so der 54-jährige Anwalt. "Ein Land wie Nigeria richtet sich strikt nach islamischen und christlichen Regeln und wird diesen Akt der Unmoral nicht relativieren, was auch immer die globalen Konsequenzen sein mögen."
Das Land hatte erst 2014 seine homophoben Gesetze aus der Kolonialzeit noch verschärft – selbst gleichgeschlechtliche Küsse können jetzt mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden (queer.de berichtete). Die verschärfte Verfolgung Homosexueller wurde von Religionsführern begrüßt, auch von der katholischen Bischofskonferenz (queer.de berichtete).
"Wir haben unsere Werte, respektiert sie!"
Auch aus Ghana kommt Ablehnung: So erklärte Joshua Alabi von der sozialdemokratischen Partei NDC, dass sein Land keine Hilfe von Theresa May brauche, sondern "fairen Handel" und "Respekt". "Wir haben unsere Werte, respektiert sie!", so Alabi.
Uganda: Präsident warnt vor Oral-Sex
Auch in Uganda, das vor ein paar Jahren bereits die Einführung der Todesstrafe für Homosexualität geprüft hatte, ist eine Liberalisierung wenig wahrscheinlich. Bereits vor der Äußerung Mays hatte der ugandische Präsident Yoweri Museveni, der Homosexualität als "ausländische Kultur" ansieht, in einer bizarren Rede seine Landsleute vor Oral-Sex gewarnt. "Der Mund ist zum Essen da", so der seit 1986 autoritär regierende Staatschef. (dk)
36 der 55 afrikanischen Länder verbieten derzeit homosexuelle Handlungen, die meisten von ihnen Commonwealth-Staaten. In Teilen des Kontinents droht Homosexuellen sogar die Todesstrafe: Im Sudan sowie in Teilen von Nigeria und Somalia können Homosexuelle nach dem islamischen Scharia-Gesetz hingerichtet werden. (dk)
