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Sachsen-Anhalt
Weiter Auseinandersetzung um "abartige" schwule Kunst
Der Berufsverband Bildender Künstler kritisiert die Merseburger Museumsdirektorin, weil sie ein schwules Kunstwerk als "abartig" bezeichnet hatte. Es sei aber in Ordnung, dass das Werk aus Jugendschutzgründen nur eingeschränkt zugänglich ist.

Das Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg will seinen Bürgern das Durchblättern durch die "abartigen" Collage-Hefte nicht erlauben – angeblich aus Jugendschutzgründen (Bild: Silas Schmidt von Wymeringhausen)
- 8. Mai 2018, 13:11h 2 Min.
Im Streit um das Kunstwerk "Cruising" hat der Vorstand des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) Sachsen-Anhalt die Wortwahl der Museumsdirektorin Karin Heise kritisiert, die die von Silas Schmidt von Wymeringhausen erstellte Sammlung von Collageheften als "abartig" bezeichnet hatte. Das Kunstwerk zum Thema schwuler Sex wird in Heises Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg in der vom BBK organisierten Ausstellung "Generell frisch" gezeigt. Nachdem die Arbeit von der Direktorin als "abartig" gewertet worden war, wurde es nur in einer zensierten Fassung hinter Glas ausgestellt (queer.de berichtete).
Der BBK-Vorstand kritisierte in einer Pressemitteilung vom Montag "ausdrücklich" die Wortwahl, "die wir als eine persönliche und äußerst unpassende Reaktion von Frau Dr. Heise ansehen, mit der wir uns nicht identifizieren". Allerdings beharrt der Berufsverband darauf, dass das Werk aus Jugendschutzgründen nur unter Auflagen gezeigt werden dürfe. "Dies wäre bei vergleichbaren heterosexuellen Darstellungen nicht anders gewesen", erklärte der Vorstand.
"Als Verband sind wir dazu angehalten, mit Augenmaß zu handeln. So kurz vor der Eröffnung waren wir froh, eine Lösung zu finden, mit der sich alle Beteiligten einverstanden erklärt haben", so der Vorstand weiter. Der Künstler hatte im Gespräch mit queer.de allerdings erklärt, dass er sich mit den Bedenken kurz vor der Eröffnung zu dem "Kompromiss" genötigt gefühlt habe. Er stufte den Vorfall als Zensur und Diskriminierung aus Abneigung gegenüber Homosexuellen ein.
Keine Entschuldigung des Museums
Silas Schmidt von Wymeringhausen erklärte am Dienstag gegenüber queer.de, dass sich weder die Direktorin noch ein anderer Repräsentant des Museums für die Beschimpfung seines Werkes als "abartig" entschuldigt hätten. Er versuche nun aber mit Hilfe eines Professors der Hochschule Merseburg, eine Diskussionsveranstaltung zum Thema in den nächsten zwei Wochen auf die Beine zu stellen.
Noch ist unklar, ob das Museum Interesse an einer derartigen Veranstaltung hat. Vergangene Woche zeigte sich die Pressesprecherin gegenüber queer.de noch irritiert über die Kritik des Künstlers und drohte sogar mit rechtlichen Schritten gegen Schmidt.
Der BBK bekundete dagegen in seiner Pressemitteilung Interesse an "etwaigen Diskussionen" und äußerte den Wunsch, "dass die Abbildungen der streitbaren Teile des Werkes bereit gestellt werden, um eine fundierte Auseinandersetzung zu ermöglichen". (dk)
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Was Kinder betrifft (3-6 jährige) können die Hefte in einer bestimmten Höhe an die Wand angebracht werden, dass Kinder nicht selbstständig diese Hefte erreichen. Somit ist das auch geregelt.
Was der Künstler nun mit einer Diskussion auf die Beine stellen möchte, finde ich sehr positiv. Schade, dass das nicht vom Museum aus auf die Beine gestellt wird. Aber ich hoffe wenigstens, dass auch die Museumsdirektorin mitdabei sein wird, so dass wirklich eine gute, faire Gesprächsrunde entsteht mit respektvollem und lösungsorientiertem Umgang.