Der Diplomat Richard Grenell, Donald Trumps neuer Botschafter in Deutschland, ist am Donnerstag offiziell im Weißen Haus vereidigt worden. Ausgerechnet Vizepräsident Mike Pence nahm dem 51-Jährigen in einer Zeremonie den Amtseid ab – Grenells Partner Matt Lashey, mit dem er seit 15 Jahren liiert ist, hielt dabei die Bibel. Der erste offen schwule US-Chefdiplomat in Deutschland brachte auch seine Mutter und seine beiden Brüder zur Zeremonie mit.
Pence, der sich vor allem durch seine Abneigung gegen LGBTI-Rechte einen Namen gemacht hat, erwähnte in seiner Rede auch Grenells "Familie" – in die Auflistung schloss er den Freund sowie dessen Eltern namentlich ein. Er würdigte Grenell als hoch qualifiziert für seine neue Aufgabe und erklärte, dass der neue Botschafter die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland stärken werde.
Grenell war bereits im Sommer letzten Jahres vom US-Präsidenten für den Botschafterposten in Berlin nominiert worden (queer.de berichtete). Vergangene Woche wurde er nach langen Debatten vom US-Senat bestätigt (queer.de berichtete). Die meisten Mitglieder der demokratischen Oppositionsfraktion stimmten gegen den langjährigen Trump-Anhänger und begründeten das unter anderem mit sexistischen Tweets gegen politische Gegner wie Hillary Clinton oder die lesbische Journalistin Rachel Maddow, für die er sich inzwischen entschuldigt hat.
Grenell war Bushs Sprecher bei der UN
Der neue amerikanische Botschafter in Berlin hat eine lange politische und diplomatische Karriere hinter sich: Nach seinem Studium an einer von der evangelikalen Pfingstbewegung betriebenen Privat-Hochschule sowie an der Universität Harvard arbeitete er für mehrere republikanische Politiker, darunter den New Yorker Gouverneur George Pataki, US-Senator John McCain und den Kongressabgeordneten Dave Camp. Grenells diplomatische Laufbahn begann im Jahr 2001, als er vom damaligen Präsidenten George W. Bush zum US-Sprecher bei den Vereinten Nationen ernannt wurde. Diese Rolle hatte er bis 2008 inne, länger als jeder andere. Danach gründete er ein Beratungsunternehmen für Medien und war als republikanischer Kommentator in US-Nachrichtensendern, insbesondere im konservativen Haussender Fox News Channel, tätig.
Im Präsidentschaftswahlkampf 2012 war Grenell der außenpolitische Sprecher des republikanischen Kandidaten Mitt Romney. In der aufgeheizten politischen Atmosphäre wurde er aber wegen seiner Homosexualität von konservativen Republikanern attackiert und musste schließlich das Amt aufgeben (queer.de berichtete). 2016 warb er bereits früh auf den zunächst als aussichtslos geltenden Kandidaten Donald Trump und verteidigte ihn auch nach seinem Amtsantritt gegen jegliche Kritik. Damit verdiente er sich offenbar den Botschafterposten, da der US-Präsident bedingungslose Loyalität über alles schätzt. Für LGBTI-Rechte hat sich Grenell bislang nicht offen eingesetzt. (dk)