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"Ich wollte sofort Film mit Spacey drehen"
Bernardo Bertolucci verteidigt Kevin Spacey
Der Regisseur von "Der letzte Tango in Paris" findet den Umgang mit Kevin Spacey nach den Missbrauchsvorwürfen unmöglich.

Kevin Spacey wird wegen der Missbrauchsvorwürfe nicht mehr Präsident Frank Underwood in der letzten Staffel von "House of Cards" spielen (Bild: Netflix)
- 2. Mai 2018, 10:42h 2 Min.
Dutzende Männer beschuldigen den zweifachen Oscar-Preisträger Kevin Spacey sexueller Übergriffe. Dennoch nimmt einer der weltweit angesehensten Filmemacher den US-Schauspieler in Schutz: Der 77-jährige Italiener Bernardo Bertolucci hat laut dem Magazin "Hollywood Reporter" bei der Premiere einer restaurierten Fassung seines Kinoerfolgs "Der letzte Tango in Paris" am Samstag in Bari seinen Unmut darüber gezeigt, dass Spacey in Hollywood auf der schwarzen Liste steht.
Bertolucci, der unter anderem die von Kritikern hochgelobten Filme "Der letzte Kaiser" und "Little Buddha" inszeniert hatte, kritisierte seinen Regie-Kollegen Ridley Scott, weil dieser im schon abgedrehten Film "Alles Geld der Welt" Spacey nach dem Bekanntwerden des Skandals kurzerhand mit dem 88-jährigen Christopher Plummer ersetzte. Als Bertolucci davon erfahren habe, habe er Scott über dessen Schnittmeister ausrichten lassen, "dass er sich schämen soll". "Und dann wollte ich sofort einen Film mit Spacey drehen", ergänzte der italienische Regisseur. Laut dem "Hollywood Reporter" erhielt Bertolucci für diese Aussage viel Applaus. Er erklärte dennoch weiter, dass er ein Anhänger der #MeToo-Bewegung sei.

Bernardo Bertolucci ist ein bekennender Spacey-Fan, auch nach dessen Missbrauchsskandal (Bild: laurentius87 / flickr)
Bertolucci stand ebenfalls in der Kritik
Auch Bertolucci hatte wegen eines sexuellen Vorfalls in der Kritik gestanden, allerdings aus anderen Gründen als Spacey: Er hatte vor einigen Jahren enthüllt, dass er bei der Vergewaltigungsszene in "Der letzte Tango in Paris" der Schauspielerin Maria Schneider nichts vom Inhalt der Szene gesagt habe, damit diese "geschockt" reagiert. Bereits vor elf Jahren hatte die 2011 verstorbene Schauspielerin zu der angesprochenen Szene mit Marlon Brando gesagt: "Ich hätte meinen Agenten anrufen oder meinen Anwalt zum Set kommen lassen sollen, weil man jemanden nicht zwingen kann, etwas zu tun, was nicht im Drehbuch steht. Aber zu dieser Zeit wusste ich das nicht." Sie habe sich damals "etwas vergewaltigt" gefühlt, sowohl von Brando als auch von Bertolucci.
Gegen Spacey wird derzeit wegen verschiedener Missbrauchsvorwürfe in London, im US-Bundesstaat Massachusetts und in Los Angeles behördlich ermittelt (queer.de berichtete). Die Welle der Vorwürfe um den bis zum Herbst letzten Jahres hoch angesehenen "House of Cards"-Darsteller ausgelöst hatte der Schauspieler Anthony Rapp ("Star Trek: Discovery"). Der 46-Jährige berichtete, dass er vor mehr als drei Jahrzehnten als 14-Jähriger von einem angetrunkenen 26-jährigen Spacey bedrängt worden sei. Daraufhin veröffentlichte Spacey eine umstrittenen Stellungnahme, in der dieser sich für die möglicherweise begangene Tat entschuldigte und sich als schwul outete (queer.de berichtete). Als immer mehr Männer von angeblichen Übergriffen des Schauspielers berichteten, wurde Spacey in der Filmwelt zur Persona non grata. (dk)















Ich finde es peinlich, diese gespielte Aufregung.