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Nach Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang
Musikpreis "Echo" wird abgeschafft
Weil der deutsche Musikpreis zunehmend als "Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung" wahrgenommen werde, zieht der Veranstalter die Reißleine.

Bei der letzten Echo-Verleihung durften die homophoben Künstler Farid Bang und Kollegah nicht nur auftreten sondern wurden sogar für ein als antisemitisch gebrandmarktes Album ausgezeichnet (Bild: Selfmade Records / wikipedia)
- 25. April 2018, 13:11h 3 Min.
Update 16.43 Uhr: LSVD begrüßt Distanzierung der Musikindustrie von Menschenfeindlichkeit
Der Bundesverband Musikindustrie hat am Mittwoch überraschend bekannt gegeben, dass der "Echo" nach dem Skandal um die Preisverleihung an die Rapper Farid Bang und Kollegah vor knapp zwei Wochen abgeschafft wird. "Den 'Echo' wird es nicht mehr geben", so der Verband in einer Pressemitteilung. Zwar sei er in den vergangenen Jahren ein "großartiger Preis" gewesen. Man wolle jedoch "keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird".
Die Auszeichnung der beiden Rapper in einer live im Fernsehen übertragenen Gala-Veranstaltung war auf heftige Kritik gestoßen (queer.de berichtete). Der Grund: Farid Bang und Kollegah waren immer wieder wegen menschenverachtenden Texten kritisiert worden. Das ausgezeichnete Album hatte etwa die als antisemitisch eingestufte Textzeile "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen" enthalten. Mehrere Künstler, etwa der siebenfache "Echo"-Preisträger Marius Müller-Westernhagen, hatten aus Protest gegen die Preisverleihung an die beiden Rapper ihre Trophäen zurückgegeben.
Das Vorgänger-Album des Duos war indiziert worden, unter anderem weil nach Ansicht der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien die darin enthaltenen "extrem homosexuellenfeindlichen Äußerungen (…) sozialethisch nicht mehr vertretbar" gewesen seien. Auf diesem Album rappten die Interpreten unter anderem: "Ich schlag dir deine große Schnauze ein / Ich hab gehört du drehst ein Film – Brokeback Mountain 2" oder attestieren Schwulen: "Ihr seid wie Schotten. Männer, die die Hosen nicht anhaben".
Vollständiger Neuanfang notwendig
"Das um den diesjährigen 'Echo' herum Geschehene" habe die Marke so sehr beschädigt, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, so der Branchenverband. Im Juni solle es einen Workshop geben, um einen neuen Preis unter neuem Namen zu erarbeiten. So sollen etwa im Pop-Bereich nicht mehr nur die Verkaufszahlen entscheiden, wer den Preis gewinnt, sondern eine Jury solle "in den Vordergrund rücken".
Der "Echo" war zwischen 1992 bis 2018 jedes Jahr vergeben worden. Mit insgesamt 16 Echos wurde die Schlagersängerin Helene Fischer am häufigsten ausgezeichnet. (dk)
Update 16.43 Uhr: LSVD begrüßt Distanzierung der Musikindustrie von Menschenfeindlichkeit
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) hat die "deutliche Distanzierung des Verbandes der Musikindustrie von Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie und Gewaltverharmlosung" begrüßt. Vorstandsmitglied Jenny Renner erklärte in einer ersten Reaktion, dass "systematischer Hass und Aufrufe zur Gewalt bis hin zum Mord" nicht von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt seien. "Hasssänger sollten weder Rückendeckung noch Preise oder eine Bühne erhalten", so Renner.
Noch sei aber viel zu tun. Der Verband wies auch darauf hin, dass am Wochenende ein Auftritt des jamaikanischen Hasssängers Bounty Killer in Dortmund geplant sei, der in Songs zur Ermordung von Homosexuellen aufruft (queer.de berichtete).















Stimmen gabs genug, die davor das Unverständnis darüber ausgedrückt haben.
Da die Verantwortlichen aber offenbar unfähig waren zu handeln, finde ich es nur konsequent, dass sie den Echo jetzt einstampfen.